All unsere Traeume - Roman
du wärst glücklich darüber. Ich dachte, du wärst auch der Meinung, dass es die beste Vorgehensweise ist.«
»Ich war der Meinung, dass es die einzige Vorgehensweise ist. Da besteht ein Unterschied.«
»Warum kannst du dich nicht einfach freuen?«
»Weil sie mit einem Baby von dir schwanger ist, und ich nicht.«
»Das hier ist unser Baby.«
»Ich muss Schluss machen. Es hat gerade geläutet.«
Sie drückte die »Gespräch beenden«-Taste, ihr eigenes Herzklopfen in den Ohren. Zwei ganze Minuten lang atmete sie tief durch. Sie hatte nicht gewusst, dass sie Eifersucht empfand – bis sie es gesagt hatte.
Sie hatte nicht geahnt, dass sie die Frau, die an ihrer Stelle ihr Baby bekäme, unvermittelt und von ganzem Herzen hassen würde.
Max war in ihrem Klassenzimmer, über eine Gitarre gebeugt. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in der Mittagspause drinnen zu bleiben und ein paar Lieder zu üben, indem er nahtlos von einem zum nächsten überging. Claire konnte nichts dabei finden, und die Musik war angenehm.
Bei ihrem Eintreten sah er auf. »Alles in Ordnung, Mrs. Lawrence?«
»Was? O ja, Max. Danke. Alles bestens. Und bei dir?«
Er schlug einen Akkord an und dann noch einen.
»Bei mir ist auch alles bestens«, sagte er.
»Ich glaube, ich nehme das Pilz-Stroganoff«, sagte Romily der Kellnerin und faltete ihre Speisekarte zusammen.
»Ich nehme Würstchen mit Kartoffelbrei.«
»Das sind Würstchen aus echtem Fleisch, Pose.«
»Das ist okay. Ich habe sie schon mal gegessen. Es ist Bens Leibspeise.« Posie strahlte Ben über den Tisch hinweg an, und er strahlte zurück. Doch streng genommen strahlte Ben schon seit dem Augenblick, als er sie in der Wohnung abgeholt hatte.
»Wie wäre es, wenn ich dich von meinen probieren lasse?«, schlug er vor.
»Nein, ich will eine ganze Portion Würstchen mit Kartoffelbrei für mich allein. Romily sagt, es ist ihr egal, ob ich Fleisch esse, wenn ich es möchte, denn es ist meine Entscheidung, aber sie kocht es nicht.« Bei diesen Worten klang ihre Stimme genauso wie Romilys.
»Ich nehme auch das Pilz-Stroganoff«, sagte Ben der Kellnerin. »Dann können wir tauschen, wenn Posie die Würstchen nicht mag.«
»Und ob ich die mag.« Posie sog Milch durch ihren abgeknickten Strohhalm.
Romily, die zufälligerweise wusste, dass Ben Pilze nicht sonderlich mochte, sagte lautlos: Danke .
Sie hatte ebenfalls gestrahlt. Nachdem sie Ben die Neu igkeiten berichtet hatte, hatte sie entschieden, dass das beste Gefühl für sie ungetrübte Freude wäre. Unkompliziert, aufrichtig und glücklich. Wieso sich verstellen?
»Ich nehme einen Salat«, sagte Claire.
»Das ist nicht viel«, stellte Ben fest. »Du hast doch nicht vor, ebenfalls meine Pilze zu stibitzen, oder?«
»Ich habe keinen großen Hunger.«
Claire hatte nicht viel gesagt, sondern nur an ihrem Glas Wasser herumgespielt. Romily fragte sich, ob sie kalte Füße bekam, jetzt, da sie die Sache mit dem Baby so konsequent angegangen waren. Wenn sie sich umentschieden hatte, würde die Sache für Romily und Ben ziemlich blöd werden. Und natürlich für das Baby erst recht.
Ben wirkte fröhlich. »Wollen wir rausgehen und uns die Enten ansehen, kleine Motte?«
»Ja!« Posie hüpfte von ihrem Stuhl, und sie gingen durch die Tür des Pubs, hinunter an die Themse, die am Ende des Biergartens entlangfloss.
Romily blieb mit Claire zurück. In letzter Zeit wurde sie ziemlich häufig mit Claire allein zurückgelassen, fand Romily. Sie räusperte sich.
»Na«, sagte sie. »Das sind gute Nachrichten, was? Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht. Aber das ist gut so. Ihr beiden wartet schon lange genug.«
Claire schien von der entfernten Wolke zurückzukehren, auf der sie geschwebt hatte, seitdem sie das Pub betreten hatten. »Ja. Wir warten schon lange.«
»Tja, hoffentlich nur noch neun Monate. Posie kam zwei Wochen zu spät, also werden wir auf das hier vielleicht auch ein bisschen länger warten müssen.«
»Fühlst du dich irgendwie anders?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich hätte es nicht gewusst, wenn ich nicht den Test gemacht hätte.«
»Du fühlst dich noch nicht einmal schwanger.«
Romily zuckte die Schultern. »Aber bei Posie habe ich mich auch nicht schwanger gefühlt. Ich habe es eigentlich nicht geglaubt, bis mein Bauch dicker wurde.«
Claire beobachtete sie. Ihr Gesichtsausdruck war gelassen, emotionslos. Kein Wunder, dass Romily nie recht wusste, was Claire gerade
Weitere Kostenlose Bücher