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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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verschwörerisch. Offenbar war er nun zufrieden mit dem Schaden, den er angerichtet hatte, denn er stand auf. »Also dann«, sagte er fröhlich. »Seid versichert, dass ich Euch beistehen werde, wenn Ihr mich braucht.« Er lächelte Alissa an. »Vielleicht würdet Ihr meine Stadt im Frühling wieder mit Eurem Besuch beehren? Denkt daran, Ihr seid stets willkommen.«
    »Auf Wiedersehen, Lodesh«, sagte sie von ihrem Platz auf der Bank aus, als er ihre ausgestreckte Hand mit seiner bedeckte. Sie errötete erneut und verachtete sich dafür. Lodesh schien sich abscheulicherweise darüber zu freuen.
    Er wandte sich Nutzlos zu. »Und Euch wünsche ich einen klaren Himmel, Talo-Toecan. Oder sollte ich jetzt Nutzlos sagen?«, fragte er mit todernster Miene. »Ich war ja so lange fort. Habt Ihr Euren Namen geändert?«
    »Sie hat meine Erlaubnis. Ihr nicht«, erklärte Nutzlos finster. »Behaltet das für Euch.«
    »Wem sollte ich es denn sagen?«, entgegnete Lodesh. »Leistet Ihr mir beim Frühstück Gesellschaft? Wir haben einiges zu besprechen.« Lodesh verneigte sich mit großer Geste und der Anmut eines Tänzers. Dann stieg er aus der abgesenkten Feuerstelle und ging in die Dunkelheit. Der frische Duft von Äpfeln und Kiefern und das Knirschen von Schnee unter Stiefelsohlen trieben herüber, und er war fort. Allmählich begann der Schnee, der sich schon seit dem Abend drohend angekündigt hatte, herabzurieseln.
    Sand und Wind! , dachte Alissa und lauschte angestrengt, um die letzten Töne des Liedchens zu erfassen, das er vor sich hin pfiff. Sie wandte sich Nutzlos zu, um eine Erklärung zu bekommen, doch dieser war tief in Gedanken versunken und stocherte in der Glut herum. Lodesh hatte seinen Becher stehen lassen, und sie griff danach. Er war so groß, dass sie ihn mit beiden Händen halten musste. Das gleiche Muster war darin eingraviert, das auch seinen Mantel, den Hut und den Ring zierte. Nun erkannte sie darin die Blüte, die er ihr geschenkt hatte. Das Feuer fiel in sich zusammen, und Nutzlos legte einen kräftigen Zweig nach. Offenbar würde er doch noch eine Weile bleiben. »Seltsame Zeiten, in der Tat«, sagte der Meister zu den Flammen.
    »Nutzlos?« Alissa stellte den prächtigen Becher beiseite. »Wer war das?«
    Überrascht zog er die Augenbrauen in die Höhe. »Das war Lodesh.«
    »Ja, aber wer ist er?«
    »Ach, das hatte ich vergessen«, sagte er leise. »Du kennst nur wenig von der Geschichte, die mit deinem Erbe verbunden ist.« Er zog seinen Mantel zurecht, und während er ins Feuer starrte, schweifte sein Blick in die ferne Vergangenheit. »Lodesh ist der Stadtvogt von Ese’ Nawoer, oder vielmehr war er das – vor langer Zeit. Unter den Bewohnern der Feste waren allein die Meister von höherem Rang als er. Er war in alle unsere Geheimnisse eingeweiht, jedoch nur den Gesetzen der Menschen unterworfen.«
    Sie nippte an ihrem Tee und beobachtete, wie die Schneeflocken schmolzen, wenn sie auf die Oberfläche trafen. Der Tee war kalt geworden, und sie stellte ihn beiseite, um die Hände in den Ärmeln ihres Mantels zu verbergen. Der Schnee trieb sacht herab. »Aber wer ist er?«, beharrte sie.
    Nutzlos warf einen zaghaften Blick in den Himmel voller Schneeflocken und lehnte sich zurück. Er legte zwei weitere Zweige aufs Feuer und schüttelte über irgendeinen Gedanken den Kopf. »Hat dein Vater dir nie die Geschichte von dem schrecklichen Wahnsinn erzählt, der die Welt überrollte, und von den Mauern von Ese’ Nawoer?« Als er sie nicken sah, atmete er langsam aus. »Nun, Lodesh, der unglückselige Halunke, hat den Befehl gegeben, sie zu errichten.«
    »Nein«, protestierte sie. »Das war –«
    »Vor dreihundert … äh … vierundachtzig Jahren, jawohl«, beendete Nutzlos ihren Satz.
    »Dann ist er ein …«, begann sie und verstummte. Sie brachte es nicht über sich, ihn laut als Geist zu bezeichnen. Sie hatte Lodesh gesehen, hatte ihn berührt. Bei den Hunden, die Glut in seinen Augen hatte sie erröten lassen!
    »Ein Geist?« Nutzlos zuckte mit den Schultern. »Ich weiß selbst nicht genau, was er ist. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, stand er am Ende eines langen, produktiven Lebens. Ich hätte nie erwartet, ihn wiederzusehen, schon gar nicht als jungen Mann, zumindest so lange, wie ich selbst noch atme. Die Bezeichnung Geist ist gewiss nicht ganz korrekt, mag aber am einfachsten zu akzeptieren sein, bis wir mehr wissen.«
    »Aber er ist so lebendig!«, rief Alissa aus.
    »Ja«, erwiderte er

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