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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie würden tanzen wollen. Er spürte ein Kribbeln der Vorfreude.
    »Alissa«, sagte Lodesh und rutschte wie zufällig ein Stück zur Seite, so dass sein Oberschenkel den ihren berührte. Sie erstarrte, und er wich unauffällig und geschickt zurück. »Es ist mir gleich, was sie von dir denken«, sagte er in belustigtem Tonfall.
    »Mir nicht«, flüsterte sie, und ihre Stimme klang distanziert.
    »Das ist mir unbegreiflich. Sie sind ein Haufen pompöser, kurzsichtiger, windgieriger, uralter Wichtigtuer«, sagte er und zog einen Krug zu ihnen heran. »Lass mir ein bisschen Zeit, und ich bringe sie auf deine Seite. Ich kann sogar Keribdis umstimmen.« Er füllte seinen Becher auf, trank einen Schluck und brummte zufrieden. »Das ist noch nie jemandem gelungen, außer Redal-Stan.«
    Alissa hielt ihm zittrig ihren steinernen Becher hin. Sie hatte ihn vorhin aus ihren Gedanken erschaffen, als er sich geweigert hatte, ihr eines der großen Gläser mit Bier zu füllen. Zu viel Bier machte die Füße langsam, und er wollte so gern mit ihr tanzen.
    Lächelnd nahm Lodesh ihr den kleinen Becher aus der Hand und stellte ihn hinter sie auf den Tisch. »Tanzen wir?«, fragte er schelmisch. Er hatte ihre Finger nicht losgelassen und zog nun sacht daran.
    »Nein«, sagte sie und sah ihn blinzelnd an. Langsam strich sie sich das Haar aus den Augen und musste die Bewegung wiederholen, damit es hinten blieb. »Ich will schlafen. Wo … wo ist mein Bett?«
    Lodesh grinste. »Das ist das Bier«, erklärte er. »Ein flotter Tanz bringt dein Blut wieder zum Fließen. Macht dich wach.« Und erinnert dich an unseren Tanz unter den Euthymien, dachte er bei sich.
    »Nein. Ich will schlafen.« Sie blickte über seine Schulter hinweg in die Nacht hinaus.
    »Unsinn.« Er stand auf und versuchte sie auf die Füße zu ziehen. »Du hast doch gar nicht so viel getrunken.«
    »Lodesh, lass das.« Ihre Augen waren plötzlich weit aufgerissen. »Ich kann nicht tanzen. Ich glaube, ich kann nicht einmal aufstehen.« Sie blinzelte und sah im Schein der Lichtbann-Kugeln, die in einem Netz unter der Decke hingen, sehr bleich aus.
    »Weißt du eigentlich, wie lange ich schon darauf warte, dass Strell etwas spielt, wozu wir tanzen können?«, fragte Lodesh fröhlich. Grinsend zog er sie auf die Füße. Der Kopf fiel ihr auf die Brust und hob sich wieder, mit einer einzigen, fließenden Bewegung. Mit großen Augen starrte sie ihn an. Ihre Verwirrung war erschreckend plötzlich verschwunden.
    Lodesh lag auf einmal ein Stein im Magen. Das war nicht Alissa. Es war Bestie. »Zu Asche will ich verbrannt sein …«, flüsterte er. Er packte sie an der Schulter und sah sich nach den Meistern um, die gerade Tische und Bänke beiseiteschoben, um eine Tanzfläche zu schaffen.
    »Mit Alissa stimmt etwas nicht«, sagte Bestie durch Alissas Mund, offensichtlich der Panik nahe. »Ich glaube, sie ist krank. Sie kann nicht richtig denken, und jetzt ist sie ohne mich eingeschlafen. Ich habe Angst –«
    »Psst«, zischte Lodesh und drückte sie zurück auf die Bank. Er ließ den Blick über die Menge schweifen, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas bemerkt hatte. Strell begann zu spielen, und Lodesh atmete erleichtert auf, als aller Augen sich ihm zuwandten. Er schenkte Bestie ein besorgtes Lächeln. »Alissa fehlt nichts«, sagte er. »Ich glaube, sie ist berauscht.«
    Der ängstliche Ausdruck in Alissas grauen Augen schwand. »Berauscht?« Bestie schien das Wort zum ersten Mal zu hören, und mit ihrem seltsamen Akzent klang es beinahe respektabel. Ihre Haltung veränderte sich, als ihr Schreck nachließ. Sie wirkte weicher, und doch schimmerte ihr starker Kern hindurch. Das ließ sie sehr anziehend wirken, und Lodeshs Herzschlag beschleunigte sich. Diese Seite von Bestie hatte er vergessen. Bei den Wölfen, er musste diese Frau heiraten. Strell würde gar nichts mit ihr anfangen können.
    Lodesh hielt sie an der Schulter fest und winkte Connen-Neute. Der saß mit Silla im Schatten. Vorhin hatte er Kralle mit einem Stück Dörrfleisch von Alissa weggelockt und benutzte den Vogel nun schamlos dazu, Silla näherzukommen. Connen-Neute beobachtete sie bereits argwöhnisch, vermutlich, weil er nicht vergessen hatte, was letztes Mal geschehen war, als Lodesh mit Alissa getanzt hatte. Lodesh warf einen Blick auf Alissa, und die bittersüße Erinnerung stieg in ihm auf. Er hatte ihr beinahe einen Antrag gemacht, doch seine Furcht hatte

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