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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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streckte einen Arm aus.
    Höhnisch kichernd reichte Alissa ihm seinen Becher. Offensichtlich wusste er die Schönheit des Sonnenaufgangs nicht zu schätzen.
    »Der Wasserschlauch ist halb gefroren«, bemerkte sie, als sie ihm seine Hälfte des Frühstücks reichte. »Nur gut, dass wir heute Nacht ein festes Dach über dem Kopf haben werden.«
    »Ja, aber werden wir sie in einem Gästezimmer oder im Kerker verbringen?«
    Er brachte doch tatsächlich einen vollständigen Gedanken heraus – Alissa war so überrascht davon, dass sie einen Augenblick brauchte, bis sie antworten konnte. »K-Kerker?«, stammelte sie schließlich.
    Er blinzelte benommen. »Hast du Bailic vergessen?«
    »Natürlich nicht!«, protestierte sie, obwohl sie tatsächlich nicht mehr an ihn gedacht hatte.
    Strell verzog das Gesicht, und in Erwartung eines weiteren Streits stellte sie energisch ihren Becher ab. Tee schwappte heraus und bildete eine dampfende Pfütze, die vor Alissas Augen zu gefrieren schien. Strell nippte vorsichtig an seinem Tee und ignorierte ihren Temperamentsausbruch. »Na ja, jetzt gibt es ohnehin keinen Weg durch die Berge mehr«, sagte er.
    Alissa zog ihren Mantel enger um sich und stimmte ihm im Stillen zu. »Asche, Strell«, brummte sie. »Bailic wird nicht ahnen, wer ich bin. Ich sehe meinem Papa überhaupt nicht ähnlich.«
    Strell zog die Brauen hoch, und Alissa starrte in ihren Tee, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. »Ich mag Nutzlos ebenso wenig wie du«, sagte sie leise. »Aber wir müssen versuchen, ihn zu befreien.«
    »Trotz zweier verriegelter Türen?«, erwiderte Strell. »Außerdem, warum glaubst du eigentlich, dass Bailic ihn dann nicht einfach wieder einsperren würde?«
    Alissa stieß langsam und beherrscht den Atem aus. Sie war sicher, dass die Kammer unter der Treppe, von der Strell ihr erzählt hatte, dieselbe war, in der ihr Vater sein Bündel versteckt hatte. Sie hatte aber keinen Tunnel gesehen, der von dort ausging. Vielleicht meinte Nutzlos einen anderen Bereich unter einer anderen Treppe. Dennoch war sie sicher, dass sie irgendeinen Weg finden würde, durch die verriegelten Türen zu gelangen. Dann würde Nutzlos sich um Bailic kümmern.
    Strell räkelte sich, ließ sich mit leisem Stöhnen wieder auf die Matte fallen und wollte offensichtlich das Thema wechseln. »Ich schlage vor, wir nutzen den Vormittag, um uns eine glaubhafte Erklärung dafür auszudenken, warum zwei Leute so dumm sein könnten, sich derart spät im Jahr in den Bergen herumzutreiben.«
    Alissa beendete ihre Mahlzeit und staunte erneut, wie klar seine Gedanken heute Morgen waren. Offensichtlich hatte er sich diese Sache schon durch den Kopf gehen lassen. »Hast du eine Idee?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Was mich angeht, würde ich bei der Wahrheit bleiben. Ein gestrandeter Barde ist nicht weiter ungewöhnlich, aber dass zwei zusammen reisen, kommt sehr selten vor.«
    »Ach ja?«, murmelte sie, denn von solchen Dingen wusste sie so gut wie nichts.
    »In meinem Berufsstand geht man sich lieber aus dem Weg. Die Bezahlung ist nicht so gut, wie du vielleicht meinst, da braucht man sich nicht auch noch gegenseitig Konkurrenz zu machen. Dass zwei Spielleute gemeinsam reisen, habe ich bisher nur erlebt, wenn die beiden Geschwister waren.«
    »Warum erzählen wir ihm dann nicht, dass wir Geschwister sind?«
    Strell warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Ich sehe dir überhaupt nicht ähnlich. Außerdem sind unsere Akzente völlig verschieden. Ein dreijähriges Kind würde das bemerken.«
    »Oh«, flüsterte sie. Alissa blickte durch die schwarzen Zweige nach oben und bemerkte einen schmalen Streifen Wolken am Horizont. Wenn das keine Schneewolken waren, wollte sie eines Tiefländers Maultier sein. Es würde eine jämmerliche Nacht geben, die tödlich enden könnte, wenn sie keinen Unterschlupf fanden.
    Kralle kehrte mit leeren Klauen zurück, als sie ihre Sachen einpackten. Anscheinend fehlten hier sämtliche in Frage kommenden Beutetiere, oder sie versteckten sich bereits vor dem drohenden Schneesturm. »Hier, Kralle«, rief Alissa und streckte das letzte Stück Dörrfleisch aus. »Du sollst auch etwas haben.« Kralle zwitscherte dankbar und nahm geziert die Häppchen entgegen, bis ihr Bauch sich zu runden begann.
    »Nicht so hastig.« Vorsichtig trat Strell das Feuer aus. »Sie wird nicht fliegen können, wenn du ihr so viel zu fressen gibst.«
    »Wann fliegt sie denn überhaupt noch?«, erwiderte Alissa trocken, und

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