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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wieder die Vase.
    »Habe ich meinen Namen nicht richtig geschrieben?«, fragte Alissa. Er hatte ihr auf der Wanderung zur Feste gezeigt, wie ihr Name in seiner Schrift aussah. Sie hatte den Gefallen erwidert und seinem Namen das Symbol für Stein zugeordnet, wie in dick und schwer – dickköpfig und schwer von Begriff – , nachdem sie sich wegen seiner »Abkürzung« drei überflüssige Tage lang durch dorniges Gebüsch hatten schlagen müssen. Doch seine Schrift sah so steif und langweilig aus. Deshalb hatte sie die Schrift verwendet, die ihr Papa ihr beigebracht hatte, ein anmutiges Zeichen in verschlungenen Schnörkeln. Es war klein, aber klar erkennbar ihr Name, der mit dem Zeichen für »Glück« geschrieben wurde.
    »Nein«, sagte er leise. »Es ist nur …« Er verstummte und schüttelte den Kopf.
    »Was denn?«
    »Dein Name sieht aus wie das Muster von deinem Glücksbringer«, beendete er entschuldigend den Satz.
    Alissas Augenbrauen schossen in die Höhe, während ihr Blick nach unten fuhr. Sie kniete sich wieder vor den Tisch, zog ihren Talisman aus der Tasche, wickelte ihn aus und verglich die beiden. »Du hast recht!«, rief sie aus, und ein Schauer überlief sie. Wie war die streng gehütete Schrift der Meister in einer so offensichtlich zur Schau gestellten Gestalt wie der eines Talismans bis ins ferne Tiefland gelangt?
    Kralle, hoch oben im Gebälk, war endlich still.

 
    – 13 –
     

    S chlaf gut, Alissa«, flüsterte Strell. Er zog ihre Tür hinter sich zu, ließ sich mit einem zufriedenen Seufzen an die Wand sinken und lächelte in die Dunkelheit, die den Flur erfüllte. Es war mitten in der Nacht, doch er war hellwach. Alissas unruhiger Schlaf hatte ihn vor kurzem geweckt, und er war hinübergegangen, um sie zu beruhigen, wie üblich. Dies war das dritte Mal in den vergangenen vier Tagen. Das machte ihm nichts aus, doch morgens fiel ihm das Aufstehen umso schwerer. Sie wachte nie ganz auf, und deshalb fühlte er sich frei, mit ihr zu tun, was er wollte. Um sie zu beruhigen, hatte es auch dieses Mal nicht mehr gebraucht als ein leise gesungenes Schlaflied und einen zarten Kuss auf ihre Fingerspitzen, die noch immer rau und schmutzig waren von ihren heldenhaften Bemühungen heute Nachmittag. Er grinste, als er sich von der Wand abstieß und an ihre jämmerlichen Versuche dachte, eine Schüssel zu drehen. Ihre Ergebnisse waren erstaunlich furchtbar gewesen. Ihr Durchhaltevermögen allerdings war großartig. Man stelle sich vor, dachte er und kicherte in sich hinein, sie hat drei volle Tage lang gelitten, ehe sie um Hilfe gebeten hat! Zuzusehen, wie sie alles falsch machte, und ihr nicht anzubieten, dass er ihr zeigen würde, wie es richtig ging, hatte seine Willenskraft auf eine harte Probe gestellt. Nein, sie musste ihn darum bitten, denn sonst hätte sie seinen Rat ja doch nicht befolgt.
    Strell ging an seiner Tür vorbei zur Treppe, wobei er sich mit einer Hand an der Wand vorantastete. Etwas forderte seine sofortige Aufmerksamkeit, etwas, das nur heimlich und in finsterer Nacht getan werden konnte – ein unerfülltes Begehren.
    Begehren. Strells Lächeln wurde breiter, als ihm das Bild von Alissa an seiner Töpferscheibe vor Augen stand. Bei den Hunden, er hatte es beinahe geschafft, einen Kuss zu stehlen. Sie hatte herrlich ausgesehen, mit Matsch bespritzt und übellaunig, die Augen glänzend vor Frustration. Und sie hatte ihn um Hilfe gebeten. Und er hatte ihre Bitte erfüllt. Und da war dieser warme, einladende Ausdruck in ihren Augen gewesen, der ihn zugleich schockiert und beglückt hatte. Zu Asche sollte die ser Vogel verbrannt sein, weil er sie gestört hatte.
    Es war ihm gleichgültig, dass sie gemischter Abstammung war. Seine jahrelangen Reisen hatten ihm die tief verankerten Vorurteile gegenüber jedem, der nicht aus dem Tiefland kam, längst ausgetrieben. Doch in der grausamen Wirklichkeit konnte die Tatsache, dass ein Tiefländer sich mit einer »Hochland-Hure« verband, sie beide das Leben kosten; der Hass zwischen den beiden Kulturen war unüberbrückbar. Seine Familie jedoch war tot, und Alissas Eltern hatten ihre Mischehe überlebt. Er war sicher, dass ihr Vater ihn nicht nur deshalb abgelehnt hätte, weil er ein Tiefländer war, und Alissas Mutter würde sich vermutlich freuen, da er einen verbrieften Namen trug. Alissa und er könnten an der Küste leben, ohne irgendetwas befürchten zu müssen. Dort sahen alle ganz verschieden aus.
    Alissa passte besser zu ihm als jede

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