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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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zerrten, kippte um und sank auf einer der Bänke zusammen. Auf seinem langen Gesicht spiegelten sich Angst und Trotz. »Mir gefällt es, wer ich bin«, sagte er, und sie wich verwirrt zurück. »Mir gefällt alles so, wie es ist. Ich wollte sie nicht finden. Ich bin nur mitgekommen, weil …« Er zögerte. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antut«, erklärte er plötzlich mit der hitzigen Loyalität eines großen Bruders.
    »Niemand wird mir etwas antun«, sagte sie, doch er schüttelte dramatisch den Kopf. Eben noch nüchtern, war er nun sturzbetrunken, in so kurzer Zeit, wie sie brauchte, um sich die Schuhe zuzubinden.
    »Nicht so etwas antun. Innerlich verletzen. Ich mag dich. Vielleicht können wir zusammen – dieselben bleiben?«
    Sie war völlig verwirrt. Connen-Neute versuchte aufzustehen. Er gab es rasch auf und lehnte sich mit verschwörerischer Miene über den Ellbogen zu ihr vor. »Sie ist verschlagen, Alissa. Sie hackt auf den Fels ein, auf dem du stehst. Sie findet die Lücken in deiner Thermik und stiehlt dir den Wind.«
    »Keribdis?«, flüsterte sie. Connen-Neute nickte und bemühte sich, ein weises Gesicht zu machen, obwohl er betrunkener war als ein Seemann beim ersten Landgang.
    »Ich mag sie nicht«, gestand er. Dann trat ein entsetzter Ausdruck in seine großen Unschuldsaugen. Er holte Luft, als sehe er die Sonne zum ersten Mal. »Ich mag sie nicht«, erklärte er bestimmt, als könnte Alissa ihm gleich widersprechen. Er zupfte an seiner roten Schärpe und versuchte, sie abzulegen. »Sie haben mich für tot erklärt, als ich verwildert bin«, nuschelte er undeutlich. »Ich brauche ihre Schärpe nicht länger zu tragen.«
    »Connen-Neute, warte!«, sagte Alissa, die fand, dass er diese Entscheidung lieber treffen sollte, wenn er bei klarem Verstand war. Doch er war eingeschlafen, die Schärpe gelöst, aber noch nicht abgenommen. Besorgt band sie sie wieder fest. Sie betrachtete ihn einen Moment lang, und ihre Sorge wuchs, als ihr klar wurde: Das hatte er mit Absicht getan. Er trank nicht, um zu vergessen. Er trank, um seine Pfade zu benebeln, so dass er sich nicht verwandeln und fliegen konnte, weil er wusste, dass sie nicht allein voranfliegen würde.
    »Keribdis kann unmöglich so schlimm sein«, flüsterte Alissa und zog eine Decke über ihn. Doch eine böse Vorahnung erfüllte sie. Das hier sah Connen-Neute überhaupt nicht ähnlich.

 
    – 14 –
     

    A lissa saß im Bug des Beiboots neben dem Kapitän und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Ihr Magen schmerzte, und sie wünschte, sie hätte nichts gegessen. Sie trug ihre besten Meistergewänder, und die schwere Winterkleidung war in der Nachmittagssonne jämmerlich heiß. Strell ruderte, und sein starker Rücken trieb sie rasch über das Wasser. Sein braunes Haar unter dem arg mitgenommenen Hut, der einmal Alissa gehört hatte, bewegte sich leicht in der Brise. Den Hut, den er an der Küste angeblich gekauft hatte, hatte sie bisher nicht zu Gesicht bekommen. Sie hegte den Verdacht, dass es diesen Hut gar nicht gab.
    Connen-Neute saß am Heck, und seine langen Finger trommelten rastlos auf das Holz. Kralle hockte auf seiner Schulter, und er zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie die Möwen ankreischte, die über ihnen kreisten. Trotz des Heilungsbannes, den Alissa auf ihn gewirkt hatte – er war zu betrunken gewesen, um das selbst zu tun –, musste der Meister noch die letzten Nachwirkungen des Rums abschütteln und fühlte sich nicht sonderlich gut. Er konnte sich zwar verwandeln, aber noch nicht fliegen, was seine Laune wohl zum Teil erklärte. Lodesh hingegen war sehr fröhlich und stand aufrecht in der Nähe des Hecks, obgleich Strell sich brummelnd über die Balance beschwerte.
    Hayden und der Kapitän hatten darauf bestanden, an Bord zu bleiben, während die Übrigen nach Wasser und Überlebenden suchten, doch als Connen-Neute das Ruder der Albatros abnahm, damit sie nicht einfach davonsegeln konnten, entschied Kapitän Sholan, sie doch zu begleiten. »Um Euch im Auge zu behalten, weiter nichts«, erklärte er säuerlich, als er über die Strickleiter in das verbliebene Beiboot der Albatros hinabstieg. Das Ruder war nun wie ein Floß am Heck der Albatros befestigt. Ohne die Hilfe von Connen-Neute in seiner Raku-Gestalt war es unerreichbar.
    Zu Alissas großer Überraschung hatte Connen-Neute nur noch Vorfreude gezeigt, seit er seine Trunkenheit überwunden hatte. Je näher sie der kleinen Bucht kamen, desto ungeduldiger

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