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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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stand, konnte sie nicht lügen, doch sie konnte die Wahrheit ein wenig beugen oder die Antwort verweigern, indem sie wegging oder auf Zeit spielte in der Hoffnung, ihn irgendwie ablenken zu können. Ihr Vater hatte mit seinem Leben dafür bezahlt, dass er diesen Bann vor fast zehn Jahren gebrochen hatte. Dennoch wirkte er nun.
    Die Karten in Earans Hand glitten flüsternd auf den Tisch. »Ich kenne dich nicht«, sagte er drohend und mit schmalen Augen. Alissa wich einen Schritt zurück und spürte, wie ihre Wangen kalt wurden.
    »Nun, irgendjemand muss sie kennen«, erwiderte Lodesh. »Jemand hat ihr erzählt, ich sei der Stadtvogt.«
    Earan lachte, und der überhebliche Laut hallte von den Deckenbalken wider. »Das ist ja ein Ding!«, rief er und ließ mit einem schweren Faustschlag die Tafel erzittern. »Mein kleiner Bruder, vor mir zum Stadtvogt erhoben.«
    »Wie auch immer, sie scheint es zu glauben«, erklärte Lodesh steif.
    Earans Fröhlichkeit fiel abrupt von ihm ab, und er lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Genug jetzt«, sagte er ungeduldig. »Wer bist du?«
    »Das habe ich Euch bereits gesagt«, erklärte Alissa, um den Wahrheitsbann zu umgehen. Wenn sie ihnen sagte, sie sei eine Meisterin, würden sie sie für verrückt halten. Sie zuckte zusammen, als Lodesh beruhigend eine Hand auf ihre Schulter legte. Der schwache Duft von Euthymienholz drang zu ihr, und ihr Herz schlug schneller. Das alles war völlig falsch. Was hatte sie angerichtet?
    Earan beugte sich über den Tisch. »Wie bist du in Strümpfen in den Garten gekommen?«
    »Zu Fuß«, sagte sie und spürte, wie es ihr den Magen zusammenzog.
    Ren und Breve kicherten. Earan warf ihnen einen finsteren Blick zu, denn er schätzte es offenbar nicht, zum Narren gehalten zu werden. »Erbärmliches kleines Ding«, sagte er, stemmte die Hände auf die Tischplatte und richtete seinen massigen Leib auf.
    »Earan …«, warnte Nisi mit einem Anflug von Angst in der Stimme. »Setz dich wieder. Bringen wir einfach in Erfahrung, wer sie ist, und überlassen die Sache dann Redal-Stan.«
    »Das versuche ich ja gerade.« Sobald Earan hinter dem Tisch hervortrat, erschien er ihr wie ein riesiger roter Bär von einem Mann, so groß wie ein Tiefländer, aber stämmig und breit wie ein Hochland-Bauer. Alissas Augen weiteten sich. Earan bewegte sich trotz seiner massigen Gestalt locker um den Tisch herum. Mit geradezu meisterlicher Anmut trat er vor, verdarb die Wirkung dieses Auftritts jedoch mit seiner gehässigen Miene. »Wer hat dir erzählt, Lodesh sei der Stadtvogt?«, fuhr er sie an.
    »Nutzlos«, flüsterte sie, obwohl sie wusste, dass er das als trotzige Antwort und nicht als die Wahrheit auffassen würde. In ihrer Angst spürte sie, wie Bestie sich regte. Alissa wollte nichts lieber als fort von hier, doch sie konnte nirgendwohin.
    Earans Gesicht unter dem Bart rötete sich.
    Alissa spürte einen leichten Druck auf ihren Geist, als jemand versuchte, in ihre Gedanken einzudringen. Sie war schon so gereizt, dass sie den Eindringling mit einer flammend heißen Reaktion verscheuchte. Zu ihrer großen Überraschung zuckte Connen-Neute zusammen. Mit einem Flüstern von grauem und schwarzem Stoff schlüpfte er hinaus. Niemand sonst sah ihn gehen. Bestie war nun vollends erwacht, und Alissa wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Earan zu.
    »Wer«, knurrte der massige Bewahrer, »hat dich in die Feste gebracht?«
    Alissas Knie wurden weich. Sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg, schnappte keuchend nach Luft und hielt sie an, während sie gegen den Wahrheitsbann kämpfte.
    »Earan, lass sie.« Nisi hatte sich erhoben; ihr schmales Gesicht wirkte ängstlich verkniffen.
    Earan schüttelte Breve ab, der ihn zurückhalten wollte. »Wer hat dich als Bewahrerin verkleidet?«
    »Das reicht jetzt«, befahl Breve.
    »Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe!«, schrie Earan. Er wandte sich wieder ihr zu. »Wer ist dein Meister, Mädchen?«
    Alissas Herz raste. Sie war in einem Albtraum gefangen. Er musste damit aufhören!
    »Sag es mir!«, verlangte Earan, und sie fühlte, dass ihre Angst Energie um ihre Quelle zusammenballte. Sie stand kurz davor, einen unwillkürlichen Kraftstoß auszusenden, und in ihrem augenblicklichen Zustand würde der wahrscheinlich gewaltigen Schaden anrichten. »Sag es mir, sofort!«, donnerte Earan, und die Energiemenge überschritt die kritische Schwelle – in aller Stille.
    Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als Alissa spürte, wie ihre

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