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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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hinter sich. »Ist das eine Straße? Meinst du, sie führt zur Feste?«
    Strell grinste und schob seinen Hut zurück, um zum Himmel aufzublicken. »Für die Nacht? Ja. Ist das eine Straße? Ja. Wir gehen darauf, seit du das letzte Mal gestolpert bist. Führt sie zur Feste? Darauf würde ich meine letzte Flöte verwetten.«
    »Warum dann anhalten!«, rief Alissa, plötzlich überwältigt von einer Mischung aus Vorfreude und Angst. »Gehen wir bis dorthin. Heute Abend noch!«
    Strell schwang sein Bündel von den Schultern und holte die Karte heraus. »Ich glaube, wir sind hier«, sagte er und deutete auf eine Stelle. »Bis Sonnenuntergang schaffen wir es nicht mehr zur Feste. Machen wir heute früher Schluss. Dann kann ich noch meinen Mantelsaum in Ordnung bringen, und wir können etwas Gutes kochen.« Er zögerte. »Und ein bisschen überlegen.«
    Alissa sah, wie er gen Westen die Straße entlangblickte. Es ging ihm offensichtlich nicht darum, seine Kleidung in Ordnung zu bringen. Er war nervös.
    »Außerdem«, sagte er und blickte durch die kahlen Zweige zum Himmel auf, »ist da oben keine Wolke. Wir haben Zeit. Schnee wird es noch keinen geben. Vielleicht in einer Woche.«
    Alissas Herz machte einen Satz. »Asche, Strell!«, rief sie. »Hörst du endlich auf damit?«
    Er warf ihr ein schiefes Lächeln zu, verließ die mit Gras bewachsene Straße und ließ sich mit einem schweren Seufzen daneben nieder. »Womit denn?« Er atmete tief durch. »Mit dem Schnee?«, sagte er dann gedehnt.
    Kopfschüttelnd gesellte sie sich zu ihm. Er hatte das Wort drei Mal ausgesprochen. Jetzt würde es ganz sicher schneien.

 
    – 17 –
     

    E s war die Kälte, die sie weckte, als die Morgensonne gerade über den Horizont lugte. Die eisige Luft zwickte und brannte in Alissas Nase. Sie sah sich um und entdeckte Strell mit offenem Mund, aus dem unter leisem Schnarchen Wölkchen feuchter Atemluft in den scharfen Frost aufstiegen. Gestern Nacht hatte die Kälte von den riesigen Eisfeldern im Norden sich von Tal zu Tal vorangeschoben wie ein Fluss zwischen Felsbrocken, um den Bergen den Winter zu bringen. Es war kalt. Sehr kalt. Alissa konnte sich nicht erinnern, wann sie je so gefroren hatte. Es tat beinahe weh.
    Sie stützte sich auf einen Ellbogen und stocherte in den Kohlen herum, bis eine kleine Flamme emporzüngelte. Es war schwierig, Brennstoff nachzulegen, ohne ihre Decke zu verlassen, doch sie schaffte es. An den Bäumen um sie herum glitzerte eine dünne Schicht Raureif in der Morgensonne. Kralle war unterwegs, zweifellos im stillen Wald auf Beutejagd. Mit der neuen Leichtigkeit, die sie ihren Vormittagen des Übens im Gestrüpp verdankte, visualisierte Alissa ihre Quelle, um nachzusehen, ob Nutzlos’ Bann durch irgendein Wunder verschwunden war. War er nicht. Die dünne Hülle, die ihre strahlende Kugel umschloss, war noch da. Alissa verharrte reglos, als ihr ein Gedanke kam. Langsam zog sie das Beutelchen Staub aus ihrem Kittel und betrachtete es. Der Staub und die Kugel mussten etwas miteinander zu tun haben. In der Hoffnung, dass Nutzlos’ Bann sie diesmal vielleicht durchlassen würde, hielt sie das Säckchen fest umschlossen und schob einen winzigen Gedanken dichter an ihre Quelle heran. Sie hielt den Atem an. Näher … noch näher …
    »Au«, murmelte sie, als ein Strahl flüssigen Feuers durch ihren Kopf schoss. »Verfluchter Bann«, brummte sie. Mit einem Blick auf Strell steckte sie das übelriechende Beutelchen wieder unter ihren Kittel und beschloss, sich lieber um das Frühstück zu kümmern.
    Von der Kälte zur Eile getrieben, war Alissa mit den Frühstücksvorbereitungen fertig, lange bevor Strell auch nur das geringste Anzeichen dafür zeigte, dass er bald aufwachen würde. In der vergangenen Woche war er immer später und langsamer aufgestanden und immer unleidlicher dabei geworden. Anfangs war es nicht so schlimm gewesen. Offensichtlich war das Wesen, das er zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise gezeigt hatte, nur eine Fassade gewesen, die zusehends verfiel; wer wusste, welche Abgründe sie noch erwarteten? Doch sie beklagte sich nicht. Es war amüsant, ihm dabei zuzusehen, wie er versuchte aufzuwachen.
    »Strell?«, rief sie leise. Keine Antwort. Das überraschte sie nicht.
    »Strell«, sagte sie lauter. Er nuschelte etwas und drehte sich um.
    »Strell!«, schrie sie.
    Das zeitigte die erwünschte Wirkung – schläfrig rollte er sich wieder zum Feuer herum. »Tee?«, krächzte er, setzte sich auf und

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