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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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hinter der Feste herumgeflogen, nicht wahr?«, sagte er, und das klang nicht wie eine Frage. »Ich habe dich doch ermahnt, vorsichtig zu sein. Weißt du, wie viele junge Rakus am Fuß dieser Felswand verendet sind?«
    Sie sagte nichts und ließ ihn lieber glauben, was er wollte.
    »Du bist die Letzte, die noch übrig ist, Alissa«, tadelte er sie sanft. »Du musst besser achtgeben. Warum, glaubst du, lehre ich dich Dinge, die nur ein erfahrener Meister wissen sollte? Ich werde nicht mehr ewig leben, und ich lasse nicht zu, dass eintausend Jahre der Forschung und Lehre mit mir sterben.«
    »Nutzlos«, wehrte sie ab, denn es gefiel ihr nicht, ihn so reden zu hören. Als sie seinem Blick begegnete, war sie überrascht, darin so viel geduldiges Verständnis zu erkennen.
    »Verwandle dich, und zeige mir, was du angerichtet hast«, verlangte er mit leiser Stimme. »Schlimmer als das, was ich früher so geschafft habe, kann es nicht sein. Ich werde einen Heilungsbann darauf wirken, oder besser noch, du tust es selbst. Die Übung wird dir guttun.« Er schüttelte den Kopf und fummelte am Feuer herum, wobei seine langen Finger den niedrigen Flammen gefährlich nahe kamen. »Allerdings hätte ich dir diesen Bann eigentlich gar nicht erst zeigen dürfen«, fügte er hinzu.
    Alissas Freude darüber, dass sie den schwierigen Bann selbst üben durfte, wurde von ihrer Sorge gedämpft. Vielleicht würde sein Verständnis rasch in Ärger umschlagen, wenn er sah, was sie angerichtet hatte. Trotzdem, sie litt Schmerzen, und eine Beschleunigung der Heilung um drei volle Tage würde ihr Erleichterung bringen.
    Die Sonne war inzwischen untergegangen, und ihr war kühl. Sie stellte sich ein wenig wackelig auf die Steinbank und trat von dort auf das lange, ungepflegte Gras. Wortlos zog sie ihre Pantoffeln aus, um sie nicht mitsamt dem Rest ihrer Kleidung in nichts aufzulösen, wenn sie sich verwandelte. Nutzlos war es gleich, ob sie Schuhe trug oder nicht, doch als wohlerzogene Hochländerin fühlte sie sich ohne Schuhe wie nackt. Der laute Knall, mit dem sie auf die Steinbank fielen, ließ sie zusammenfahren.
    Nutzlos, der Unordnung verabscheute, rückte ihre Pantoffeln ordentlich zurecht. »Du solltest besser auf deine Schuhe achtgeben, bis du lernst, selbst welche zu erschaffen«, sagte er – offenbar hatte er erkannt, dass dies nicht die Schuhe waren, in denen sie die Feste am Morgen verlassen hatte.
    »Nutzlos?«, fragte sie neugierig. »Warum bleiben Verletzungen auch nach der Verwandlung erhalten? Ich dachte, da ich ja dann eine völlig andere Gestalt annehme, würde ich gar nichts mehr merken.«
    Nutzlos nippte an seinem Tee. »Du verwandelst deine Vorstellung von dir selbst, und dein Verstand weiß, dass du verletzt bist. Seltsamerweise ist das einer der Gründe für unsere lange Lebensspanne. Du«, sagte er, »bist buchstäblich so alt, wie du glaubst, oder in diesem Fall, wie deine Gedanken dich in Erinnerung haben.«
    Ungläubig runzelte sie die Stirn. Das ging weit über ihre ursprüngliche Frage hinaus, doch sie stürzte sich begierig darauf. »Wenn ich also denken würde, ich sei zehn Jahre alt, und mich dann verwandle, würde ich als Zehnjährige wieder erscheinen?«
    Der warme Laut seines Lachens wallte wie ein Sonnenstrahl über die von Unkraut überwucherten Beete und das verwilderte Gras seines großen Gartens. »Nein. Du würdest schon in deinem richtigen Alter wieder erscheinen, aber dein jugendliches Aussehen wird zehnmal länger andauern, als du vielleicht meinst. Deinem Verstand kann man nichts vormachen, aber er akzeptiert Veränderungen nur sehr langsam. Schmerz hingegen macht einen starken Eindruck auf deinen Geist, weshalb er auch die Verwandlung überdauert.«
    Sie nickte. Das klang vernünftig, sofern man an diesem Thema überhaupt etwas nachvollziehbar finden konnte.
    Alissa wusste, dass Nutzlos die Gelegenheit ergreifen würde, ihr Geschick bei der Verwandlung zu prüfen, und ging bei den vorbereitenden Schritten besonders bedacht und langsam vor. Mit offenen Augen visualisierte sie die Quelle vor ihrem geistigen Auge. Tief in ihrem Bewusstsein ruhte eine Kugel von so reinem, starkem Weiß, dass es nur in ihrer Vorstellung existieren konnte, ein Geschenk von ihrem Papa vor seinem Tod. Sie war mit silbrig-goldenen Bändern umwunden, die prächtig glitzerten. Sie hatte noch nie erkennen können, was jenseits dieser Bänder lag. Nutzlos hatte ihr einmal erklärt, das liege daran, dass ihr begrenzter Geist

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