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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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von Hass brach über ihm zusammen, als sein Blick auf Keribdis fiel.
    Die ältere Frau stand da, offensichtlich erschöpft. Es schien, als hielte nur ihre Wut sie noch aufrecht. Blut hatte ihr Kleid befleckt, und ein Auge war zugeschwollen. Hässliche Kratzer verunzierten ihr Gesicht. »Ihr habt Alissa wehgetan«, sagte er, und seine Stimme trug seinen tief empfundenen Hass bis zu ihr.
    Keribdis warf ihm einen eisigen Blick zu. »Ich habe sie am Leben gelassen.«
    Dies waren die ersten Worte, die sie direkt an ihn richtete. »Ihr seid ein Tier!«, schrie er und stürzte auf sie zu. Noch ehe er drei Schritte weit gekommen war, wurden ihm die Füße weggerissen. Er stürzte, fuhr herum und sah Connen-Neutes lange Finger, die sich um seinen Knöchel geschlungen hatten. »Lasst – los!«, schrie er und trat um sich. Er traf den jungen Meister, und der feste Griff löste sich. Connen-Neutes Pupillen waren so groß, dass seine goldenen Augen schwarz wirkten.
    Strell rappelte sich auf. Keuchend erkannte er, dass Connen-Neute ihm vermutlich gerade das Leben gerettet hatte. Bei den Wölfen, er fühlte sich so hilflos.
    Keribdis zog hochmütig die rote Schärpe um ihre Taille enger. Mit höhnischer Miene wartete sie nur auf einen Vorwand, um ihn mit einem Bann zu töten. Alissa, dachte er, und Angst verdrängte seine Wut. Er fiel neben Alissas Kopf auf die Knie. Mit zitternden Fingern berührte er sie. Bitte, dachte er. Bitte, Alissa. Wach wieder auf.
    Yar-Taw trat rasch zu Keribdis. »Geht es dir gut?«, fragte er und streckte die Arme aus, um sie zu stützen, als sie zittrig nickte. »Vielleicht hättest du eine andere Methode wählen sollen, Alissa zur Ordnung zu rufen. Eine Schülerin wegen mutwilligen Ungehorsams bewusstlos zu schlagen, ist hart.« Yar-Taw warf einen Blick auf Alissa. »Für euch beide, wie mir scheint.«
    Strell erhob sich, die Hände zu Fäusten geballt. Alissas mächtiger Körper lag reglos hinter ihm. »Sie hat eine Gehirnerschütterung«, sagte er, doch niemand achtete auf ihn. »Sie wacht vielleicht nie wieder auf!«
    Keribdis wandte sich an Yar-Taw. »Ich konnte sie wohl kaum unter Kontrolle bringen, indem ich ihr Wissen vorenthielt«, erklärte sie verbittert. »Talo-Toecan hat sie unbeherrschbar gemacht.« Eine verzierte Bank erschien aus dem Nichts, und Keribdis ließ sich erschöpft darauf nieder. Sie holte tief Luft, fasste sich und arrangierte ihre Gewänder so, dass ihre blutenden Wunden verborgen waren. Die Schatten landender Rakus strichen über den Sand. »Und es war dringend nötig«, fuhr die Frau fort. »Ich habe nicht Alissa vom Himmel geholt. Das da …« Sie zeigte auf Alissa. »Das ist wild.«
    Strell spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Keribdis wusste es. Connen-Neute hatte gesagt, sie fliege wie eine wilde Bestie. Keribdis hatte es gesehen.
    »Wild!« Yar-Taws Gesicht verzerrte sich vor Angst, als er sich nach Alissa umsah. »Sie ist verwildert?«
    »Ja.« Keribdis betupfte sich das Auge mit einem Tuch, das eben noch nicht da gewesen war. »Wir hatten Glück, dass es mir gelungen ist, sie allein zu Boden zu bringen. Auf diese Weise wurde niemand außer mir verletzt.«
    Yar-Taws Gesicht drückte schieres Entsetzen aus. Nervös wich er einen Schritt zurück. Am Strand entstand ein regelrechtes Gedränge. Strell spürte, wie sein hilfloser Zorn wuchs, während immer mehr Rakus landeten und sich verwandelten. Sie drängten sich um Keribdis und überschütteten sie mit Fragen, die sie nicht beantwortete. Connen-Neute blieb neben Strell stehen, als erwarte er, nun bestraft zu werden.
    Lodesh und Silla stolperten aus dem dichten Unterholz hervor. Mit weit aufgerissenen Augen umklammerte die junge Frau Lodeshs Hand, dann ließ sie sie fallen und rannte zu Alissa herüber.
    »Halt!«, schrie Keribdis, und die junge Frau blieb wie angewurzelt stehen. Langsam stand Keribdis auf. Die unbeantworteten Fragen verebbten. »Ich weiß, du denkst, ich hätte heute Morgen überreagiert.«
    »Ihr habt sie bewusstlos geschlagen, Keribdis. Kein Schüler hat das verdient.«
    »Habt ihr sie fliegen sehen?«, fragte jemand. »Ich habe noch nie einen solchen Sturzflug gesehen!«
    »Und sie hat sich sogar überschlagen!«, rief ein anderer. »Ich wusste nicht, dass man das überhaupt kann!«
    Keribdis schürzte die Lippen. »Das war nicht Alissa, dort oben in der Luft«, sagte sie und schluckte dann wie unter Qualen. »Alissa ist verwildert.«
    »Verwildert!«, rief jemand aus, der von den

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