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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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ein. »Wir müssten verhungern, wenn wir uns angewöhnen würden, eine essbare Schale wegzuwerfen.«
    Alissa wurde kalt. Die Scheibe drehte sich im Kreis, beinahe vergessen. Essen gab es im Hochland im Überfluss. Reste, sogar alles, was ein wenig unvollkommen war, bekamen die Schafe. Sie war noch nie auf den Gedanken gekommen, irgendwo anders könnte es nicht so sein.
    »Da ich einen verbrieften Namen trage, musste ich nie hungern«, sagte er. »Es hat seine Vorteile, wenn man seine Abstammung bis zu einer der ersten Familien zurückverfolgen kann, die sich im Tiefland niederließen. Doch viele sind in ihrem Handwerk nicht so geschickt, dass sie den Preis für Getreide auf dem Markt aufbringen könnten.«
    »Das tut mir leid«, entschuldigte sie sich mit schüchterner Stimme. Bei den Hunden, sie musste ihm schrecklich arrogant vorgekommen sein.
    »Ach, Alissa«, sagte Strell und beugte sich vor, um ihr eine Strähne hinters Ohr zu streichen. »Ich habe dir das nicht erzählt, damit du ein schlechtes Gewissen bekommst, sondern damit du verstehst, warum Shay einen guten Grund dafür gehabt haben könnte, unserem Bruder die Finger zu brechen. Sarmont war ein besserer Töpfer als sie, aber er ging sehr locker mit Geld um. Er hätte den Besitz der gesamten Familie verspielt. Ich glaube, Vater hat ihn gebeten, aus dem Wettbewerb auszuscheiden, und als Sarmont sich weigerte, hat Shay ein wenig nachgeholfen.«
    »Und was ist geschehen, als du gewonnen hast?«, fragte Alissa bedrückt.
    Strell rieb sich die Nase. »Shay hat mich von Sarmont zu Brei schlagen lassen, bis ich ihr das Recht zugestand, mich zu vertreten, solange ich fort bin – sie hat sogar eine Urkunde aufsetzen lassen und so weiter. Aber ich glaube, wenn ich geblieben wäre, hätte sie das akzeptiert.«
    »Oh.« Alissa war schlecht. Sie hatte nicht geahnt, dass es im Tiefland so schlimm zuging. »Alle Tiefländer, die ich je gesehen habe, waren dünn«, bemerkte sie zögerlich. »Aber keiner von ihnen sah aus, als wäre er am Verhungern.«
    Er nickte scharf. »Nur die wohlhabenden Familien haben das Recht, mit dem Hochland direkt Handel zu treiben. Ein Mann, der dem Hungertod nahe ist, kann sehr hitzig werden, vor allem, wenn er von so viel Essen umgeben ist.« Er schlug die Augen nieder. »Das würde zu viel Ärger schaffen. Wenn man zu dünn wird, verliert der Name seinen verbrieften Status. Man bekommt ihn nur sehr selten zurück.«
    Alissa schwieg. Sie begriff erst jetzt, warum Strell so stolz auf seinen Namen war.
    »Denk bitte nicht allzu schlecht von Shay oder meiner Familie«, sagte er hastig. »Sie hat nur getan, was sie für das Beste hielt. Da waren auch noch meine übrigen Schwestern, die Tanten und die vielen Kinder, an die sie denken musste. Es ist schwierig«, sagte er mit gesenktem Blick, »am Rand der Fülle zu leben und nie daran teilhaben zu dürfen. Eine einzige falsche Entscheidung bedeutet oft einen Verlust, den man mit einem ganzen Jahr Arbeit nicht hereinholen kann.«
    »Das tut mir leid, Strell«, entschuldigte sie sich erneut. »Das wusste ich alles nicht.«
    »Das braucht dir nicht leidzutun. Nur sehr wenige Menschen aus dem Hochland wissen das.« Er lächelte. »Deine Unwissenheit über den wahren Stand der Dinge war beabsichtigt, und nun, da du es besser weißt, wirst du dein Wissen für dich behalten.«
    Erstaunt blinzelte sie. »Wie war das bitte?«
    Strell zögerte und stieß dann langsam den Atem aus. »Was denkst du, was passieren würde, wenn weithin bekannt wäre, dass im Tiefland manchmal Hunger und Not herrschen?«
    »Die Leute würden euch mit Nahrungsmitteln überschütten!«, behauptete Alissa.
    Er schüttelte den Kopf. »Der Getreidepreis würde steigen.«
    »Nein«, erwiderte sie.
    »Doch«, flüsterte er mit entrücktem Blick. »Das Hochland würde sich zusammenschließen und unsere Waren boykottieren, damit wir sie aus Hunger noch billiger hergeben. Da wir unsere Kinder nicht verhungern lassen wollen, würden wir zweifellos stehlen, was wir brauchen, und das zerstören, was wir nicht mitnehmen können.«
    »Bei den Hunden«, stieß sie hervor, als ihr klar wurde, dass er recht hatte.
    »Schon gut.« Strell stand auf, und die Diskussion war für ihn offensichtlich beendet. »Hochland und Tiefland handeln und feilschen schon seit Jahren. Sie werden jetzt nicht damit aufhören.«
    Er wandte sich wieder seinen Schüsseln zu, und da Alissa wusste, wie schwer es ihm fiel, über seine Familie zu sprechen, beugte sie sich

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