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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, ihre Abende ohne Strell verbringen zu müssen. Sie wüsste gar nichts mit sich anzufangen.
    Strell arbeitete schweigend vor sich hin. Es war dunkel in seiner Ecke, und Alissa ließ neben ihm eine Kugel weichen Lichts entstehen. Das war gefährlich, da Bailic Strell diesen Bann noch nicht gezeigt hatte. Doch Kralle warnte sie stets, wenn Bailic herunterkam. Trotzdem hatte Alissa Gewissensbisse und holte die geistige Suche nach Bailic rasch nach, wie sie es Nutzlos versprochen hatte; sie fand ihn sicher oben in seinen Gemächern.
    Dieser Bann war knifflig, denn Licht war beinahe das Gleiche wie die Energie ihrer Quelle im Rohzustand, sozusagen. Die Erschaffung einer solchen Lichtkugel glich dem, was sie versehentlich getan hatte, als sie sich letzten Herbst die Pfade verbrannt hatte, doch nun war die Reaktion fest in ein starkes Feld eingeschlossen und durch einen Bann unter Kontrolle. Wenn sie das Licht nicht mehr brauchte, oder in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ihr Feld zusammenbrach, würde die Energie ganz harmlos und durch die richtigen Kanäle wieder in ihre Quelle zurückfließen, von der dann kaum ein Tropfen fehlte. Nie wieder würde sie den Fehler begehen, eine so gewaltige Menge Energie zügeln zu wollen, ohne einen Platz, wohin sie fließen konnte, wenn Alissa fertig war. Strell merkte gar nichts von ihrer Hilfe und werkelte zufrieden weiter vor sich hin.
    »Strell?«, fragte sie in das gesellige Schweigen hinein.
    »Hm?«
    Alissa blickte durch eine Lücke zwischen den Vorhängen in den Garten hinaus. Der Schnee trug vom wiederholten Antauen und Überfrieren der vergangenen Tage eine dicke, gefährliche Kruste. Er schmolz zwar zusehends, war aber offenbar immer noch zu tief für Nutzlos. »Erzählst du mir vom Meer?«, fragte sie gedankenverloren.
    »Vom Meer?« Strell steckte sich einen Grabstichel hinters Ohr.
    Sie reckte sich nach ihrem Becher und trank einen Schluck. »Ja. Ich habe in letzter Zeit davon geträumt.«
    Strell unterbrach seine Arbeit, legte das Werkzeug weg und drehte sich um. Als er ihr Licht bemerkte, blinzelte er überrascht. »Machen diese Träume dir Angst?«, fragte er mit ausdrucksloser Miene. »Wecken sie dich manchmal auf?«
    »Bei den Hunden, nein!«, rief sie lachend aus.
    »Oh.« Mit einem Brummen kehrte Strell an die Arbeit zurück. »Das Meer ist manchmal glatt und manchmal voller Bewegung. Es kann blau sein oder grün oder sogar schmutzig weiß, je nachdem, wie der Himmel darüber ist.«
    »Ist es warm?«, fragte Alissa und schloss die Augen, um sich alles genau vorzustellen.
    »Nein.« Strell zog den Stichel hinter seinem Ohr hervor und kratzte eine Markierung ins Holz. »Ich habe gehört, je weiter man nach Süden geht, desto wärmer wird die See, doch die Leute von der Küste gehen selten dorthin.«
    Alissa erschauerte aus irgendeinem Grund. »Dann ist aber der Sand warm.«
    »Sand?«, rief er leise aus. »Nein, die Strände sind steinig.«
    »Überall?«
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sein Werkstück im Licht ihrer Kugel. »Fast überall.«
    »Aber es fliegen doch Möwen darüber hinweg, nicht wahr?«, fragte sie trocken, denn sie war sich sicher, dass zumindest dieser Teil ihres Traumbildes richtig sein musste.
    »Natürlich«, murmelte er geistesabwesend.
    »Und die Brise ist frisch und salzig und riecht nach violetten Meerespflanzen.«
    »M-hm.«
    Ihre Augen hatten sich bei ihrem Bemühen, sich die See vorzustellen, geschlossen, und sie lächelte in sich hinein. Sie hörte ein leises Geräusch, als er den Tisch verließ und mit seiner Arbeit ans Feuer umzog.
    »Und«, fuhr sie selbstsicherer fort, »wenn die Sonne aufgeht, lässt sie das Wasser grün aufblitzen.«
    »Äh … nein.« Strell setzte sich, und sein Sessel quietschte leise. »Aber es heißt, wenn man weit genug hinaussegelt, viele Wochen lang, dann könne man manchmal ein solches Blitzen sehen, wenn sie untergeht.«
    »Niemals, wenn sie aufgeht?«
    »Nein.«
    »Warum sollte jemand so weit hinaussegeln?«, fragte sie.
    »Sehr große Fische voller Öl und Fett.«
    »Hm.« Alissa dachte darüber nach, während Strell still in seinem Sessel werkelte. Sie war neugierig, was er da tat, und öffnete die Augen. »Oh!«, entfuhr es ihr, als sie sah, dass er seine alte Flöte polierte. Sie dachte, er hätte an seinem neuen Stück Euthymienholz gearbeitet. Anscheinend war er für heute Abend damit fertig, und Alissa ließ den Lichtbann über dem Arbeitstisch

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