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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sie kläglich, und seine tröstliche Präsenz verschwand.
    »Alissa?« Das war Mav, die ihr ganz leicht eine Hand auf die Schulter legte.
    »Ich habe meinen Liebsten verloren«, flüsterte Alissa. Der Navigator sollte sie zu Asche verbrennen. Sie hatte ihren Liebsten verloren.
    »Alissa, es tut mir leid«, sagte Mav. Die Küche nahm ihren üblichen Lärm wieder auf. »Das wusste Kally doch nicht.«
    »Ich habe das nicht sonderlich geschickt angefangen, nicht wahr?«, entgegnete Alissa. Sie blickte auf und war erstaunt über Mavs schuldbewusste Miene. »Was ist denn?«, flüsterte sie. »Das war doch nicht Eure Schuld.«
    Die Falten gruben sich tiefer in Mavs Gesicht. Sie nahm einen dicken Lappen, zog den Topf von den niedrigen Flammen und starrte ins Leere. »Sie wäre mit ihm gegangen, wenn ich sie nicht daran gehindert hätte«, sagte Mav.
    Alissas Traurigkeit ließ nach, als sie begriff. Sie spürte, wie Bestie in ihrem Bewusstsein ganz nach vorn trat, und hörte sich zu ihrem eigenen Schrecken sagen: »Belaste die Liebe deines Zöglings nicht mit Schuldgefühlen, alte Frau.« Das war Bestie, die durch ihren Mund sprach, und Alissas spontane Angst wich der Resignation. Es war unvermeidlich, dass Bestie die Kontrolle übernehmen würde. Sie würde sich in Würde damit abfinden.
    Mav warf Alissa einen scharfen Blick zu und ließ sich dann langsam auf den Schemel sinken. Ihr Blick ruhte auf dem Band, und sie hob es auf und säuberte es von Mehlstaub. »Ja«, sagte die Frau seufzend, »ich bin alt. Kally hat noch ihr ganzes Leben vor sich, und sie hätte dieses Leben in Liebe mit Ren teilen können, statt der kläglichen paar Jahre, die ich ihr noch geben kann.«
    »Mag sein«, gab Bestie zu und machte sich nicht einmal mehr die Mühe, sich bei Alissa zu entschuldigen. »Aber ich glaube, dass Liebe sowohl rückwärts als auch vorwärts gemessen wird. Die sechzehn Jahre, während deren du sie geliebt und umsorgt hast, sind nicht das Viertel einer Lebenszeit, wie du sie misst, sondern ihr ganzes bisheriges Leben. Sie hat nie ohne deine Liebe gelebt und kann sie nicht einfach zurücklassen. Ren wusste das. Nimm sein Geschenk dankbar an«, endete Bestie. »Kally wird es irgendwann verstehen.«
    Mav spähte in Alissas Augen. Das Klappern von Backblechen brachte sie wieder zu sich, sie seufzte und richtete sich auf. Langsam erhob sie sich, und Bestie und Alissa beobachteten, wie die Schuldgefühle von ihr abfielen. »Du bist sehr weise für dein Alter, Alissa.«
    Alissa spürte den Hauch eines Lächelns auf ihren Lippen. Langsam zog Bestie sich wieder zurück, aufmerksam und wach, aber still. Mav steckte Rens Liebespfand in die Schürzentasche und überspielte das verlegene Schweigen, indem sie sich überflüssigerweise die Hände an einem Tuch abwischte. Plötzlicher Jubel aus dem Speisesaal ließ alle aufblicken, und dann stürzte Lodesh Hals über Kopf herein.
    »Mav! Schnell! Du musst mich verstecken!«

 
    – 42 –
     

    M av und Alissa blickten in Lodeshs entsetztes Gesicht. Aus der großen Halle drang gedämpft ein zorniger Ruf zu ihnen: »Stadtvogt!«
    Die Küchenhilfen brachen in Jubel aus. Lodesh begrüßte sie geistesabwesend und drängte sich zu Alissa und Mav durch. »Mav«, flehte er. »Ich brauche nur ein paar Stunden. Ich gehe auch wieder zurück. Ich verspreche es!«
    Mav brach in Lachen aus. »Geht wieder an eure Arbeit!«, bellte sie, und alle waren auf einmal sehr geschäftig. Lodesh hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Mit Ausnahme der Stiefel war er ganz in Blau gekleidet, bis hinauf zu dem übermäßig verzierten Hut, den er nun mit einer Hand umklammert hielt. Er sah jämmerlich aus. Mav umarmte ihn stürmisch, doch er war zu verschreckt, um die herzliche Begrüßung zu erwidern. »Du bist zu groß, als dass du dich noch in meinem Mehlschrank verstecken könntest, Junge«, kicherte sie. Sie neigte den Kopf zur Seite und schien zu lauschen. »Nimm lieber die Beine in die Hand.«
    »Lodesh!«, drang Breves empörter Ruf aus dem Speisesaal herein. »Wir werden vom Gewandmeister erwartet, er will deine Füße für neue Stiefel vermessen.«
    Lodesh erstarrte wie ein erschrockenes Reh. Alissa fuhr zusammen, als Connen-Neute sie am Ellbogen berührte. »Dürfte ich den Garten vorschlagen?«, bemerkte er ruhig.
    Mav drehte den panischen Lodesh herum und stieß ihn zu der bemalten Tür. »Lauf!«, sagte sie. »Wir halten sie auf, solange wir können.« Sie lachte, als Connen-Neute und Alissa ihn zur

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