Alissa 1 - Die erste Wahrheit
beinahe riechen. Es kam ihr so vor, als zöge irgendetwas sie zur Feste hin. Aber bei den Hunden des Navigators, es war doch nur ein Buch.
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S and nach Westen schützt am besten«, hörte Alissa Strell flüstern, als er seine Handvoll Staub der untergehenden Sonne entgegenblies. Sie hatte beobachtet, wie er sorgfältig seine Steinchen und Kiesel auswählte und hinlegte. Er ging dabei zwar sehr unauffällig vor – stupste hier einen Stein mit der Stiefelspitze an oder schnürte dort seine Stiefel und ließ dabei einen weiteren fallen –, doch der Staub war recht offensichtlich, und er senkte den Blick, als er ihre fragende Miene bemerkte. »Ich glaube ja nicht, dass es wirklich funktioniert«, brummte er. Sie nickte niedergeschlagen und wandte sich wieder seinem alten Hut zu. Wer war sie denn, dass sie sich über so etwas beschweren dürfte? Ihr Papa hatte zaubern können. Süß wie Kartoffeln, wie Strell sagen würde.
Vorhin, nach der üblichen lautstarken, langwierigen »Diskussion«, hatte Strell sich für diese Stelle am Fuße dreier riesiger Kiefern entschieden. Das Lager war rasch errichtet. Obwohl sie erst seit kurzer Zeit zusammen reisten, hatten sie bereits eine angenehme Routine entwickelt. Strell baute schon einmal im Groben auf, während Alissa nach Essbarem suchte. Dann kochte er das Abendessen, während sie letzte Hand ans Lager legte. Das klappte gut, und sie waren einander nicht ständig im Weg. Vor allem aber wusste Alissa so ganz genau, was in den Topf kam.
Als sich der Himmel verdunkelte und der vertraute Nebel aufstieg, saßen sie zufrieden am Feuer. Alissa lehnte mit dem Rücken am größten der drei Bäume, und sie spürte, wie der Wind ihn ab und zu leicht bewegte. Die nächtliche Kälte kroch aus dem Boden, als das Licht schwand, und Alissa arbeitete fleißig an Strells scheußlichem alten Hut. Sie fand, dass Kälte, genau wie Hunger, ihren Trotz ganz wunderbar anstachelte. Sie hatte es ernst gemeint, als sie gesagt hatte, er könne ihren Hut haben, aber Strell sah damit lächerlich aus. Wenn sie seinen alten Hut halbwegs anständig herrichtete, so hoffte sie, würde er vielleicht wieder tauschen wollen.
Strell war damit beschäftigt, ein Geschüh anzufertigen. Er hatte den ganzen Nachmittag darauf verwandt, Alissa davon zu überzeugen, dass Kralle diese Riemchen tragen musste, doch nun zweifelte sie wieder daran. Er hatte schon zwei schmale Streifen aus einem alten Lappen geschnitten und versuchte nun, sie an den Beinen ihres widerspenstigen Vogels zu befestigen. Leder, hatte er behauptet, wäre besser, doch die einzige Quelle dafür, abgesehen von ihren Mänteln, wäre die Karte gewesen, und die wollte er nicht anrühren.
»Komm schon, Kralle«, lockte er. »Du wirst dich bald daran gewöhnen.«
Kralle rupfte an den ungewohnten Fesseln und biss den dünnen Stoff glatt durch. Unter fröhlichem Keckern hielt sie die Fetzen hoch und schüttelte sie kräftig. Das neue Spiel machte ihr Spaß, und sie warf die Streifen in Strells Schoß, damit er sie wieder festband. »Das wird nichts«, seufzte er, als Alissa in Lachen ausbrach. »Sie reißt sie einfach herunter.« Er drehte den Saum seines Mantels um und betastete ihn. Alissa konnte seine Gedanken beinahe hören. Sein Mantel war neu, ihrer offensichtlich nicht.
»Du wirst schon etwas von deinem Mantel nehmen müssen«, warnte sie ihn. »Ich halte ein Geschüh immer noch für keine gute Idee. Kralle fliegt frei. Sie wird irgendwo hängen bleiben.«
»Entweder bekommt sie ein Geschüh, oder ich werfe eine Decke über sie, wenn du wieder ohnmächtig wirst. Ich habe sie nicht unter Kontrolle.«
»Warum denn?« Alissa legte ihre Arbeit nieder, um ihn misstrauisch anzustarren. »Wird sie wild?«
»Äh – ihre Krallen sind furchtbar scharf.« Strell warf einen verlegenen Blick auf die frisch verheilten Narben an seinen Händen, und Alissa nickte. Die heilende Wirkung der Salbe ihrer Mutter verhielt sich zwar direkt proportional zu dem übelkeiterregenden Gestank, doch Schmerzen waren immer noch Schmerzen.
»Nun, ich halte das trotzdem für keine gute Idee«, sagte sie.
Strell holte sein weniger scharfes Messer aus dem Bündel, zog den Mantel gar nicht erst aus, sondern trennte den Saum einfach so auf, um zwei Streifen herauszuschneiden. Kopfschüttelnd beugte sich Alissa wieder über ihre Arbeit. Sie würde seinen Mantel jedenfalls nicht neu säumen.
»Weißt du«, sagte sie und biss ein Stück Faden ab, »für
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