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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Linien, die eine hohle Kugel formten. Es war diese Hülle, die das Licht verströmte. Was, bei der Asche ihres Papas, war das, und warum hatte sie es noch nie zuvor gesehen?
    Bei der Asche ihres Papas? Oder bei seinem Staub? Sie hatte diese Kugel noch nie gesehen, bevor ihre Mutter ihr dieses Beutelchen mit Staub gegeben hatte. Sie hatte schon immer so viel Zeit mit Tagträumen verbracht, dass sie diese Kugel schon längst entdeckt haben müsste. Die Kugel und das Beutelchen Staub mussten ein und dasselbe sein.
    Das erschien ihr vollkommen klar. Ihr Papa würde ihr doch nicht ein stinkendes Beutelchen Staub schenken, wenn es nicht wichtig wäre.
    Neugierig formte Alissa einen dünnen, feinen Gedanken und richtete ihn auf die schimmernde Kugel. Sogleich verlor sie das gesamte Bild: Die Kugel, die verschlungenen Linien, sogar der vage Eindruck von in sich ruhender Kraft, alles war weg. Sie verkniff sich ein gereiztes Seufzen und versuchte es noch einmal. Es dauerte einen Augenblick, doch sobald sie sich richtig entspannt hatte, schwamm die Kugel wieder in ihr Blickfeld. Mit einem sanften Schubs richtete sie ihre Konzentration darauf.
    Es war wie das Klicken eines Schlosses, eine fühlbare Berührung, so befriedigend und gewiss, als sei ein Schmetterling mit ihr zusammengestoßen. Alissa schnappte nach Luft und hielt die aufbrandende Erregung fest im Zaum. Ein Faden schimmernder Seide hatte sich blitzschnell von der Kugel gelöst, raste in einem anmutigen, S-förmigen Bogen durch ihre Gedanken und kam urplötzlich zum Halten.
    Sie weigerte sich, die Augen zu öffnen, sondern starrte in ihr Inneres, wo sie nun beobachtete, wie sich das schimmernde Zeug sammelte und weiter ausbreitete, wie Risse in frischem Eis. Ihr Kopf begann zu schmerzen, und überrascht erkannte sie genau das Kopfweh von heute Morgen. Jetzt befand sie sich auf vertrautem Terrain. Im Geiste öffnete sie den Kanal, um die Energie so abzuleiten, wie Nutzlos es getan hatte. Das Band aus Energie, oder aus Gedanken vielleicht, floss in einer eleganten Spiegelung seiner ursprünglichen Bahn zu der Kugel zurück und verschwand darin. Eine in sich verdrehte, überkreuzte Schleife zog sich eisig durch ihren Geist und stellte eine Verbindung zwischen ihrem Bewusstsein und der Kugel her.
    »Oh!«, rief sie vor Freude laut aus, und ihre konzentrierte Leere zersprang. Sie saß wieder vor dem Feuer, mit einer Schüssel Blaubeeren im Schoß.
    »Wenn du das Essen schon hortest«, vernahm sie Strells trockene Stimme, »dann solltest du es wenigstens auch essen.«
    Erschrocken blickte Alissa auf und sah Strell, der beunruhigend dicht neben ihr saß und eine Handvoll Beeren aß. »Wie lange bist du schon hier?«, platzte sie heraus und weigerte sich innerlich, ihrem Drang nachzugeben und von ihm abzurücken.
    »Nicht lange«, erwiderte er.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du dich neben mich gesetzt hast.«
    »Dachte ich mir.« Er grinste, als wüsste er etwas, das sie nicht wusste. »Und«, fragte er gedehnt, streckte die Hand aus und nahm sich eine Beere aus ihrer Schüssel, »wie war es?«
    »Was?«, fragte sie.
    »Wie war es?«, wiederholte er. »Hast du herausgefunden, wie du deine Bewusstlosigkeit kontrollieren kannst?« Mit wissendem Grinsen nahm er sich eine weitere Beere.
    »Hör auf damit!«, schrie sie und zog die Schüssel an sich.
    Kralle breitete die Flügel aus und hüpfte auf dem Feuerholz herum. Alissa erinnerte sich auch nicht daran, dass Kralle zurückgekommen war. Verwundert schürzte sie die Lippen, und Strell besaß die Dreistigkeit zu lächeln. Er beobachtete mit offensichtlicher Schadenfreude, wie ihr Stirnrunzeln in einen finsteren Blick überging, und begann dann zu kichern. »Ich lache nicht über dich«, versicherte er ihr unter schallendem Gelächter.
    »Hättest du wohl die Güte«, sagte Alissa mit angespannter Stimme, »mir zu erklären, wie du wieder ins Lager gekommen bist, ohne dass ich es gemerkt habe?«
    Strahlend antwortete er: »Zu Fuß.«
    Alissa tat so, als wolle sie die Beeren nach ihm werfen, und er hob in gespielter Furcht die Arme. Natürlich würde sie nichts dergleichen tun. Sie würde die Beeren essen. In allernächster Zukunft. Hoffte sie zumindest.
    »Ach, also schön«, gab Strell nach. Eine Spur Besorgnis zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Ich dachte, du wärst wieder ohnmächtig, aber du hast aufrecht gesessen, und Nutzlos hat nicht – hm.« Er versuchte, sein Schaudern zu überspielen, indem er die

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