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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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brannte kein Feuer, doch nach vielen Wochen im Freien fühlte sich der Raum dank dem Bann auf dem Fenster angenehm warm an. Es sah ganz so aus, als sei der letzte Bewohner einfach hinausspaziert – vor mindestens zehn Jahren. Dies, so entschied sie, sollte ihr Zimmer sein, vorausgesetzt, Strell fand etwas ähnlich Gemütliches nicht allzu weit entfernt.
    »Das Zimmer hat sogar Vorhänge«, bemerkte Alissa lächelnd, während sie den schweren gelben Stoff zwischen den Fingern rieb, »und einen Teppich.« Sie zog die Vorhänge zu und drehte sich strahlend um. Dies war der erste Anflug von Wärme und Gemütlichkeit, den sie gefunden hatten, und sie wollte ihn behalten.
    Strell grinste. »Du möchtest dieses Zimmer nehmen, nicht wahr?«
    »Sind Kartoffeln süß?« Alissa stellte ihre Kerze auf dem Kaminsims ab, ließ sich besitzergreifend in den Sessel fallen und sank tief in die muffigen Kissen.
    »Ich sehe mich auf diesem Flur weiter um. Vielleicht ist das nächste Zimmer größer.« Strell kicherte im Gehen in sich hinein.
    Alissa ließ sich noch tiefer in ihren Sessel sinken und entschied, dass es sie nicht kümmerte. Dieses Zimmer war wunderbar. Sie fühlte sich sogar schon zu Hause darin. Nur eines fehlte noch, damit alles vollkommen war, und sie pfiff. Wenn Kralle sie hören konnte, würde sie kommen. Alissa rührte sich nicht vom Fleck und pfiff erneut. Es würde vermutlich volle drei Pfiffe dauern, bis Kralle sie fand. Immerhin musste sie sieben Stockwerke überfliegen. Alissa holte gerade Luft, um ein drittes Mal zu pfeifen, als Strells schnelle Schritte draußen über den Flur hallten und er rutschend vor ihrer Tür zum Stehen kam. »Was! Was ist los?«, rief er.
    Sie starrte ihn erstaunt an und grinste dann, als ihr der Grund für seine Hast klar wurde. »Entschuldigung.« Sie lachte und freute sich, dass er es so eilig gehabt hatte, nachzusehen, ob es ihr gutging. »Ich habe nur Kralle gerufen.«
    »Das hört sich nicht an, als täte es dir aufrichtig leid«, brummte er und warf einen verstohlenen Blick hinter sich in den Gang. »Nächstes Mal könntest du mich wenigstens vorwarnen, ja?«
    »Strell«, flüsterte Alissa mit blitzenden Augen.
    »Was?«
    »Ich werde gleich pfeifen.«
    Er brummte, warf ihr einen säuerlichen Blick zu und stellte die Kerze ab, um sich die Ohren zuzuhalten. Alissa stieß einen gellenden Pfiff aus, und Kralle flatterte herein und ließ sich auf der Sessellehne nieder. Alissa machte sich nicht die Mühe, aufzustehen, sondern streckte stumm die Hand aus, um Kralles Gefieder zu kraulen.
    Strell schnaubte resigniert, doch dann runzelte er die Stirn. »Hast du das gehört?«
    Alissa schüttelte den Kopf, zögerte und nickte dann. Was als tiefes Grollen begonnen hatte, steigerte sich beunruhigend schnell zu einem lauten, zornigen Brüllen. Es war Bailic, der den Flur entlanggestürmt kam und irgendetwas Unverständliches schrie. Alissa sprang erschrocken auf. Was, so fragte sie sich, hatte sie nun wieder angestellt?
    »Wer hat diesen abscheulichen Lärm gemacht, und wie seid Ihr in dieses Gemach gelangt?« Bailics Gebrüll hallte durch den Flur, während er vor der Tür zum Stehen kam. Sein Hausmantel war offen und enthüllte einen schwarzen Kittel, dessen feiner Stoff und hervorragende Verarbeitung bemerkenswert waren. Die graue Weste stand ihm ausgezeichnet, sie hob seine Blässe hervor und ließ ihn umso eleganter erscheinen. Er hielt seine Kerze hoch, um sie beide zu betrachten.
    »Wir bitten um Verzeihung«, sagte Strell mit einer leichten, förmlichen Verbeugung, wobei er zwischen sie und Bailic trat. »Das war nur der Pfiff, mit dem wir unseren Vogel rufen.«
    Bailic holte tief Luft, als wollte er sie erneut anschreien, und Alissa duckte sich in ihren Sessel. Doch dann verpuffte sein Zorn, und seine Miene wurde erschreckend starr, als er langsam ausatmete und kaum merklich die Augen zusammenkniff. Seine eiskalte Beherrschung erinnerte sie an die Augenblicke, ehe ihr Papa in den Tod gestürzt war. Alissas Angst wuchs. »Ich verstehe«, sagte Bailic leichthin. »Es wird keine derartigen Störungen mehr geben.«
    Alissa spürte ein leichtes Ziehen an ihrem Geist, als zupfe jemand an ihrem Rock oder Ärmel. Sie zuckte zusammen und überspielte dies, indem sie Kralle streichelte. Der kleine Vogel funkelte Bailic drohend an und stieß ein klagendes Piepsen aus. Dieses Zupfen hatte sich ganz ähnlich angefühlt wie damals, als Nutzlos diesen verflixten Bann gewirkt hatte, um sie von

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