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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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und still wurden, und das in dem Wissen, dass er allein daran schuld war. Verlegen wandte sie den Blick ab.
    »Selbst unter den günstigsten Umständen braucht ein Meister oder eine Meisterin bis zu zwei Jahrhunderte, um seine oder ihre Fähigkeiten zu entwickeln«, fuhr er fort, offenbar ohne zu merken, was sie sah. »Hab Geduld.«
    »Jetzt hörst du dich an wie Nutzlos«, erwiderte sie.
    »So ist es.« Er lächelte. »Und du solltest ihn Talo-Toecan nennen. Außerdem«, sagte er, griff nach einem Tuch und zog einen Kessel vom Feuer, »schreitet deine Ausbildung erschreckend rasch voran. Ich vermute, dass er zurzeit eingehend die Theorie des Liniensprungs erläutert.«
    »Woher … woher weißt du das?«, fragte sie.
    Er füllte gerade eine Teekanne mit dem lauwarmen Wasser aus dem Kessel und blickte zu ihr auf. Eine Resonanz glomm auf ihren Pfaden, als er einen Hitzebann wirkte und die Teekanne zu dampfen begann. »Der Unterricht zur Abendstunde hat euch verraten«, sagte er. »An den Zeitlinien entlangzuspringen, um die Vergangenheit zu besuchen, ist sehr kompliziert. Es sähe Talo-Toecan gar nicht ähnlich, so etwas morgens zu lehren, wenn du die halbe Unterrichtsstunde verschlafen könntest – damit würde er riskieren, dass du versuchst, den Rest selbst herauszufinden, und dich damit in Schwierigkeiten bringst.«
    Alissa schnitt eine Grimasse, denn sie wusste sehr wohl, dass Nutzlos’ Sorge nicht unbegründet war. »Ach so.«
    Lächelnd griff Lodesh nach einem weichen Tuch und tupfte ihren Kiefer ab. Als er das Tuch wieder fortzog, wies es einen verschmierten roten Fleck auf, und sie hob die Hand und tastete nach der Stelle. »Bist du wegen Bestie abgestürzt?«, fragte er leichthin.
    Ihr stockte der Atem. Sie nahm das Tuch und wandte sich ab. »Nein«, sagte sie, denn es war ihr zu peinlich zuzugeben, dass sie noch nicht allein fliegen konnte.
    Er zögerte. »Ich mache mir Sorgen, Alissa. Meister zerstören grundsätzlich das zweite, wilde Selbst, das zutage tritt, wenn sie lernen, sich von einem Raku in eine menschliche Gestalt zu verwandeln. Noch nie war ein Meister bereit, mit diesem zweiten Bewusstsein weiterzuleben.« Seine grünen Augen blickten bekümmert drein. »Versucht Bestie – die Kontrolle zu übernehmen?«
    »Nein. Das tut sie nicht«, erwiderte Alissa trotzig. Es gefiel ihr nicht, so offen über Bestie zu sprechen. Wenn Nutzlos merkte, dass Alissa ihr wildes Selbst behalten hatte, würde er sie zwingen, Bestie zu zerstören. Nicht einmal Strell wusste von ihr. Wie Lodesh das erraten hatte, war ihr ein Rätsel.
    Lodesh neigte den Kopf, und seine besorgte Haltung brachte deutlicher als seine Worte zum Ausdruck, dass er alles andere als überzeugt war. »Hier«, sagte er schließ lich und reichte ihr die Teekanne. »Du kommst zu spät, aber wenn du ihm Tee mitbringst, wird er wahrscheinlich über deine Verspätung hinwegsehen.« Alissa runzelte die Brauen, als er sie daran erinnerte. »Beeil dich lieber«, sagte er und führte sie am Ellbogen zur Tür.
    Mit einer letzten, extravaganten Geste hielt Lodesh ihr die Hintertür zum Garten auf. Das Konzert der Grillen strömte herein, sammelte sich hinter ihr und drängte sie hinaus in die taufeuchte Dunkelheit einer mondlosen Nacht. Alissa raffte mit einer Hand ihre Röcke, in der anderen hielt sie die Teekanne. Ihr Rücken beklagte sich, als sie den von Unkraut gesäumten Pfad zu der großen, im Boden versenkten Feuerstelle entlangging, die oft als ihr Schulzimmer diente. Hinter ihr fiel mit einem sachten Geräusch die Tür zu.
    Die Unterhaltung über Bestie machte Alissa noch nervöser. In ihrem Kreuz stach es schmerzhaft, und sie ging langsamer. Sie wünschte, sie könnte endlich die Zeit richtig einschätzen. Sie verstand nicht, wie sich die Stunden unabhängig vom Lauf der Sonne verändern sollten. Sie lief so schnell, wie ihr Rücken es zuließ, kam um eine Ecke und blieb bestürzt stehen. Nutzlos saß nicht nur an der Feuerstelle, er hatte auch bereits ein Feuer entfacht.
    Der Meister richtete sich auf, als er sie kommen hörte, und seine weißen Augenbrauen zogen sich fragend in die Höhe. Alissa warf das zerzauste Haar zurück und setzte ruhig und mit falscher Unbekümmertheit ihren Weg fort. Zumindest war er in seiner menschlichen Gestalt erschienen. Mit ihm diskutieren zu wollen, wenn er ein Raku war, war schlicht unmöglich.
    »Alissa?«, sagte er in seiner leicht abgehackten Sprechweise. Er klang verwundert, nicht verärgert, wie sie

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