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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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aufzuheitern, da sonst nichts zu helfen schien.
    Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, als seine Musik durch den nebligen Morgen schwebte. Langsam erlosch ihr Lächeln. Ihr Blick sank vom leeren Horizont hinab auf ihre Schuhe, fleckig von Salzwasser, die sich an den Nähten allmählich auflösten. Sie mussten das Trinkwasser streng rationieren, seit Clen und der Schiffsjunge sich mit dem größeren Beiboot und fast den gesamten Wasservorräten davongemacht hatten. Das war sechs Tage her. Der Kapitän und Hayden hatten sich geweigert, ebenfalls zu fliehen. Jeder von ihnen wollte die Albatros. Gier, überlegte Alissa, musste doch stärker sein als Furcht.
    Zu sechst – zwei widerstrebend, drei unfähig und einer, der zu aller Überraschung tatsächlich wusste, was er tat – steuerten sie das Schiff. Es war Connen-Neutes Idee gewesen, sich gemeinsam mit dem Kapitän für die Nachtwache einzuteilen. Das schien gut zu laufen, denn die misstrauische Haltung des Kapitäns hatte sich merklich verändert. Alissa vermutete, das könnte an den nächtlichen Unterhaltungen über die Bewegungen der Sterne liegen. Er schien zumindest bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Connen-Neute ihn weder fressen noch ihm die Seele rauben würde. Hayden ließ sich mehr Zeit mit seinem Urteil, doch zumindest waren seine ständigen Schmähreden über die Bösartigkeit von Meistern verstummt.
    Trotz der Rationierung und der Feuchtigkeit, die Strell mit seinen Wasserfallen aus der Wüste auffing, machte sie sich Sorgen. Sie waren schon so lange auf dem Meer. Sie fragte sich allmählich, ob die täglichen, unüberhörbaren Vorhersagen des Kapitäns sich doch bewahrheiten und sie alle hier draußen umkommen würden. Sie dachte daran, dass sie dann alle in den Tod geführt haben würde, und befühlte nervös Redal-Stans Uhr, die an einer Schnur um ihren Hals hing.
    Strells Musik verklang, und Alissa glitt in einen schläfrigen Dämmerzustand, eingelullt von der Hitze und der Bewegung des Schiffes. Connen-Neutes geistiger Ruf durchzuckte sie wie ein Peitschenhieb und ließ sie hellwach hochfahren. »Ich komme«, drang sein seltsam angespannter Gedanke zu ihr, und ihr Herzschlag beruhigte sich wieder. »Holt das Stagsegel ein.«
    »Hast du Land gefunden?«, fragte sie, doch er antwortete nicht.
    Ihre Augen weiteten sich erwartungsvoll. An jedem anderen Morgen hatte er »nein« gesagt. Zum ersten Mal seit Tagen schöpfte sie Hoffnung und sprang auf. »Holt das Stagsegel ein!«, rief sie und eilte zum Steuerdeck. »Er kommt!«
    Strell strich sich langsam mit einer Hand über den säuberlich gestutzten Bart, als er ihre offenkundige Aufregung bemerkte. »Hat er etwas gefunden?«, fragte er, streckte die Hand aus und stützte sie, als sie in das Steuerdeck hinabsprang.
    »Er hat nichts gesagt.« Das Schiff drehte sich in den Wind, und mit leisem Rascheln sank das Stagsegel herab, damit Connen-Neute Platz zum Landen hatte. Sie suchte den Horizont ab. »Seht ihr ihn?«
    Hayden hatte sich zu ihnen gesellt, als er etwas von Land gehört hatte. Er stand da, rollte die Schot auf und ließ den Blick über den Himmel schweifen. Plötzlich erstarrte er. »Da ist er«, sagte er nervös. »Überlasst mir das Steuer«, brummte er, ließ das Seil fallen und stieß Lodesh beiseite. »Ihr haltet nicht genug in den Wind. Wollt Ihr, dass er uns unter Wasser drückt?«
    Lodesh machte eine ausholende Geste, und Hayden übernahm das Steuer. Als sie dieses Landemanöver zum ersten Mal versucht hatten, hätte Connen-Neute beim Abbremsen mit der Wucht seiner Schwingenschläge beinahe das Hauptsegel aus den Verankerungen gerissen. Nun wussten sie, dass die Segel völlig schlaff sein mussten, da sonst das Schiff zu kentern drohte. Nachdem sie so viel Übung hatten, fand sie Haydens Sorge unbegründet.
    Das Schiff verlor an Fahrt, und das Klatschen der Wellen wurde lauter. Alissa folgte dem Blick des Dockmanns zu einem hellen, goldenen Fleck. Er wurde rasch größer, und während Hayden seine Schutzformeln vor sich hin brummelte, landete der junge Raku ein wenig ungelenk.
    Das Schiff neigte sich nach vorn, als sein Gewicht darauf niederging, dann verschwand Connen-Neute in einem weißen Wirbel. Er erschien in seinen feinsten Meistergewändern wieder an Deck und sah recht bekümmert aus.
    Alissas freudige Erregung verflog. Ihre Sorge wuchs, als Connen-Neute hastig zur vorderen Luke lief und unter Deck verschwand. Mit großen Augen wandte sie sich Strell

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