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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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und Strell fragte sich, ob es nur seine eigenen Sorgen waren, die ihm dieses Misstrauen eingaben. »Kannst du sie jetzt spüren?«, fragte Lodesh.
    Strell merkte, wie sein Blick ebenfalls in die Ferne rückte. »Oh ja«, flüsterte er und hörte den gequälten Unterton in seiner eigenen Stimme. »Sie ist aus dem Zimmer gelaufen und hält sich jetzt in einem der Übungsräume unter uns auf.«
    Talo-Toecan knallte vor Überraschung seinen Becher auf das Fensterbrett, und Strell erstarrte. »Wenn einem ein Stück von sich selbst entrissen wird«, erklärte Strell bitter, »wird man sehr geschickt darin, das leiseste Flüstern dieses Teils aufzuspüren.«
    »Außer man lernt, es zu ignorieren«, erwiderte Talo-Toecan ernst.
    Lodesh schnaubte. »Redet ihr zwei ruhig weiter über vielleicht und eines Tages«, brummte er, »aber ich brauche etwas Greifbareres.«
    Kralle kreischte, und Strell trat ans Fenster, um nach Connen-Neute zu sehen.
    »Und das von einem Mann, der vor über dreihundert Jahren gestorben ist?«, entgegnete Talo-Toecan.
    Strell drehte sich um und sah, wie Lodeshs Miene hart wurde. »Bitte entschuldigt mich«, sagte der Vogt und errichtete eine Mauer aus Förmlichkeit um sich. Er stellte seinen Becher auf den Kaminsims und ging zur Tür.
    Talo-Toecan verzog das Gesicht. »Lodesh, wartet«, rief er.
    »Nein«, sagte der und ging mit schleppenden Schritten hinaus.
    Der Meister schien sich mit einem langgezogenen Seufzen wieder zu sammeln. »Dies«, sagte er in mildem Abscheu, »ist der scheußlichste Tee, den Lodesh je gekocht hat. Ich werde ihn nicht trinken.«
    »Wie kann ich denn einen zuverlässigen Kontakt zu Alissa aufbauen?«, fragte Strell, den der Geschmack von Lodeshs Tee nicht im Mindesten kümmerte.
    Talo-Toecans Blick schweifte durch Alissas Zimmer, und seine Augen leuchteten auf, als er Strells Flöte entdeckte. Mit einem erfreuten »Ah!« griff er danach und reichte sie Strell. »Ich schlage vor, Ihr lockt Connen-Neute wieder hierher, und dann sehen wir weiter.«
    Strell hielt die Flöte locker in der Hand. »Ich habe es Euch doch gesagt. Es liegt nicht allein an Connen-Neute.«
    »Irgendwo müssen wir nun einmal anfangen«, kam die geduldige Antwort.
    Strell holte mühsam Luft und begann mit einer ernsten Melodie. Ein plötzlicher Gedanke unterbrach ihn mitten im Spiel. »Connen-Neute war in diesem Zimmer, oder darüber, und zwar sowohl damals als auch jetzt«, sagte er.
    »Ja. Das glaube ich auch.« Talo-Toecans Zustimmung klang lethargisch. Strell wusste, dass das nicht an der Hitze lag, sondern an seiner Musik. Alissa war genauso.
    »Wenn wir also hier widerspiegeln, was in Alissas Zeit existiert, können wir den Kontakt vielleicht wiederherstellen«, sagte Strell, und die Hoffnung beschleunigte seinen Atem.
    »Möglich.« Talo-Toecan schloss die Augen. »Wie ich sagte, wir müssen einen Dialog in Gang bringen. Woher sollen wir wissen, was wir nachahmen müssen, wenn sie es uns nicht sagen kann?« Ein langer Finger bedeutete Strell mit einer faulen Geste fortzufahren, aber Strell war zu aufgeregt.
    »Sie ist also in der Vergangenheit«, hielt er fest, und Talo-Toecan nickte ungeduldig. »Warum erinnert Ihr Euch dann nicht an sie?«
    Talo-Toecan seufzte und öffnete die Augen. »Ich habe mich gelegentlich von der Feste entfernt«, gestand er. »Es wäre möglich, dass ich sie knapp verpasst habe, wenn sie tatsächlich zu meiner Zeit dort war. Wer weiß?«
    Damit musste Strell sich zufriedengeben. Er begann voll neuer Hoffnung erneut zu spielen, und die Zikaden begleiteten ihn mit ihrem rauen, launischen Gesang.

 
    – 20 –
     

    G uten Morgen, Mavoureen«, rief Alissa, als sie die Küche betrat. Neben dem Hauptfeuer wandte Kally sich von einem Küchenmädchen ab, dem sie gerade Anweisungen erteilte, und lächelte.
    »Ah, Alissa!«, sagte Mav. »Du bist ein Sonnenstrahl an einem trüben Tag.« Ihre kräftigen, blassen Arme, bis über die Ellbogen mit Mehl bestäubt, kneteten weiter Brotteig, und zwar mit einer Heftigkeit, die normalerweise nur das Hinterteil eines unartigen Kindes zu spüren bekam. »Wirst du heute dort frühstücken, wo es sich für dich gehört?«, fragte sie scharf.
    Alissa rang sich ein kränkliches Lächeln ab. Sie hatte den Speisesaal der Bewahrer nur durchquert, und schon tat ihr der Kopf weh. Der Saal war voll, und alle redeten gleichzeitig und planten den ersten Tag des dreitätigen Hainfestes. Jeder, der seine Pflichten irgendwie umgehen konnte, wollte heute

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