Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
ihres Lehrers. Er wollte nicht, dass sie die Frage beantwortete, doch Bailic wusste ohnehin schon fast alles. »Nein« , sagte sie. Ihr war schlecht. Ihr Magen schmerzte. Wenn sie sich auf seine Stiefel erbrach, würde Bailic wissen, dass sie es nur auf ihr Buch abgesehen hatte.
    Bailics Blick huschte an ihr vorbei, zweifellos, um an Nutzlos’ Haltung abzuschätzen, ob sie die Wahrheit sprach. »Ein Jammer. Dennoch, wenn man genug Zeit hat, ist so gut wie alles möglich. Mit ein wenig Hilfe wäre ich vielleicht in der Lage, einen Weg zu finden?« Er lächelte einladend.
    Nutzlos flüsterte in ihren Gedanken: »Das ist zu g e fährlich« , und rief dann laut: »Nein, Alissa!«
    Bailic zuckte zusammen, als hätte er ihn geschlagen. »Ihr haltet Euch da heraus«, zischte er und drückte ihr Buch fester an sich. »Eure Schülerin und ich haben etwas zu besprechen.« Er zupfte seine gestohlene Meisterweste zurecht, ließ das Buch fallen und stellte einen Fuß auf die aufgeschlagenen Seiten. »Bitte verzeiht mir den kleinen Bann gerade eben. Hätte ich gewusst, dass Ihr es seid …« Er zuckte mit den Schultern. »Nun, Euch ist nichts geschehen, und wir können die Sache vergessen.«
    Sie zwang sich mit pochendem Herzen, den Blick von ihrem Buch loszureißen. »Ihr habt Euch kein bisschen ve r ändert, Bailic« , erklärte sie kühn.
    Nutzlos trat einen Schritt vor. »Lasst sie in Ruhe, Bailic.«
    »Ich denke nicht.« Bailic winkte sie zu sich heran, bereit, diese Nähe zu ertragen, weil er Nutzlos damit ärgern konnte. Ihr Atem ging flach, als sie über ihren Schwanz hinweg trat und bis auf Armeslänge an ihn heranging; dann setzte sie sich so, dass sie Strell aus den Augenwinkeln sehen konnte. Lodesh hatte ihn an den Schultern gepackt und hielt ihn von einem selbstmörderischen Angriff auf Bailic ab.
    »Ruhig, Pfeifer«, mahnte Lodesh so leise, dass ihn niemand – außer Alissa mit ihren geschärften Sinnen – hören konnte. »Sie muss frei sein, selbst zu entscheiden, wisst Ihr noch? Vertraut ihr. Ich vertraue ihr, obwohl meine Seele und die Seelen meines ganzen Volkes auf dem Spiel stehen.«
    Mit leisem Bedauern für Strells hilflosen Zorn konzentrierte sich Alissa wieder auf Bailic und riskierte einen raschen Blick auf die Erste Wahrheit. Sein Fuß war von den Seiten gerutscht, und sie flatterten in dem unheimlichen roten Licht. Ihr stockte der Atem. Kein Feld schützte mehr das Buch. Es wusste, dass sie in der Nähe war, und hatte seinen Schutz fallen lassen. Bedauerlicherweise konnte Nutzlos nichts unternehmen, weil das Buch sonst ein neues Feld um sie und Bailic errichtet hätte, so dass sie vollends zur Geisel geworden wäre.
    »Halt« , zischte Nutzlos in ihren Gedanken. »Er weiß, dass du es nur auf das Buch abgesehen hast.«
    »Ich kann es zurückholen, Nutzlos. Ich bin ganz sicher«, flehte sie, und dann sagte sie so, dass alle ihre Gedanken hören konnten: »Erklärt mir Euren Plan, bevor ich mich für eine Seite entscheide.« Sie rückte eine Handbreit näher an ihr Buch heran und verschloss ihre Angst tief in ihrem Innern.
    Bailic gluckste zufrieden und sah trotz seines schlammbespritzten Saums und des Strumpfs, der über einen bleichen Knöchel herabgerutscht war, sehr elegant aus. »So etwas. Ich denke, ich könnte Euch doch noch liebgewinnen.« Obwohl es ihr den Magen umdrehte, erwiderte sie das Lächeln und zeigte all ihre scharfen neuen Zähne. Strell stöhnte und schüttelte Lodesh ab. »Nun denn«, entschied Bailic. »Es spielt kaum eine Rolle, ob Ihr es erfahrt. Diese nutzlose, leere Ruine, in der wir stehen, war einst die berühmte Stadt Ese’ Nawoer.«
    Sie spürte förmlich, wie Lodesh bei Bailics taktloser Beschreibung erstarrte. Auch sie fühlte sich beleidigt, kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. »Dies ist immer noch Ese’ Nawoer« , knurrte sie, die Zähne nur einen Atemhauch von seinem Gesicht entfernt.
    Bailic winkte achtlos ab, denn er wusste sich sicher. »Sämtliche Einwohner, die sich hinter ihren Mauern versteckten, verbrachten ihr restliches Leben damit, ihre Schuld zu tilgen, denn sie glaubten, sie hätten ein abscheuliches Verbrechen begangen. Erbärmlich, nicht wahr?«, fragte er höhnisch. »Doch das war ihnen noch nicht genug, also blieben sie auch nach ihrem Tod. Es ist allein die empfundene Schuld, die sie hier gefangen hält. Sie könnten längst ruhen, wenn sie nicht so furchtbar – gewissenhaft wären.« Die letzten beiden Worte spie Bailic förmlich

Weitere Kostenlose Bücher