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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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über ihre Gefühle. Zum ersten Mal, seitdem sie ihn kennengelernt hatte, wusste er Bescheid.
    Es sollte etwas Schönes sein, wenn jemand erfuhr, dass man ihn liebte. Es sollte der Beginn von etwas sein. Nicht das Ende von allem.
    »Wie geht es dem Baby?«, fragte er nach einer Weile. »Es ist ein Junge?«
    »Ja. Ihm geht’s gut.«
    »Du bist total dick.«
    »Danke schön.«
    Er ließ sich in seinen Sessel sinken, mit hängendem Kopf, und rieb sich das Gesicht. Romily erinnerte sich an ein anderes Mal, als er so ausgesehen hatte, halb betrunken und völlig verzweifelt: an jenem Abend im Pub, als sie angeboten hatte, ein Baby von ihm zu bekommen. Damals hatte das Ganze angefangen.
    Wenn sie allerdings einmal ehrlich sein wollte, hatte es vor vielen Jahren angefangen, als ihr klar wurde, dass sie mehr empfand als er, und sie statt wegzugehen geblieben war und es so tief wie möglich verborgen hatte. Als sie zu lügen angefangen hatte.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie.
    »Dir tut es leid? Nein. Nein, Romily, mir … mir tut es leid. Es tut mir so, so leid, was ich dir angetan habe.«
    »Was du mir angetan hast?«
    »Ich habe Jarvis getroffen.«
    »O Gott. So ein Chaos.« Das Baby reagierte entweder auf die Stimme seines Vaters oder Romilys Adrenalinanstieg und trat sie in die Rippen, sodass sie zusammenzuckte. Sie hockte sich aufrecht auf das Sofa, um ihrem Bauch mehr Platz zu lassen. »Jarvis hat dich gefunden?«
    »Ich bin ihm vor zwei Stunden am Bahnhof über den Weg gelaufen. Ich glaube, er wollte mich verprügeln.«
    »O nein!« Romily ließ den Kopf in die Hände sinken. »Bitte sag mir, dass ihr euch nicht in der Bahnhofshalle von Brickham geprügelt habt. Ich bin in der achtunddreißigsten Woche und habe weiß Gott genug Probleme am Hals.«
    »Nein. Er hat mir sehr ruhig und gelassen gesagt, was genau er von mir hält. Er hat mir gesagt, dass ich dir seit Jahren falsche Hoffnung gemacht habe. Er sagte, dass du jetzt glücklich sein könntest, wenn ich nicht gewesen wäre.«
    »Du hast mir keine falschen Hoffnungen gemacht. Ich habe nie geglaubt, dass du dich jemals …« In mich verlieben könntest. Sie konnte es nicht aussprechen. Es war schlimm genug, dass er es wusste.
    »Ich kenne dich nun schon so lange, Rom. Wie konnte ich nicht spüren, wie du wirklich fühlst? Warum?« Er fuhr sich heftig mit den Händen durch die Haare.
    »Diese Briefe sollte nie jemand zu Gesicht bekommen. Die meisten habe ich spätabends geschrieben, wenn ich nicht einschlafen konnte. Ich glaube, sie sind teilweise ziemlich blumig geraten. Wahrscheinlich habe ich reichlich übertrieben.«
    »Tatsächlich? Hast du übertrieben, was du für mich emp findest, Romily?« Er sah sie direkt an, auf eine Art, wie er es nur ein paarmal getan hatte.
    »Nein.« Sie senkte den Kopf.
    »Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken«, sagte er. »Mehr Zeit, als ich seit Jahren zur Verfügung hatte. Claire wollte aufgeben. Sie sagte, wir könnten ohne Kinder glücklich sein, und ich habe nicht auf sie gehört. Und dann kamst du mit deinem Vorschlag. Ich habe nie auch nur daran gedacht, welche Auswirkungen das Ganze auf dich haben würde.«
    »Hör zu, ich wusste, auf was ich mich einlasse – dass da nie etwas zwischen uns sein würde. Es war in Ordnung.«
    »Jarvis fand das nicht. Jarvis glaubt, dass du damals wegen mir in Brickham geblieben bist. Jarvis glaubt, du hättest woanders eine Chance auf bessere Stellen und mehr Geld gehabt.«
    »Ich konnte doch Amitys Käfer nicht im Stich lassen.«
    »Er glaubt, du hättest vielleicht jemanden finden können, der Posie ein richtiger Vater gewesen wäre. Ich glaube übrigens, dass er sich selbst meint, aber abgesehen davon hat er wohl recht, oder?«
    Sie hielt einfach weiter den Blick gesenkt. Auf dem Teppich vor ihr befand sich ein Saftfleck.
    »Herrgott, ich bin ja so ein Arschloch«, sagte Ben. »Und ich dachte, ich hätte alles. Die perfekte Ehefrau, das perfekte Haus, die perfekte Arbeit. Das Einzige, was ich nicht hatte, war ein Kind. Also habe ich mich darangemacht, eine Lösung des Problems zu suchen. Ich habe meine Frau dazu gebracht, sich jeder Behandlungsmethode der Welt zu unterziehen, und als sie schließlich nicht mehr wollte, habe ich sie noch mehr unter Druck gesetzt. Und dann hast du angeboten, für uns schwanger zu werden, und ich bin sofort darauf angesprungen. Ich habe nicht bis zu Ende gedacht. Es ging nur darum, was ich wollte.«
    Romily setzte sich aufrecht hin, ohne auf das Stechen

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