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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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fertig, doch nun begann das Feld seine Form zu verändern.
    Strell blieb der Mund offen stehen, und Alissa blinzelte überrascht. Ein Gesicht erschien in dem Staub. Alissa sah Bailic an, weil sie kaum glauben konnte, dass er es hervorgebracht hatte. Sie war wie vor den Kopf geschlagen, als sie den Ausdruck von Entzücken und Versunkenheit auf seinem Gesicht sah. Die Zornesfalten waren verschwunden. Ein sehnsuchtsvoller Blick lag in seinen hellen Augen. Anmut und Kultiviertheit, Würde und Gelassenheit: Dies war der Mann, der er hätte sein können, wenn seine Rachsucht ihn nicht dazu getrieben hätte, alle aus der Feste davonzujagen oder zu ermorden.
    Widerstrebend wandte Alissa sich wieder seiner Skulptur zu. Es war eine Frau, entschied sie, als die Züge deutlicher hervortraten. Jung, beinahe noch ein Mädchen, mit einem langen, geflochtenen Zopf. Sie hatte ein schmales Kinn und einen lachenden Mund. Sie erinnerte sie an jemanden, und Alissa beugte sich vor. Das war ihre – ihre Mutter!
    »Wer ist das?«, fragte Strell und brachte Alissa damit wieder zur Besinnung. Ihr Gesicht wurde kalt, und sie drückte sich fest in die Kissen. Um ein Haar hätte sie Bailic verraten, wessen Kind sie war. Strell hatte sie wieder einmal gerettet, aber woher wusste Bailic, wie ihre Mutter aussah? Alissa erinnerte sich an Bailics wissenden Blick vorhin auf der Treppe, an seinen Finger, der über die Initialen auf ihrem Säckchen gestrichen hatte. Bailic kannte ihre Mutter? Schockiert legte Alissa eine Hand auf ihren Magen.
    »Sie ist niemand«, sagte Bailic und stieß dabei langsam den Atem aus. Sein Lächeln wirkte zärtlich, als er die Hand hob, um seine Vision zu berühren. Kurz bevor er das Bild erreichte, wurde sein Blick hart, und er ließ den Arm sinken. Das Feld fiel in sich zusammen, und der Staub zerfloss zu einer schillernden Pfütze zerschlagenen Begehrens.
    »Jetzt«, sagte Bailic verbittert, »werde ich essen, und du« – er zeigte mit dem Finger auf Strell – »wirst üben.« Er nahm sich ein Stück Brot, ließ sich auf seinem Stuhl nieder und beobachtete Strell genau.
    Alissa, die sich elend und erschüttert fühlte, begann vorsichtig damit, Felder zu erschaffen, und löste jedes einzelne wieder auf, bevor sie das nächste aufbaute. Strell hielt den Blick fest auf den Sonnenstrahl gerichtet und spielte seine Rolle gut. Ob sein faszinierter Blick nun aufgesetzt war oder nicht, konnte sie nicht einschätzen; der Anblick war tatsächlich seltsam. Auch Alissa sah interessiert zu, wie jeder neugierige Anwesende es getan hätte. Aber die Übung war eintönig, und nach einer Weile nahm sie ihren Strumpf wieder zur Hand und begann zu flicken, ein Auge auf ihre Handarbeit gerichtet, eines auf Strell. Ihre Felder brauchte sie nicht zu überwachen; sie wusste, was diese taten.
    Während sie arbeitete, schlich sich der Hauch einer Präsenz still und heimlich durch den obersten Rand ihres Bewusstseins, so sacht, dass er kaum zu bemerken war. Der sanfte Druck ließ sich leicht ignorieren, steigerte sich aber bald zu einem nervtötenden Kitzeln. Vielleicht war Nutzlos zurückgekehrt und rief nach ihr. Stirnrunzelnd legte sie ihre Näharbeit beiseite und schaute aus dem Fenster. Das unheimliche Gefühl schwand, doch sie war beunruhigt.
    Es ist zu viel los heute Morgen, dachte sie, rieb sich die Augen und blickte über das bewaldete Tal unterhalb der Feste hinaus. Die Dächer von Ese’ Nawoer schimmerten in der Sonne; von hier aus waren sie hinter den Bäumen kaum auszumachen. Eine Wolkenbank ballte sich zusammen, und sie fragte sich, ob es wieder schneien würde. Es schneite ständig. Der Sonnenschein jedoch war warm und angenehm, also ließ sie sich zurücksinken und nahm ihre Arbeit wieder auf.
    Doch ganz langsam kam das Gefühl zurückgekrochen. Mit plötzlichem Abscheu erkannte Alissa den dunklen Gedankenfaden als Bailics. Einen entsetzten Augenblick lang erstarrte sie, dann zwang sie ihre Finger weiterzuarbeiten. Es kostete sie große Mühe, nicht darauf zu reagieren, ihn nicht mit einem vernichtenden Gedankenstoß aus ihrem Geist zu vertreiben. Wenn Bailic bemerkte, dass sie ihn spüren konnte, würde er wissen, dass sie die Bewahrerin war. Anscheinend war er mit Strells jüngsten Leistungen nicht zufrieden und versuchte, ihre Gedanken zu erreichen.
    Was bei den Wölfen tut Bailic eigentlich? , dachte sie. Nutzlos hatte ihr versichert, dass Bailic weder ihre Pfade sehen noch ihre Gedanken hören konnte. Sie atmete tief und

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