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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Vollmond wieder.« Er trat aus der Feuerstelle und löste sich in wirbelnden grauen Nebel auf, der von einem Zupfen an ihrem Geist begleitet wurde.
    Alissas Augen weiteten sich. Er hatte noch nie zuvor so dicht bei ihr seine Gestalt gewandelt. Binnen eines Herzschlags schwoll der Nebel zur Größe einer kleinen Scheune an und verdichtete sich zur gewaltigen Gestalt eines Rakus. Nutzlos wandte ihr mit einer blitzschnellen Bewegung den keilförmigen Kopf zu. Sie schnappte nach Luft und wollte schon in plötzlicher Angst zurückweichen, doch sie begegnete seinem Blick, und der ließ sie innehalten. Seine Augen wirkten nun zehnmal größer, aber die Seele dahinter war unverändert. Ihr Herzschlag beruhigte sich, während er wartete, offenbar interessiert an ihrer Reaktion auf diese plötzliche, sehr deutliche Erinnerung daran, wer und was er war. Sie stieß den Atem aus und zwang ihre geballten Fäuste, sich zu lockern.
    Gut so, schien sein belustigter Blick zu sagen. Er sprang in die Luft, und mit einem kräftigen Windstoß war er verschwunden, den Sternen entgegen, während sie das Feuer löschte und sich verunsichert auf den Weg zu ihrem Bett machte.

 
    – 11 –
     

    L odesh blickte mit zusammengekniffenen Augen in die tief stehende Sonne, als die Furcht erregende Silhouette eines Rakus lautlos über den Schnee glitt. Der Anblick war erschreckend, selbst wenn man damit rechnete; er rief primitive Ängste und Reaktionen hervor, die sorgsam wieder besänftigt werden wollten. Lodesh ließ den Arm voll Feuerholz klappernd zu Boden fallen, fegte sich Rinde und Moos von den Ärmeln und wartete darauf, dass sein Freund landete und seine vertrautere Gestalt annahm.
    Die Realität scharfer Augen, die Beute aufspüren konnten, grausamer Klauen, zum Zerreißen von Fleisch geschaffen, zerfloss zu einem grauen Nebel, der in sich hinabwirbelte und sich wieder verfestigte, als müder Mann in einer goldfarbenen, bodenlangen Weste, mit einer schwarzen Schärpe um die Taille gegürtet. Unter der ärmellosen Weste blitzten eine gelbe Hose und ein passender Kittel hervor, dessen Ärmel weit und flatternd geschnitten waren. »Lodesh!«, erklang Talo-Toecans Ruf. »Ihr überrascht mich. Ich hätte angenommen, dass Ihr Euch im Anwesen Eurer Familie in der Zitadelle niederlasst, nicht hier draußen auf dem Feld.«
    Mit leichtem Lächeln wartete Lodesh, bis Talo-Toecan ihn erreicht hatte. »Das ist das Anwesen meiner Familie«, sagte er leise.
    Talo-Toecan hielt inne, und der Blick seiner goldenen Augen schweifte über Lodeshs Schulter zum Kreis der beeindruckenden Euthymien, der in Rufweite des mit Grassoden bedeckten Häuschens aufragte. »Ja, natürlich«, gab er zu, wobei er sich offenkundig unbehaglich fühlte. »Verzeiht. Dennoch, Ihr könntet unter sämtlichen Häusern einer ganzen Stadt wählen. Warum Reeves Häuschen? Bein und Asche. Das ist nicht viel mehr als eine Hütte.«
    Mit einer dezenten Geste geleitete Lodesh Talo-Toecan ins Haus, ehe dessen leichte Schuhe noch feuchter werden konnten. Kurz nach dem Tod seiner Mutter war Lodesh beim Hüter des Hains in die Lehre gegeben worden: ein bescheidener Beruf für einen jüngeren Neffen des amtierenden Stadtvogts. Das kleine Haus war das einzige, abgesehen von der Feste, das Lodesh als sein Zuhause betrachtete. Sie traten ein, mit dem Trampeln schwerer Stiefel und dem leisen Scharren leichter Pantoffeln.
    »Es ist einfacher zu heizen«, sagte Lodesh und trat an den Kamin, um das Feuer zu schüren. »Außerdem sind mit diesem Haus angenehmere Erinnerungen verbunden als mit dem ersten und letzten, in dem ich gewohnt habe, ganz gleich, wie hoch dort die Decken oder wie glatt die kostbaren Böden sein mögen.«
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Lodesh, wie Talo-Toecans Blick durch das behaglich, aber spärlich eingerichtete Zimmer schweifte. Die Wärme und der Duft der bratenden Würstchen entspannten den Meister sichtlich, dessen Kopf beinahe die niedrige Decke streifte. Kleine, aber zahlreiche Fenster mit offenen Läden ließen das Morgenlicht herein; die Kälte wurde nun durch Banne draußen gehalten statt durch Holz und Tücher. In einer Ecke lehnte eine sorgsam gepflegte Gartenschere, die unter einer frischen Schicht Öl glänzte. Talo-Toecan erstarrte und wandte sich ab, als er sie sah, denn zweifellos war ihm der Gedanke an den Mann, der einst damit gearbeitet hatte, unangenehm.
    Lodesh verbarg sein Lächeln, indem er seinen Mantel ausschüttelte und sorgfältig am Feuer

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