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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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sich völlig unmöglich an.«
    Lodesh ließ Keribdis’ Hand los. »Ihr werdet feststellen, dass das Unmögliche Alissas Spezialität ist.«
    Alissa wurde nervös. Das Letzte, was sie wollte, war, die Aufmerksamkeit dieser Frau auf sich zu ziehen. Stumm nahm sie Kapitän Sholan ihre zusammengefaltete Meisterweste ab, als der sie ihr reichte. Hinter ihr trat Strell von einem Fuß auf den anderen. Connen-Neute war verdächtig still geworden. Er starrte Silla an, und seine Ohren waren leuchtend rot. Alissa nahm an, dass man sie nun Keribdis vorstellen würde, doch die sah erwartungsvoll Strell und den Kapitän an.
    Als Lodesh ihren Blick bemerkte, strahlte er. »Keribdis«, sagte er förmlich, »der Mann hier rechts ist Kapitän Sholan. Der Tiefländer neben ihm ist Strell Hirdun.«
    Strell nickte steif und sagte nichts. Alissa wusste, dass er inzwischen Keribdis die Schuld an der Flut gab, bei der seine Familie ums Leben gekommen war, und er verhielt sich höflicher, als sie selbst es gekonnt hätte.
    »Hirdun?«, hauchte die Frau. »Wir haben endlich einen Bewahrer aus der Hirdun-Linie hervorgebracht?«
    »Äh, nicht unbedingt«, sagte Lodesh. »Strell ist ein Gemeiner. Aber er ist der Pfeifer der Feste. Hat für seine Verdienste ein Gemach im Turm bekommen.«
    »Die Feste hat keinen solchen Posten«, herrschte Keribdis ihn an, und Kralle keckerte ob des barschen Tonfalls.
    Alissa runzelte die Brauen, weil die Frau offenbar etwas an Strells Position auszusetzen hatte. Er hatte sie sich verdient. Sie holte Luft, um zu protestieren, doch Lodesh kam ihr mit geübtem, besänftigendem Charme zuvor. »Jetzt gibt es ihn«, sagte er. »Versteht Ihr, Talo-Toecan dachte –«
    Keribdis sog scharf den Atem ein. »Ist er hier? Ist er zu mir gekommen?«, unterbrach sie Lodesh, und ihr Gesicht leuchtete vor Freude. So war sie schöner, als es irgendjemandem erlaubt sein sollte.
    »Nein«, antwortete Lodesh leise. »Er passt auf die Feste auf.«
    Der Blick der Frau wurde kalt, ihre Haltung steif. »Nun, dann hat er seine Sache offenbar erbärmlich schlecht gemacht!«, sagte sie. »Ich lasse ihn zwanzig Jahre allein, und was geschieht? Wilde Rakus erlangen die Bewusstheit wieder, Gemeine bekommen Gemächer im Turm, und die Toten kehren ins Leben zurück –«
    »Genau genommen«, unterbrach Lodesh sie, »bin ich nicht so ganz lebendig, nur verflucht.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Talo-Toecan hat Euch erweckt?«
    »Nein. Alissa war es … gewissermaßen«, fügte Lodesh hinzu, ohne eine Spur von Entschuldigung in der Stimme.
    »Und wo – bei der Asche meines Lehrers – ist diese Alissa?«, fragte Keribdis barsch.
    Lodesh warf Alissa einen Blick zu, und seine Augenbrauen hoben sich in aufrichtiger Verwirrung. »Verzeihung. Ich dachte, Ihr wärt einander bereits vorgestellt worden.«
    Die Miene der Frau wirkte noch kälter. Alissas ganzer Körper spannte sich, als sie zusah, wie Keribdis zwei und zwei zusammenzählte und dann auf Alissas Hände und Augen starrte. Alissa schnappte nach Luft, hielt den Atem an und war dankbar für Strells Hand auf ihrer Schulter. »Silla hat mit dir Traumberührung gehabt?«, fragte sie, und das Wort troff vor Verachtung. »Du bist eine Transformantin. Ich dachte, du wärst Bewahrerin.«
    Das Schweigen war gequält. Alissa war sich ihrer schmutzigen Kleidung und ihres wirren Haars schmerzlich bewusst. »Ich bin Alissa«, sagte sie und reckte das Kinn. Ihre zugeschnürte Kehle drohte Tränen an, und sie schob sie energisch beiseite. Sie brauchte Keribdis nicht zu mögen. Keribdis brauchte auch sie nicht zu mögen.
    »Der Wurm!«, schrie Keribdis, und Connen-Neute und Silla wichen erschrocken einen Schritt zurück. »Er hat den nächsten Transformanten ohne mich hervorgebracht? Ich ziehe ihm die Haut von den Schwingen!«
    »Keribdis …« Lodesh trat vor. »Talo-Toecan hatte nichts damit zu tun. Alissa wurde geboren, bevor Ihr aufgebrochen seid. Sie ist Mesons Tochter. Erinnert Ihr Euch an ihn? Er hat sich mit einer Frau aus dem Tiefland verbunden. Das war nicht geplant.«
    »Allerdings.« Die stolze Frau musterte Alissa missbilligend. Alissa erstarrte, denn den gleichen Blick hatte sie oft bei den Frauen in ihrem Dorf gesehen – als sei sie eine Landstreicherin, die ihnen die Wäsche von der Leine stehlen könnte. Strells Griff an ihrer Schulter verstärkte sich, und Kralles kleine Klauen bohrten sich so fest in ihre Haut, dass sie den Vogel auf ihren anderen Arm setzen musste.
    Keribdis

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