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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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und stützte die Ellbogen auf einen Schreibtisch. Mit leisem Glucksen griff er zur Feder und kritzelte weiter. »Dies«, sagte er und schob ihr das Blatt hin, »ist der Schlüssel.«
    Sie nahm es und las: »RR ist rot; rr ist weiß; Rr ist rot und trägt das verdeckte …« Sie zögerte bei dem ihr unbekannten Wort, da sie es noch nie gesehen hatte.
    »Allel«, half Redal-Stan nach.
    »Trägt das verdeckte Allel für weiß«, fuhr sie fort in der Hoffnung, dass er ihr das nun erklären würde. Sie ließ das Blatt fallen. »Das verstehe ich nicht.«
    Er überlegte kurz. »Jedes Lebewesen trägt in sich Anweisungen für seine Masse. Äh, für sein Aussehen. Aus Gründen, die ich jetzt nicht näher erläutern möchte, sind diese zahllosen Anweisungen zufällig paarweise angeordnet. Wenn ich paarweise sage, meine ich damit nicht, dass die einzelnen Teile dieser Paare jeweils identisch sind. Diese Henne kann zum Beispiel rot oder weiß sein.«
    »Gut«, sagte sie und fragte sich, wovon er überhaupt sprach. Er schob ihr ihren Becher hin, und sie nahm ihn, um sich daran die Finger zu wärmen.
    »Ein weißes Huhn ist weiß, weil beide Teile dieses Paares ihm sagen, dass es weiß sein soll.« Er zeichnete einen Kreis um das »rr« .
    »Warum schreibt man nicht einfach W?«, fragte sie.
    »Tut man eben nicht. Unterbrich mich nicht. Ein rotes Huhn schreibt man RR oder Rr.« Er kreiste die Paare ein. »Nun sagen wir mal, wir haben eine weiße Henne und einen roten Hahn.«
    Alissa beugte sich vor und beobachtete, wie er kritzelte: »rr x RR« .
    »Ihre Küken brauchen nur einen Satz Anweisungen, also bekommen sie von jedem Elterntier die Hälfte.«
    Alissa spähte auf das Blatt. »Wäre es nicht besser, beide Paare zu haben?«
    »Nein. Glaub mir das.« Sie verzog das Gesicht, und er führ fort: »Also bekommen alle unsere Küken ein R vom Vatertier und ein r von der Mutter.«
    Alissa blickte auf die Stelle, wo er enthusiastisch »Rr« hingekritzelt hatte. »Das Küken wäre dann rot, richtig?«, fragte sie, nachdem sie noch einmal auf den Schlüssel geblickt hatte. »Obwohl die Hälfte des – äh – Paares ihm sagt, dass es weiß sein soll?«
    »Ja!« Er lächelte, als hätte sie etwas sehr Kluges gesagt. »Die weiße Anweisung ist schwächer als die rote. Sie ist rezessiv, tritt also hinter der stärkeren roten zurück. Obwohl das Küken rot aussieht, sagt ihm die Hälfte seiner Anweisungen, es solle weiß sein. Das Weiß wird sich bei diesem Küken nicht sichtbar zeigen, aber wenn es seine weiße Anweisung an seine eigenen Nachkommen weitergibt, könnten sie weiß werden.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was hat das mit Meistern und Bewahrern zu tun?«
    Er stieß langsam den Atem aus und verscheuchte eine Motte. »Das ist noch komplexer«, gab er zu. »Die Meister würden das zwar gern leugnen, aber der Unterschied zwischen einem Meister und einem Bewahrer ist recht klein. Nur drei Paare dieser ungeheuren Anzahl von Anweisungen sind ausschlaggebend dafür, ob jemand seine menschliche Abstammung transzendieren und ein Raku werden kann. Wenn man die in der richtigen Konfiguration in sich trägt, kann der Rest bei der ersten Verwandlung geglättet werden.«
    »Oh!«, rief sie aus. »Deshalb musste ich beim ersten Mal also Talo-Toecans Nagel binden. Seine Anweisungen steckten da drin, nicht wahr?«
    Redal-Stan nickte. »Ja. Die drei Paare von Anweisungen, oder vielmehr Allele, steuern die Komplexität deines neuronalen Netzwerks. Sie heißen T, K und H.«
    »Tiefland, Küste und Hochland«, riet sie.
    »Äh, ja.« Er rutschte unruhig herum und griff nach seinem Becher. »Im Tiefland findet man ungewöhnlich oft die rezessive t-Anweisung, im Hochland h und so weiter. Ein Raku ist an allen drei Stellen rezessiv und wird so geschrieben.« Er kritzelte »ttkkhh« . »Das nennt man eine Signatur. Wenn man auch nur eine dominante, also stärkere Anweisung in sich trägt, ist man kein Raku, oder vielmehr kein Meister.«
    »Meine Signatur ist also ttkkhh«, wiederholte Alissa zögerlich.
    Er grinste und zeigte dabei die Zähne. »Das war sie schon vor deiner Geburt. Bewahrer haben zwei dominante Anweisungen, die ihr neuronales Netzwerk stellenweise verkrüppeln. Zwei Anweisungen, ganz gleich, welche. Drei oder mehr verursachen ein solches Chaos im Netzwerk, dass man ein Gemeiner ist.«
    In Gedanken versunken, nippte Alissa an ihrem Tee. »Was bekommt man denn, wenn nur eine starke Anweisung die Pfade durcheinanderbringt? Einen sehr

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