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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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schritt, offenbar überzeugt davon, dass seine absolute Vorherrschaft wiederhergestellt sei. Da irrte er sich, dachte Alissa.
    Auf der Schwelle wandte er sich zu Strell um, der sich noch immer über seine Hand krümmte und vor Schmerz und Schock zitterte. »Wir brechen auf, sobald ich meine Stiefel gefunden habe. Sei bereit, Pfeifer, sonst werdet ihr beide barfuß laufen.« Er hielt inne. »Ich werde dich von nun an anders anreden müssen, nicht wahr?«
    Alissa verbiss sich ein hasserfülltes, frustriertes Schluchzen, als Bailic im Flur verschwand. »Oh, Strell«, sagte sie und wandte sich ihm zu. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Ich hätte dich eher wecken müssen. Das ist meine Schuld.«
    »Nicht deine Schuld«, entgegnete Strell heiser, blickte aber noch immer nicht auf. »Ich habe es zu weit getrieben«, keuchte er. »Meine Schuld.« Er holte zittrig Atem und sah zu ihr auf. Alissa wich zurück, erschrocken über den Hass und den Schmerz in seinen Augen. »Wir müssen hier weg.«

 
    – 8 –
     

    I hre Zehen fühlten sich kalt an, ihre Nase wie erfroren, und ihre Knie, als wollten sie nie wieder auftauen. Der strahlende Sonnenschein täuschte. Es war bitterkalt. Mit jedem mühsamen Atemzug brannte die eisige Luft in ihrer Nase und ließ ihre Lunge schmerzen. Bailic ging hinter ihr; Strell bahnte ihnen den Weg. Sein breiter Rücken schien immer gleich weit entfernt zu sein, ganz egal, wie schnell sie durch den knietiefen Schnee stapfte. »Strell?« Sie keuchte vor Anstrengung. »Können wir einen Augenblick Pause machen?«
    Strell hielt abrupt an, drehte sich um und blickte über ihre Schulter zurück zu Bailic. Sie holte zu ihm auf und flüsterte: »Das können wir auch drei Wochen lang. Wir könnten es an die Küste schaffen.«
    Er warf ihr einen langen, forschenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Ein Marsch von einem Vormittag auf einem verschneiten Weg ist nicht dasselbe wie eine Wanderung von drei Wochen quer durch die Wildnis. Außerdem würden wir bei diesem Schnee doppelt so lange brauchen«, erwiderte er flüsternd. »Wir würden gerade so weit kommen, dass wir es nicht wieder zurückschaffen könnten, wenn wir umkehren müssen.«
    Bailic blieb schwankend hinter ihnen stehen. »Warum haltet ihr an?«, bellte er.
    »Wir müssen uns ausruhen.« Strell warf einen vielsagenden Blick auf Alissa, und sie riss in plötzlichem Verständnis die Augen auf. Sie gab ihrer Erschöpfung nach und stützte sich schwer auf Strells Arm.
    Der Blick des Bewahrers fuhr gen Himmel, als Kralle unter lautem Gekecker auf einem nahen Ast landete. Sie war ihnen in kleinen Hüpfern von Baum zu Baum gefolgt, was Bailic zweifellos zusätzlich reizte. Es war offensichtlich, dass er sich Sorgen wegen Nutzlos machte. »Ein paar Augenblicke«, stimmte der gefallene Bewahrer zu und stapfte mühsam vom Weg fort unter den nächsten Baum. Er lehnte sich an die von Raureif weiß gefärbte Rinde und blickte verkniffen durch die Zweige in den Himmel; seine blassen Augen tränten in der hellen Sonne. Sein Atem stand in kleinen Wölkchen in der Luft. Es war nicht zu übersehen, dass auch er eine Rast brauchte.
    Bailic war dem Wetter entsprechend gekleidet. Ein schiefergrauer Mantel fiel bis zum oberen Rand seiner Stiefel, und ein wollener Schal schützte seinen Hals vor dem Wind. Die Krempe seines Hutes war ebenso breit wie die des Hutes, den Alissa Strell im vergangenen Herbst gegeben hatte, nachdem Kralle bei dem irregeleiteten Versuch, ihre Herrin zu schützen, Strells Hut halb zerfetzt hatte.
    Ihr Buch zeichnete sich unter seinem Mantel ab, und Alissa zwang sich, nicht hinzusehen. Es wäre so einfach, sich das Buch zu schnappen und davonzulaufen, doch Bailics Drohung, sie beide zu Asche zu verbrennen, falls einer von ihnen auch nur danach griff oder sich aus seiner Sichtweite entfernte, hielt sie zurück. Sie glaubte, den Bann, mit dem er seine Drohung wahrmachen würde, bereits auf sich und Strell zu spüren; er hatte sich auf sie herabgesenkt, als sie die Feste verlassen hatten.
    »Was macht deine Hand?«, fragte sie Strell leise, und er runzelte die Stirn.
    »Sie tut weh, als nagten die Hunde des Navigators daran herum«, sagte er, die Brauen vor Schmerz zusammengezogen. Je weiter sie liefen, desto schlechter sah er aus. Sein Mantel war nicht für den tiefsten Winter geeignet, und seine Hände waren nur in Tücher gewickelt, weil er so schnell keine Handschuhe hatte finden können. Die verletzte Hand hielt er unter den

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