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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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ist so, als erlebe man eine Erinnerung noch einmal, eine eigene oder die, die einem jemand anders geschenkt hat. Es gibt keine Möglichkeit, dieses Erlebnis zu verändern, weil alle Fäden bereits festgezogen sind. Eigentlich erlebt man nicht direkt die Vergangenheit, sondern man sieht sie so, wie eine bestimmte Person sie gesehen hat.«
    »Hervorragend«, lobte Nutzlos. »Der Unterschied ist subtil, aber entscheidend für den Erfolg eines solchen Sprungs.«
    »Ihr meint, Ihr wollt es mich heute Abend versuchen lassen?«
    Nutzlos kicherte und verbarg sein Lächeln hinter seinem hastig erhobenen Becher. »Ne-e-ein«, sagte er langgezogen, und sie ließ sich an die Lehne der Bank sinken, richtete sich jedoch sofort wieder auf, als rasender Schmerz sie durchfuhr. Es wurde schlimmer. »Aber ich werde dir erklären, wie man es macht«, fuhr er fort. »Du solltest erst noch Jahrzehnte länger studieren, ehe du den Vorgang lernst, nicht nur Jahre. Da du aber vergangenen Herbst bereits auf den Linien gereist bist, wäre es klug, ihn dir jetzt zu erläutern.« Er runzelte die Stirn. »Bevor du auf die Idee kommst, du könntest es selbst herausfinden.«
    Alissa verzog das Gesicht ob dieser Spitze, rutschte unbehaglich auf der Bank herum und nippte an ihrem Tee. Vielleicht konnte sie es riskieren, über geringfügige Schmerzen zu klagen. Nutzlos könnte sie mit einem Heilungsbann belegen und alles in Ordnung bringen, ohne je zu erfahren, was geschehen war. Sie hätte es ja selbst versucht, aber es war ihr noch nicht erlaubt, diesen komplexen Bann unbeaufsichtigt zu wirken.
    »Eine Erinnerung zu finden und sie in deinen Gedanken zu fixieren ist der erste Schritt«, erklärte Nutzlos. »Aber ein sehr wichtiger Schritt. Wenn du den Bann vorher wirkst, fällst du in einen tiefen, unproduktiven Schlaf. Es gibt mehrere Methoden, eine Erinnerung zu fixieren. Die einfachste ist die, eine eigene Erinnerung zu benutzen.« Er blickte auf, als sie sich erneut anders hinsetzte. »Zweitens kann man eine Erinnerung von einer anderen Person geschenkt bekommen. Die dritte Möglichkeit besteht darin, einen Septhama-Punkt zu benutzen.« Er beugte sich vor, um sich Tee nachzuschenken.
    Sie dachte darüber nach. Das Wort Septhama kannte sie, aber sie verstand nicht, was es hiermit zu tun haben sollte. Septhamas waren eine glücklicherweise kleine Gruppe von Menschen, deren Netzwerk beinahe komplex genug für einen Bewahrer war, jedoch missgebildet. Gewöhnlich stammten sie von Bewahrer-Eltern ab, hatten jedoch nur eine einzige Fähigkeit. Und selbst die war nicht besonders nützlich. »Ich gebe auf«, sagte sie schließlich.
    Nutzlos versuchte gar nicht erst, sein Lächeln zu verbergen. »Dir ist bewusst, dass Septhamas das Muster – den Strom geistiger Energie, der einem Ort durch eine Tragödie aufgeprägt wird – verändern können, damit die zugehörige sichtbare Manifestation solcher Energien dem gemeinen Volk nicht mehr so unangenehm ist?«
    Alissa nickte und fand ein wenig Erleichterung, als sie sich vorbeugte, um das Feuer zu schüren. Warum sagte er nicht einfach, dass Septhamas Geister austrieben?
    »Nun, ein Septhama-Punkt ist genau diese angesammelte Energie, welche in diesem Fall die Wirkung einer Erinnerung hat, die an einen Ort oder Gegenstand gebunden ist.« Er zögerte. »Oder, was sehr selten vorkommt, eine Person.«
    Ihr Blick schweifte in die Ferne, als sie daran dachte, dass Strells zerbrochener Flöte eine solche Erinnerung anhaftete. Sie stand auf und ging um das Feuer herum, um einen Ast wieder hineinzuschieben, den sie gerade absichtlich hinausgeschubst hatte.
    »Was tust du eigentlich?«, fragte Nutzlos erstaunt. »Ich habe noch nie jemanden erlebt, der sich so standhaft geweigert hat, still zu sitzen, seit ich …« Seine Worte brachen abrupt ab. Alissa schlang die Arme um sich, blickte auf und bemerkte, dass ihr Lehrmeister sie mit geschürzten Lippen und wissendem Blick anstarrte. »Du hast dich am Schwanz verletzt«, sagte er.
    Ihre Panik vermischte sich mit Scham, und sie wich seinem Blick aus. Er würde ja so wütend auf sie sein! »Äh … nein«, stammelte sie.
    »Dann also eine Schwinge?«, riet er, und sie nickte und wand sich vor Verlegenheit, als sie sein schweres Seufzen hörte.
    »Mir fehlt nichts«, sagte sie, kehrte an ihren Platz zurück und setzte sich auf den vordersten Rand der Bank. Der Schmerz flammte auf, und widerstrebend stand sie gleich wieder auf.
    »Du bist wieder in den starken Aufwinden

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