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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Zwielicht.
    »Alissa!«, rief Strell. »Nicht!«
    »Was ist denn?« Sie lächelte unschuldig und beugte sich noch weiter hinaus. Ein Kribbeln summte durch ihre Finger, die sich zu verkrampfen schienen, wo sie das Fensterbrett berührten. Überrascht fuhr sie zurück.
    »Tu das nicht!«, sagte Strell. »Sonst fällst du noch hinaus«, fügte er mit gesenktem Blick hinzu.
    Alissa ignorierte Strells übertriebene Angst und beugte sich vor, um erneut mit den Fingern über das Fensterbrett zu streichen. Diesmal war das Kribbeln eher ein scharfer Stich, und sie riss die Hand zurück. »Auf dem Fenster liegt ein Bann«, sagte sie und rieb sich die schmerzenden Finger.
    »Ein was?« Strell trat näher. Sie wusste nicht, ob er sich Sorgen um ihre Finger machte oder fürchtete, sie könnte sich erneut hinauslehnen.
    »Ein Bann«, wiederholte Alissa. »Du weißt schon, so etwas wie der, der mich von … von meiner Quelle abschneidet«, flüsterte sie. Sie blickte auf und sah an seinem Gesicht, dass er allmählich begriff. »Es ist kalt hier drin«, sagte sie, »aber nicht so kalt, wie es eigentlich sein müsste. Ich glaube, dieser Bann hält den Schnee draußen und die Wärme drinnen.«
    Strell runzelte besorgt die Stirn. »Die Wärme und strohköpfige Bauernmädchen, die nicht genug Verstand besitzen, um selbst dafür zu sorgen, dass sie nicht hinausfallen.« Als er bemerkte, dass sie sich immer noch die Finger rieb, beugte er sich darüber. »Lass mich mal sehen«, sagte er, nahm ihre Hand und untersuchte ihre Fingerspitzen. »Du solltest es besser wissen, als die Finger in einen brodelnden Topf zu stecken«, murmelte er, doch seine Worte waren ein warmer Hauch auf ihrer Haut.
    Alissa erstarrte, und Strell zog die Augenbrauen hoch und weigerte sich, ihrem sanften Ziehen nachzugeben und ihre Hand loszulassen. Beunruhigt entriss sie ihm ihre Finger und schob die Hand in die Tasche. »Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass er stärker wird, wenn ich seine Grenzen ausprobiere«, sagte sie. Der Schmerz in ihren Fingern und die Verwirrung in ihrem Kopf ließen ihre Stimme barscher klingen, als sie beabsichtigt hatte.
    »Na, komm.« Strell lachte leise. »Außer du möchtest hierbleiben und dir auch noch die andere Hand verbrennen?«
    Mit einem empörten »Hmpf« schnappte sich Alissa ihre Kerze und ging weiter zum nächsten Zimmer. Es war ganz ähnlich wie das erste. Sämtliche Räume im zweiten, dritten und vierten Stock waren merkwürdig leer. Allmählich glaubte sie schon, sie würde nie ein bequemes Plätzchen finden, wo sie sich hinlegen konnte, als sie im fünften Stock arg mitgenommene Bettrahmen fanden, die sich in zwei ordentlichen Reihen einen langen, schmalen Raum entlangzogen. »Soll ich die Bündel holen?«, erbot sich Strell, und Alissa verzog das Gesicht.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie zögerlich, denn sie fand diesen Raum kaum gemütlicher als eine Höhle. »Es muss noch etwas Besseres geben«, sagte sie, und sie zogen sich zurück.
    Doch sie stellten fest, dass alle Räume auf diesem Stockwerk so aussahen, und ebenso auf den nächsten beiden. Der einzige Unterschied war, dass weiter oben die Räume kleiner wurden, und die ungemachten Betten darin weniger. Alissa folgte Strell, und mit jedem kahlen Raum, den sie fanden, verdüsterte sich ihre Stimmung weiter. Doch als sie die Füße auf den Treppenabsatz des siebten Stocks setzte, straffte sie sich, erfüllt von einer neuen Zielstrebigkeit. Vielleicht war es ein Fragment aus der Erinnerung ihres Papas, doch sie wusste nun, wohin sie gehen musste. »Hier entlang«, sagte sie begierig, wandte sich nach links und ging an den zahlreichen, dicht nebeneinanderliegenden Türen vorbei bis zur letzten. Ihre Hand zuckte zurück, als sie die Tür berührte und ein schwaches Kribbeln spürte, doch unter ihrem leichten Druck knarrten die Angeln. Alissa, diesmal klüger, stieß die Tür mit dem Fuß auf.
    »Das ist besser!«, rief Strell aus und folgte ihr hinein. Das kleine Eckzimmer hatte überraschend große Fenster nach Süden und Osten, so dass fast den ganzen Tag lang die Sonne hereinscheinen konnte. Neben dem niedrigen Bett gab es noch einen wackelig aussehenden Tisch. In die Westwand war ein kleiner Kamin eingelassen. Daneben lag ordentlich aufgestapeltes Feuerholz. Ein großer, gepolsterter Sessel stand vor dem Kamin, doch der Stoff war so abgewetzt, dass man das Muster nur noch erahnen konnte. Über dem Kaminsims befanden sich leere Regalbretter. Auch hier

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