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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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hatte.
    »Mein Vater«, erzählte er leise, »hat immer gesagt, dass Ton, wie eine feurige Frau, zum Gehorsam gezwungen werden müsse.« Er hielt inne und musterte die Spirale, die sich sanft vor ihnen drehte. »Ich bin anderer Meinung. Ich glaube, Ton muss umworben und bezaubert werden, so dass er nichts von seinem eigenen Temperament aufgeben muss, sondern sich freiwillig dem Geschick des Töpfers überlässt und ihn unterstützt. So vermag der Töpfer viel mehr zu erschaffen, als er es allein je könnte.«
    Die Scheibe blieb stehen. In der plötzlichen Stille blickte Alissa fragend zu Strell auf. Er betrachtete ihre gemeinsame Arbeit, so zufrieden, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Mitgefühl wallte in ihr auf, weil sie wusste, dass seine Musik ein großer Teil von ihm gewesen war, und nun war sie ihm genommen worden. Vielleicht würde er Trost darin finden, wieder ein Töpfer zu sein. Ein Seufzen entschlüpfte ihm. Seine Lippen teilten sich, er blinzelte und merkte offensichtlich erst jetzt, dass ihre Hände noch immer ineinander verschlungen waren. Sie lächelte, und als er es sah, entspannte er sich.
    »Siehst du?«, fragte er mit plötzlich tieferer Stimme. »Du brauchst sanfte Bestimmtheit, die Bereitschaft, dir von dem Ton dessen eigenen Willen zeigen zu lassen, und die Fähigkeit, diesen Willen mit deinem eigenen in Einklang zu bringen.«
    Sie nickte, und ihr Herz pochte vor Erwartung, was als Nächstes geschehen mochte.
    »Ich denke, diese sollten wir behalten«, erklärte Strell leise, und sie nickte abwartend. Er neigte den Kopf zur Seite und beugte sich tiefer über die Vase. Ihr stockte der Atem.
    Doch dann flatterte Kralle herein und landete auf dem Tisch vor ihnen, begleitet von einem Schwall unmissverständlicher Feindseligkeit. Die Federn gesträubt wie das Fell eines wütenden Hundes, stolzierte sie steif über den Tisch auf sie zu und regte sich immer mehr auf. Laute, die an knackendes Eis erinnerten, gingen von dem Vogel aus, und Alissas Augen weiteten sich. Das Geräusch kam von Kralles winzigen Klauen, die sie auf den Tisch knallte.
    Zorn flackerte kurz in Strells Augen auf, aber er seufzte ergeben. »Schon gut, alte Krähe«, brummte er, löste seine Finger von Alissas und stand widerstrebend auf. »Ich habe deiner Herrin nur die Feinheiten der Töpferkunst gezeigt.« Immer noch zischend, schwang Kralle sich hinauf zu den Deckenbalken. Ihr Schatten fiel auf den Tisch wie eine kalte Warnung, dass sie sie weiterhin im Auge behielt.
    Strell fuhr mit einem Stück Schnur unter ihrer Vase hindurch, um sie von der Scheibe zu lösen. Mit sorgfältigem, geübtem Griff hob er sie ab, trug sie zum Tisch und bedeckte sie mit einem leichten, feuchten Tuch, damit sie nicht zu rasch trocknete und womöglich Risse bekam.
    Alissa blieb sitzen, wo sie war, verärgert über den Zeitpunkt, den sich ihr Vogel für seine Störung ausgesucht hatte. Erst als Strell begann, sich den Lehm von den Fingern zu waschen, stand sie auf, steif, verkrampft und schmutzig. Alissa ignorierte Kralles leise Kommentare, säuberte sich, so gut sie konnte, und nahm sich vor, sich später richtig zu waschen. Sie war ganz versunken in ihre Mischung aus Verlegenheit und Frustration, als sie sich umdrehte und Strell sah, der vor der Vase in die Hocke ging und ein Messer in der Hand hielt. »Hier«, sagte er einen Moment später und streckte ihr das Messer hin. »Du bist dran.«
    »Ich bin dran?«, fragte sie und hüstelte, als ihre Stimme brach.
    »Dein Name«, erklärte er. »Ich kann jetzt schon erkennen, dass dieses Stück es wert sein wird, dass du es behältst. Es wird der Hitze des Feuers standhalten. Du musst deinen Namen einritzen, bevor der Ton trocknet.«
    »Kommt der nicht auf die Unterseite?«, fragte sie, denn sie war sicher, dass sie in der Vergangenheit genau dort solche Zeichen gesehen hatte.
    »Ja. Aber da wir die Vase nicht verkaufen werden, können wir sie zeichnen, wo wir wollen. Und ich will unser beider Namen darauf stehen haben«, sagte er mit einem nervösen Blick ins Gebälk.
    »Oh.« Alissa nahm das Messer und sah ihn an, als ihre Finger sich wie zufällig berührten. Unten am schmalen Fuß der Vase sah sie ein paar feine Kratzer, die sie erkannte – Strells Name. Sie hockte sich vor den Tisch und zeichnete ihren vorsichtig daneben. »Fertig«, erklärte sie bestimmt und richtete sich auf, wobei sie vor Schmerz das Gesicht verzog.
    Strell beugte sich hinab, um ihre Arbeit zu inspizieren. Er sah sie an, dann

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