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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sie ihn schlecht Nutzlos nennen. Das wäre unglaublich würdelos.
    Bailic schien neue Zuversicht zu schöpfen und folgte ihr nach drinnen. »Im Allgemeinen findet er dennoch einen Weg, es zu beugen.« Mit einem letzten Blick nach draußen schloss er die Tür und sperrte damit auch das Morgenlicht aus, so dass sie nun im Zwielicht des Kochfeuers standen. Alissas letzter Blick nach draußen zeigte ihr Nutzlos, der wie verrückt herumwirbelte und sich wand bei dem Versuch, Kralle auszuweichen. Ihr Vogel wurde allmählich ziemlich gut, überlegte sie, bis ein barscher Laut von Bailic sie auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Auch sie würde sich irgendwie aus dieser Patsche herauswinden müssen.
    Sie wusste, dass sie besorgt sein sollte, brachte es aber nicht fertig. Nutzlos hatte gewusst, dass Bailic dort auf dem Pfad gestanden hatte. Deshalb hatte er diesen überraschten Blick in Richtung Küche geworfen und sie ermahnt, sich zu benehmen, und deshalb war sein Spiel heute Morgen so auffällig. Dennoch war Vorsicht angebracht, und Alissa runzelte die Stirn, während sie Hut und Mantel in der Nähe des Kamins aufhängte.
    Sie entschied, nichts von sich aus preiszugeben, und beeilte sich stattdessen, ein Tablett für drei zusammenzustellen. Bailic lehnte am Kaminsims und beobachtete sie, so dass sie ungeschickt wurde und Dinge fallen ließ. »Hier, lass dir helfen«, sagte er und kam ihr zuvor, als sie nach einer Kanne mit frischem Tee griff. »Du warst heute Morgen ja schon so fleißig, meine Liebe.«
    Unruhe machte sich in ihr breit, während Bailic das Tablett hinauf in den schmalen Übungsraum trug. Sie ging mit leeren Händen neben ihm her und befürchtete allmählich, Nutzlos könnte sich mit seiner Zuversicht geirrt haben. Bailic hatte sie seit fast drei Monaten so gut wie vollständig ignoriert. Seitdem er das Buch besaß, war es beinahe, als existierte sie für ihn gar nicht. Wenn er sie ansprach, hieß es stets »Du da« oder »Mädchen«. Nun war sie wieder »meine Liebe«, und sie konnte die Alarmfeuer förmlich riechen.
    Ihre Angst wurde bestätigt, als sie den Treppenabsatz im dritten Stock erreichten und er grundlos stehen blieb, um ein wenig am Fenster zu verweilen. Sie konnte kaum ohne ihn weitergehen, also war sie gezwungen zu warten. »Was für ein interessantes Beutelchen«, bemerkte er. »Seltsam. Ich habe es noch nie zuvor bemerkt.«
    Ehe Alissa sich beherrschen konnte, hob sich ihre Hand wie von selbst, um es schützend zu umklammern. Sie hatte vergessen, es unter ihrem Kittel zu verstecken. Im Geiste versetzte sie sich einen Tritt und bemühte sich zugleich, natürlich und unverfänglich zu wirken und die hastige Bewegung zu verändern, so dass es schien, als hätte sie den Beutel nur abnehmen wollen. Er war leer. Was konnte es schon schaden, wenn sie ihn Bailic jetzt zeigte? »Das war ein Geschenk«, erklärte sie. »Möchtet Ihr es sehen?«
    »Ja.« Geschirr klapperte, als er das Tablett auf das Fensterbrett stellte und die weiße Hand ausstreckte. Es fiel ihr schwer, die ausgefranste alte Schnur durch ihre Finger gleiten und das Säckchen in Bailics Hand fallen zu lassen. Es hatte so lange ihre Quelle, ja beinahe ihre Willenskraft enthalten – sie konnte kaum daran glauben, dass es nun wahrhaftig leer war. »Ein Geschenk, sagst du?«, murmelte Bailic, und sein Lächeln wirkte weise. »Aber es ist leer.« Mit einem dünnen Finger strich er über die Initialen ihrer Mutter, und er sah sie distanziert und wissend an.
    Ein ungutes Gefühl beschlich Alissa, als er ihr das Beutelchen zurückgab. Sie konnte Kralle kreischen hören, so laut, dass der Lärm sogar durch die Fensterbanne drang. Bailic wandte sich ab und griff nach dem Tablett. Mit dem Gefühl, etwas ausgeplaudert zu haben, folgte Alissa ihm mit einem Schritt Abstand.
    »Hier ist sie, Pfeifer«, rief Bailic und blinzelte, als sie den sonnigen Übungsraum erreichten. »Sicher und wohlbehalten, wie ich es dir gesagt habe.«
    »Sicher und wohlbehalten?« Strell sprang von einem fernen Fensterbrett auf und sah ihr ungeheuer erleichtert entgegen. »Ihr hattet behauptet, sie sei vermutlich über ihre eigenen Füße gestolpert und die halbe Treppe hinabgestürzt!«
    »Ein Scherz, meine Liebe.« Bailic lächelte geziert und stellte das Tablett auf den leeren Tisch.
    Strell verkniff sich einen neuerlichen Ausbruch, vermutlich, weil auch ihm aufgefallen war, wie Bailic sie angesprochen hatte. Ratlos zuckte sie mit den Schultern, als Strell ihrem

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