All the lonely people
das nicht übernehmen. Solche überzogenen Ausdrücke verhindern, dass man seine tatsächlichen Gefühle, die viel leiser und differenzierter sind, spüren kann.
Suchen Sie sich bei Ihrem Weg zu mehr Substanz und Gefühl Verbündete. Ich garantiere Ihnen, dass es weit mehr sein werden, als Sie glauben – und es sind oft diejenigen, von denen Sie es nicht vermuten. Ich treffe häufig junge Frauen und Männer, die sämtliche »Super«-Signale aussenden. Sie sind lässig, selbstsicher, cool, richtig angezogen. Wenn sich dann ein intensiveres Gespräch ergibt – meist, nachdem sie erfahren haben, dass ich Psychologin bin –, darf ich für einen Moment hinter die beeindruckende Fassade schauen. Es berührt mich immer sehr, wenn ich plötzlich den Menschen sehe, der unsicher ist, voller Fragen und gleichzeitig so voll Hoffnung auf Glück im Leben und in der Liebe.
Lassen Sie sich vom Auftreten der anderen nicht täuschen. Nehmen Sie Ihren ganzen Mut zusammen, und machen Sie das Spiel nicht länger mit. Sagen Sie, wie Sie sich wirklich fühlen, anstatt vor anderen eine Show abzuziehen. Sie brauchen dabei nicht die große Selbstoffenbarung zu leisten. Es reicht, wenn Sie es vorsichtig andeuten. Ich weiß, Sie gehen damit ein großes Risiko ein. Sie laufen Gefahr, abgelehnt oder arrogant belächelt zu werden. Aber es ist auch Ihre große Chance, dass Ihre Ehrlichkeit die Ehrlichkeit eines anderen Menschen hervorruft. Das kann das Ende Ihrer Einsamkeit sein.
|81| Die Einsamkeit der Midlife-Crisis
S eit ihn die amerikanische Soziologin Gail Sheehy in ihrem bekannten Buch
In der Mitte des Lebens. Die Bewältigung vorhersehbarer Krisen
15 popularisiert hat, wird der Begriff »Midlife-Crisis« allgemein für die oft schwierige Phase zwischen »nicht mehr jung« und »noch nicht alt« benutzt. Gail Sheehy verstand darunter die Zeit von Mitte dreißig bis Anfang vierzig. Inzwischen hat sich die Spanne deutlich nach oben verschoben, so dass wir uns eher Ende vierzig in der Mitte des Lebens fühlen. Zahlenmäßig betrachtet liegt dann tatsächlich die erste Hälfte unseres Daseins hinter uns. Natürlich ertönt nun kein Gong, keine Stimme verkündet feierlich: »Sie haben soeben den Zenit überschritten.« Das wird uns eher schleichend bewusst. Bisher haben wir aus dem Vollen geschöpft, nun merken wir allmählich, dass wir doch älter werden. Die ersten Signale dafür sind meist äußerer Art:
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Unsere Haut ist nicht mehr so straff, Fältchen zeigen sich um die Augen und am Hals. Vielleicht tauchen sogar schon die ersten grauen Haare auf.
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Outfits, die wir uns in jüngeren Jahren problemlos erlauben konnten, wirken plötzlich unpassend. So stellte ich zum Beispiel irgendwann um die vierzig fest, dass ich mit einer Baseballkappe nicht mehr lässig, sondern ziemlich albern aussah.
• Im Beruf lässt man uns spüren, dass wir nicht mehr erste Wahl sind. Vor einiger Zeit ging durch die Presse, dass ein Privatsender gnadenlos sämtliche älteren Moderatoren entlässt, egal wie beliebt sie sind, und dafür jüngere einstellt. Dieses System gilt auch für weniger prominente Jobs. Junge Leute mit Biss, Power und neuen kreativen Ideen drängen auf die Posten.
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Die Kinder werden langsam flügge und überrunden in manchen Dingen ihre Eltern. Der Sohn schlägt seinen Vater im Tennis und erklärt ihm etwas von oben herab, wie die neue Software funktioniert. Die Tochter hat ihren ersten Freund und sagt beim Shopping |82| in der Boutique gequält: »Mami, für so ein Kleid bist du nun wirklich zu alt.«
• Wir kommen nicht umhin, zu prüfen, ob sich unsere Lebensträume realisiert haben. Wir vergleichen die Vorstellungen, die wir mit zwanzig hatten, mit dem, was wir tatsächlich erreicht haben. Wohl die meisten von uns werden fragen: »Wo sind eigentlich die Rosen geblieben, die es für mich regnen sollte?«
Wie man die Midlife-Crisis besteht
H erausforderungen dieser Art können dazu führen, dass wir uns frustriert zurückziehen und uns isoliert fühlen. Aber: Die Mitte des Lebens artet nicht automatisch zur Krise aus, und sie braucht auch nicht zu dauerhafter Einsamkeit zu führen. Entscheidend dafür ist, wie wir uns mit dem Übergang ins Älterwerden auseinandersetzen. Im Gegensatz zu jungen Jahren, wo uns unsicher fühlten, sind wir jetzt erfahrener und souveräner. Das sollten wir nutzen:
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Die Jugend loslassen:
Viele geben sich der Illusion hin, dass eine junge Partnerin
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