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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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durch den Stoff, bis dessen Gewicht stärker wurde als ihre Neugier. Die dritte Plane war festgebunden, und Alissa lugte nur darunter hindurch – leere Bilderrahmen. Sie fragte sich, was Bailic mit den Bildern angestellt haben mochte, und griff nach dem nächsten Segeltuch.
    Alissa arbeitete sich von vorne nach hinten durch den Lagerraum und fand Körbe, Tiegel, Nachttöpfe, Vorhänge, Wandborde, alles Mögliche. Es war schon beinahe Zeit, sich um das Abendessen zu kümmern, als sie den kühlen Schatten der hinteren Wand erreichte. Sie drehte sich um, stemmte die Hände in die Hüften und blies sich eine Strähne aus den Augen. Asche, dachte sie. Das Durcheinander war überwältigend. Sie kam kaum voran. Müde und entmutigt zog sie ein schartiges Tischchen aus dem Chaos, stellte es vor eine zerschrammte Truhe und setzte sich. Sie lehnte den Kopf mit einem dumpfen Geräusch an einen Stapel aus Brettern gezimmerter Kisten und sah zu, wie die Sonnenstrahlen langsam in der stillen Luft voranrückten.
    Es war kalt im Schatten; hier hinten war gewiss seit einer Ewigkeit niemand mehr gewesen. Alissa ließ den Blick über die aufgetürmten Truhen schweifen. Es sah aus, als hätte jemand sein gesamtes Leben eingepackt und weggeräumt, damit es in Vergessenheit geriet. Sie beugte sich dichter zu den Truhen heran, und ihre Stirn kräuselte sich. Alle waren mit dem gleichen Zeichen beschriftet.
    » Connen-Neute?«, flüsterte sie, denn sie erinnerte sich an das Zeichen im Schnee, und dass Nutzlos ihr von dem Meister erzählt hatte, der verwildert war. Steif drehte sie sich halb um und untersuchte die Kisten hinter ihr. Sie trugen die gleiche Beschriftung. Sie saß mitten in den Besitztümern eines wild gewordenen Meisters!
    Alissa stand auf und wischte sich nervös die Hände am Rock ab. Die Turmzimmer, in denen die Meister einst gewohnt hatten, waren voll mit deren Sachen, doch alles war durch schmerzhafte Banne geschützt, die bei der leichtesten Berührung ihre Finger verkrampften und ihren Geist versengten. Am Abend des Tages, an dem sie den Turm erkundet hatte, hatte sie sich vor quälenden Kopfschmerzen kaum mehr rühren können, weil sie sich wiederholt mit kräftigen Energiestößen die Pfade verbrannt hatte. Sie hatte nicht einen einzigen Gegenstand anfassen können. Doch hier gab es überhaupt keinen Bann. Vielleicht.
    Vorsichtig berührte sie eine Truhe mit einem Finger und lächelte. Kein Bann – die Truhe war nicht einmal verschlossen. Also hob sie den Deckel an und stellte fest, dass sie Bücher enthielt. Ihr Lächeln wurde weicher, als sie den Duft von Leim einsog, und sie sank auf die Knie, um mit den Händen über die Bände zu streichen. Bücher waren rar, doch ihr Papa hatte ihr von seinen häufigen Reisen stets eines mitgebracht. Zumindest hatte ihre Mutter behauptet, dass die Bücher so ins Haus gekommen waren. Alissa schlug das erstbeste auf und fand »Connen-Neute« in kindlich gekritzelter Handschrift auf der Innenseite. Traurige Erinnerungen überkamen sie, als sie den Titel las.
    Das Buch enthielt kurze, lustige Geschichten über ein törichtes Eichhörnchen und seine Bemühungen, unter den widrigsten Umständen die Ruhe zu bewahren. Jedes Mal, wenn das arme Ding die Beherrschung verlor, landete es in furchtbaren Schwierigkeiten. Alissa erinnerte sich daran, dass ihr Papa ihr aus diesem Buch vorgelesen hatte. Die Geschichten hatten sehr dazu beigetragen, ihrem vierjährigen Hitzkopf die schwierige Kunst der Selbstbeherrschung näherzubringen. Ihr Lächeln erlosch, und sie schloss das Buch mit einem beunruhigten Klatschen. Was hatte ihr Papa damit anfangen wollen – mit einem Buch für Raku-Kinder, das sie Selbstbeherrschung lehren sollte?
    Das nächste Buch verglich die Symmetrie in der Natur mit jener in der Mathematik. Auch aus diesem hatte sie schon selbst gelernt, und sie grub stirnrunzelnd tiefer in der Truhe. Da war ein schmaler Band, den sie nicht kannte, über Musik, ein ganzer Stapel widmete sich der Bewegung der Sterne am Himmel, ein besonders dickes Buch beschäftigte sich mit der Dynamik geschlossener Populationen, ein weiteres damit, wie man diese auf erwünschte Eigenschaften hin manipulieren konnte. Drei Bände, lose zusammengeheftet, waren von Connen-Neute selbst verfasst worden und bestanden offenbar ausschließlich aus seinen Notizen zum Handwerk der Papierherstellung. Die Hälfte der Bücher in dieser Truhe listete Daten, Leistungen und Unternehmungen auf, und Alissa blätterte

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