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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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dachte Alissa kalt. Sie konnte sich kaum mehr beherrschen.
    »Nun hör aber mal …«, sagte er besänftigend.
    Ihre Wut siegte über die Vernunft, richtete sich aus und schickte eine weitere Schockwelle los. Sie schlug gegen die Barriere, die Nutzlos um ihre Kugel errichtet hatte, doch die ganze Kraft ihrer Empörung verpuffte wirkungslos an dem goldenen Schutzschild. Wie als Reaktion darauf wurde sie von schrecklichen Schwindelgefühlen gepackt, und sie musste darum kämpfen, bei Bewusstsein zu bleiben. Langsam ließ der Schwindel nach, doch die helle Entrüstung blieb. Er hatte sie von ihrer Kugel abgeschnitten. Wie konnte er es wagen!
    Alissa schleuderte einen Gedanken gegen seine Barriere, um sie zu durchbrechen. »Nein!« , kreischte sie, als eisig-heiße Flammen von dem Schutzschild ausstrahlten und ihren Geist verschlangen. Dies war der gleiche Schmerz, der den Geist ihres Vaters zerstört hatte, und sie geriet in Panik. Doch die Flammen erloschen, bevor der Schmerz sich festfressen konnte. Das war eine Warnung gewesen, weiter nichts. Innerlich kauerte sie sich zusammen. Schreck, Schmerz und Kränkung erfüllten sie, doch ein selbstzufriedenes gedankliches Schnauben von Nutzlos brannte diese bedrückenden Gefühle fort, bis nur noch frisch glänzende Wut übrig blieb. »Ich sagte, du sollst verschwinden« , schleuderte Alissa ihm entgegen.
    »Kind …« , sagte er sanft, doch die Emotion, die sie von ihm empfing, war Mitleid, und das machte sie nur noch zorniger.
    »Raus!«
    »Alissa, beruhige dich« , säuselte er. »Ich habe deine Quelle mit einem Bann abgeriegelt. Nichts kann hinein oder heraus, und wenn du nicht sofort die Versuche einstellst, mich zu rösten, wirst du deine eigenen Pfade zu Asche verbrennen. Es ist mein gutes Recht, dir den Zugang zu deiner Quelle zu verwehren, bis du damit umzugehen weißt. Dass du überhaupt eine besitzt, ist ein unglückseliger Zufall, und noch unglückseliger ist die Tatsache, dass du dir ihrer bewusst geworden bist.«
    »Raus!« Ein schwacher Schimmer umgab ihre Pfade. Er wurde stärker, nährte sich aus ihrem eigenen Geist, von irgendetwas in ihr, ihrer eigenen Energie, nicht der der Kugel. Eine Kraftwelle explodierte in alle Richtungen. Sie war nicht so gezielt wie vorher, doch ebenso wirkungsvoll. Vielleicht sogar noch effektiver.
    Der hallende Knall stummer Gedankenkräfte erschütterte Nutzlos offensichtlich. »Bei den Wölfen, Alissa. Nun hör mir doch erst einmal zu.«
    »Raus hier!« Ein weiterer, glühend heißer Gedanke rüttelte an ihm. Alissas Pfade füllten sich mit neuer Energie, und sie wusste, dass Nutzlos es ebenfalls sah; sogleich schien er ein wenig zu verblassen.
    »Schön.« Das hörte sich geradezu schnippisch an. »Ich gehe. Aber hör auf deinen leichtfüßigen Liedermacher und geh nach Hause. Lass Bailic noch fünfzehn Jahre Zeit, seinen letzten Atemzug zu tun. Deine Ausbildung muss warten, bis gewisse Dinge sich gelegt haben.« Er zögerte. »Du brauchst dir gar nicht erst die Mühe zu machen wiederzukommen, wenn du bis dahin nicht gelernt hast, dich zu beherrschen.«
    »Fünfzehn Jahre!« , rief sie. »Sich gelegt haben! Meinst du nicht eher, bis jemand dich aus deiner Zelle geholt hat?« Doch er hatte sie nicht mehr gehört. Er war schon halb verschwunden und hatte seine Emotionen – Ärger, Überraschung, Gereiztheit und Empörung – mitgenommen. Alissas eigene Gefühle wirkten so allein nun recht schwach und kläglich. Doch er nahm noch etwas anderes mit, und sie runzelte die Stirn, als sie erkannte, dass es Belustigung war.
    »Asche. Das lief ja prächtig« , meinte sie ihn kichern zu hören. »Wie ist sie dahintergekommen?«
    Hastig befahl Alissa ihr Bewusstsein zurück zum Lagerfeuer und zu Strell. Sie öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. Zuerst dachte sie, das Lager sei umgeräumt worden, doch dann merkte sie, dass sie auf Strells Matte stand und ziemlich unhöflich mit dem Finger auf ihn zeigte. Kralle war nirgends zu entdecken.
    Strell stand steif mit dem Rücken an dem Baum, an dem sie gesessen hatte. Er hielt seine Flöte mit weißen Fingerknöcheln umklammert. Alissas Beeren waren als blaue Pfütze auf ihrer braunen Decke verstreut, und in Erinnerung an ihre Pfade wirkten die Beeren wie durch goldene Bänder miteinander verknüpft, bis sie die letzten Bilder ihres inneren Auges abschüttelte. »Alissa?«, fragte Strell zögerlich.
    »Äh, ja«, sagte sie, ließ den Arm sinken und fragte sich, wie sie hier

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