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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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jugendlicher Schlauheit, gemildert von gefestigter, alter Weisheit; das Herz eines Heims. Jetzt war es ein Salon, viel nützlicher in Satis Beruf einer Shaduf. Sie brauchte nur wenig Raum, um sich ihre einsamen Mahlzeiten zuzubereiten.
    Satis Eltern und Geschwistern hatte man Gemächer in der Zitadelle zur Verfügung gestellt. Das sollte eine Geste der Dankbarkeit sein, dafür, dass sie Sati zur Welt gebracht hatten. In Wahrheit war diese Ehre eher eine schuldbewusste Entschädigung der Stadt. Denn sosehr sie es auch versuchten, ihre Angehörigen konnten es nicht mehr ertragen, mit ihr zusammenzuleben. Es war leichter gewesen, fortzugehen und ihr zumindest diese frühere gemeinsame Hülle zum Trost zu überlassen.
    Alles war weich: die gedämpften Farben, die zahllosen Kissen, die üppigen Vorhänge. Auf dem Boden mussten drei oder vier Teppiche übereinanderliegen. Da Sati im Leben keine Behaglichkeit mehr finden konnte, hatte sie sich damit umgeben.
    Aus einem Nebenzimmer war ein Poltern zu hören, und Lodesh setzte sich, wobei er vorsichtig den Sessel abtastete und sich vergewisserte, dass er auch wieder würde aufstehen können. Er war seit fünf Jahren nicht mehr hier gewesen – seit ihr Shaduf-Status über sie hereingebrochen war. Lodesh verzog das Gesicht.
    Als hätte die Hitze in seinen Wangen sie angezogen, erschien Sati in dem mit Vorhängen verkleideten Durchgang. Sie hatte sich angekleidet und trug nun das blaue Gewand ihres Standes wie einen stummen Vorwurf. Lodesh verzog erneut das Gesicht, als er bemerkte, welches Haarband sie gewählt hatte. Es war verblasst und abgewetzt, doch die Stickerei darauf, blaue Vergissmeinnicht, war noch gut zu erkennen. Satis Mutter hatte ihm dieses Band als Pfand ihrer mütterlichen Zuneigung geschenkt; es war ein Familienerbstück, über Generationen weitergereicht. Lodesh hatte sich verpflichtet gefühlt, es zurückzugeben, als offenkundig wurde, dass er und Sati nicht heiraten konnten. Sati trug es jetzt wie eine Kriegsnarbe.
    Sie durchquerte den Raum, warf sich in einen Sessel und verschwand fast zwischen den Kissen. Eines davon drückte sie an sich, so dass sie aussah wie ein verlorenes Kind, das ihn über den Rand hinweg beäugte. »Du bist nicht wegen meines Pferdes gekommen«, sagte sie steif.
    »Nein.« Lodesh rutschte an den Rand seines Sessels vor und musste daran denken, wie weich dieses bunte Band einst durch seine Finger geglitten war. Mit den Ellbogen auf den Knien führte er die Handflächen zusammen, um ihrem vorwurfsvollen Blick auszuweichen. »Ich habe eine Frage.«
    »Du hast es mir versprochen!«, rief sie, und die Finger, die das Kissen umklammerten, wurden weiß. »Du hast versprochen, dass du mich niemals etwas fragen würdest!«
    »Nein, das habe ich nicht.« Er verabscheute sich dafür, aber ihre Bestürzung zeigte ihm deutlich, dass sie sowohl seine Frage als auch die Antwort bereits kannte. »Ich gebe keine Versprechen mehr ab – nie mehr.«
    Sati rang zittrig nach Luft. Lodesh wusste, dass sie überlegte, ob sie ihn hinauswerfen sollte. »Schön!«, fauchte sie, und seine Sorge wuchs. »Aber das wird dich etwas kosten.« Sie reckte das Kinn. »Ich will einen fruchtbaren Samen von den Euthymienbäumen.«
    »Abgemacht.«
    »Was!« Ihre Finger lösten sich von dem Kissen, und es fiel zu Boden.
    »Abgemacht«, wiederholte er mit verzerrtem Gesicht. »Ich habe gesagt, abgemacht.«
    Sie richtete sich auf, und ihre verwirrte Miene ließ ihr Gesicht weicher wirken. Beinahe schien das seine alte Sati zu sein, die aus diesen gequälten Augen blickte. »Ich … ich hätte nicht gedacht, dass du darauf eingehst.«
    »Ich hab deinen Preis akzeptiert, Sati.«
    »Du hast tatsächlich einen?«
    Lodesh zwang sich, die Hände sinken zu lassen. »Ich musste drei Wochen lang in den Wipfeln herumklettern, um einen zu finden, aber ja, ich habe einen. Du bist der einzige Mensch auf der Welt, der einen fruchtbaren Samen besitzt.« Lodesh spürte einen Anflug von Wut. Er hatte Pläne für diesen Samen gehabt. Wahrscheinlich würde er in seinem Leben keinen zweiten fruchtbaren Samen finden, und ihn Sati zu geben hatte nicht zu seinem Plan gehört. »Also, weißt du, ob Alissa und ich eine gemeinsame Zukunft haben?«
    Abrupt stand sie auf und riss ihr Kissen vom Boden hoch. Mit zusammengekniffenen Lippen schleuderte sie es auf ihren Sessel und stampfte, sofern sie in ihren weichen Pantoffeln stampfen konnte, zu der Nische, die ihr als Küche diente. Unter lautem

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