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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sie vor der Schwärze ihres leeren Geistes so gut wie unsichtbar waren, und wenn sie nicht mit dünnen goldenen Fädchen durchwoben gewesen wären, hätte sie ihnen gar nicht folgen können. In jeder erdenklichen Form breiteten sie sich aus, schienen aber nur dann solider zu werden, wenn man sie aus einer Richtung betrachtete. Die Pfade berührten einander und verzweigten sich wie die Adern in einem Blatt, sie bildeten ein fantastisches Muster, in alle Richtungen verzweigt, mit mehr Verbindungspunkten, als es Sterne am Himmel gab.
    Das Netz lag dunkel und kalt im Schatten der hell strahlenden Schleife und der Kugel. Alissa betrachtete es genauer und versuchte, ein Gefühl dafür zu bekommen, zu was es dienen sollte. Sie war sicher, dass sie irgendetwas bewirken konnte, indem sie diese Schleife aus Energie durch diese Pfade leitete, doch welcher Weg tat was? Es gab einfach zu viele Möglichkeiten.
    Beginne mit dem, was du weißt, Lissy, hätte ihr Papa gesagt. Mit einem geistigen Achselzucken suchte sie die Linien heraus, die sie benutzt hatte, um die Kopfschmerzen wegzuschicken. Sie legte dort einen Tropfen Bewusstsein ab, der als permanenter Abfluss dienen und die quälenden Kopfschmerzen wie ein Graben ableiten würde, falls sie wieder in Ohnmacht fiel. Höchst zufrieden mit sich selbst lächelte sie vor sich hin.
    Ihre Zufriedenheit währte nur leider nicht lange.
    Wogen von Zorn und Überraschung brachen über ihr zusammen, erschreckend intim. Das waren nicht ihre Gefühle, und sie versuchte ängstlich, die Öffnung, die sie in der Kugel geschaffen hatte, wieder zu schließen. Ihre gewundene Schleife leerte sich und erlosch mit einem unhörbaren Zischen. Alissa beorderte ihr Bewusstsein durch schiere Willenskraft zurück ans Feuer und geriet in Panik, als sie feststellte, dass das nicht ging. Jemand hielt sie in diesem Nirgendwo zwischen ihren Gedanken und der Wirklichkeit fest, und dieser Jemand war gar nicht glücklich.
    Da brach etwas in ihr. Wut, heiß und machtvoll, erfüllte sie. Diese Wut nährte sich nicht aus Angst oder Frustration, sondern aus dem Gefühl, dass ihr Unrecht widerfuhr und sie nicht die leiseste Rücksichtnahme in diesen fremden Gedanken spürte. Es war Nutzlos. Er hatte hier nichts zu suchen. Er durfte nicht bleiben. Sie würde ihn vertreiben!
    Abscheu fachte ihre Wut zusätzlich an, und wie als Reaktion darauf glühte die Kugel noch heller. Mit einer plötzlichen, lautlosen Explosion schoss die Kraft aus ihrer Kugel in einer gewaltigen Druckwelle hervor. Diese Welle sah aus wie das Kräuseln auf dem Wasser, wenn man ein Steinchen hineinwirft. Alissa vernahm einen unhörbaren, erschrockenen Schmerzenslaut.
    »Bein und Asche!«, fühlte sie Nutzlos in ihren Gedanken fluchen, als er sich hinter eine Art hastig errichtete Gedankenblase duckte. »Bei den Wölfen, woher … Meson, du Narr. Du hast ihr diese Quelle gegeben? Sie wird sich damit umbringen.«
    Freude mischte sich in Alissas Zorn, seidig-glatt und verführerisch. Sie war also keineswegs hilflos. Sie stieß eine zweite Kraftwelle an und schürte ihre Wut mit der Rechtfertigung, dass er kein Recht hatte, hier zu sein. Dies war ihr Geist, und der gehörte ihr allein.
    Eine zweite Schockwelle breitete sich aus, die ihr intensiver und kontrollierter erschien. Wieder ging die fremde Präsenz in Deckung. »Asche«, hörte sie ihn keuchen. »Sie hat das verdammte Ding schon beinahe in sich aufgenommen. Was bei den Wölfen hat Meson damit gemacht, es über ihre Wiege gehängt?«
    Sie spürte ein Zupfen an ihrem Bewusstsein, als wolle jemand ihre Aufmerksamkeit unbedingt in eine andere Richtung lenken. Gleich darauf verhüllte ein dicker Schleier aus schimmerndem Gold ihre Kugel. Alissa erstarrte, als ihr klar wurde, dass Nutzlos eine Barriere zwischen ihr und der Kugel errichtete.
    »He!«, kreischte sie in Gedanken. »Was tust du da?«
    »Ich kann … dich hören«, stammelte Nutzlos in ihrem Kopf. Sein Schock war so spürbar, dass ihre Wut erlahmte, überwältigt von seinem Entsetzen. »Kannst du mich verstehen?«
    »Natürlich kann ich dich verstehen«, erwiderte Alissa hitzig. »Hältst du mich für schwachsinnig?«
    Nun wurde dem dicklichen Brei ihrer vermengten Gefühle noch Verwirrung hinzugefügt. »Nein, natürlich nicht.« Anscheinend war er so verblüfft, dass er das Gespräch in vertrautere Bahnen lenken wollte. »Ich habe nur … Kein Bewahrer, schon gar kein latenter, hat mich je auf diese Weise gehört.«
    »Verschwinde«,

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