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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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einfacher, ein Kind zu nehmen, bei dem die Eltern bereits entschieden haben, dass sie es nicht wollen?«
    »Wir wollen unser Baby«, sagte Ben.
    Louisa schenkte allen Tee ein, und sie tranken schweigend.
    »Also noch mal zum Mitschreiben«, sagte Claires Dad schließlich. »Ihr macht ein Baby mithilfe von künstlicher Befruchtung …«
    »Einen Embryo«, verbesserte Claires Mum. Claire hatte ihr ein Buch zu lesen gegeben.
    »Und pflanzt ihn in diese andere Frau ein? Es ist also euer Baby, aber in ihrem Körper?«
    »Das ist Tragemutterschaft«, erklärte Claire. »Das würde bei uns nicht funktionieren. Meine Eizellen sind nutzlos. Wir haben jahrelange Behandlungen zwecks künstlicher Befruchtung hinter uns, und es sind kaum je welche dabei herausgekommen. Wir machen eine traditionelle Leihmutterschaft mit ihren Eizellen und Bens Sperma.«
    »Dann wird es also noch nicht einmal dein Baby sein?«
    »Es ist mein Baby«, sagte Claire. »Es wird mein Baby sein. Seht. Hier ist es.« Sie zog das Foto aus ihrer Tasche und reichte es ihrer Mutter.
    »Ihr habt es bereits getan?«, fragte sie. »Ich dachte, ihr redet nur darüber.«
    »Der Termin ist im Januar.«
    Ihre Mutter schien den Tränen nahe zu sein. »Ich begreife das nicht. Warum habt ihr uns nicht schon früher davon erzählt?«
    »Es ist so schnell gegangen. Romily hat es angeboten, wir haben uns dazu entschieden, und sie hatte genau dann ihren Eisprung, also haben wir es gemacht.«
    »Wir wussten, dass es das Richtige war«, sagte Ben. »Es gab daher keinen Grund zu warten.«
    Das stimmte nicht ganz, aber eines hatte Claire über das Verheiratetsein gelernt: Vor den eigenen Eltern bildete man eine geschlossene Front. Als sie frisch verheiratet waren, hatte Claire einmal nebenbei erwähnt, dass Ben immer daran erinnert werden müsse, den Abwasch zu machen. Im Grunde machte es ihr nichts aus. Er tat es, sobald sie ihn darum bat, doch damals war sie ein wenig verärgert gewesen. Ihre Mutter hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Ben beizubringen, wie wünschenswert es war, wenn der Ehemann seiner Frau in der Küche half. Sie hatte erklärt, wie hilfreich Mark sei, dass er alles täte, ohne darum gebeten zu werden. Und das stimmte auch. Claire hatte nie miterlebt, dass ihr Vater es versäumt hätte, den Abwasch zu machen oder seine nassen Handtücher aufzuhängen. Er hatte auch nie einen Geburtstag oder gar ihren Hochzeitstag vergessen. Er führte ihre Mutter zum Essen aus, und sie belegten zusammen Tanzkurse, und sie stritten niemals.
    Als Kind und als Teenager hatte sie ihrer Mutter alles anvertraut. Erst seit sie erwachsen war, erst seit sie Ben geheiratet hatte, seit ihr klar geworden war, dass sie selbst nicht perfekt war, hatte sie begonnen, sich wirklich abzunabeln. Sie hatte begonnen, Teile ihres Privatlebens behutsam zu verheimlichen. Was sie ihrer Mutter bot, war keine Unwahrheit: Es war eine redigierte Fassung.
    Ihre Mutter war noch nicht überzeugt.
    »Wenn es das Richtige war«, wollte Louisa wissen, »wieso habt ihr uns dann nicht davon in Kenntnis gesetzt?«
    Claire ging zu ihrer Mutter, die immer noch das Ultraschallbild hielt, und umarmte sie. Ein Teil von ihr dachte, dass hier noch ein Mensch war, den sie durch ihre Sorge, durch ihre Distanziertheit im Stich gelassen hatte. Doch ein anderer, ein größerer Teil fragte sich zum ersten Mal, ob ihr erwachsenes Kind eines Tages sein eigenes Leben ebenfalls für sie derart redigieren würde. Sie fand die Vorstellung, im Dunkeln gelassen zu werden, beinahe aufregend, denn das bedeutete, dass da jemand wäre, der es tat.
    »Es tut mir leid, Mum«, sagte sie. »Wir wollten es euch sagen. Wir wollten bloß sichergehen, dass diesmal nichts schiefgehen würde. Bevor ihr euch Hoffnungen macht.«
    »Aber es scheint mir ohnehin ein so riskantes Unterfangen zu sein.«
    »Ich konnte es selbst nicht glauben«, sagte Claire. »Ich habe mir Sorgen gemacht, dass es das Baby gar nicht gibt, dass es bloß Einbildung ist. Zumal ich nicht selbst schwanger bin und die körperlichen Veränderungen nicht merke. Aber wir haben das Ultraschallbild hier, Mum. Es wird auf die Welt kommen, und es wird unser Kind sein.«
    »Tja, wenn ihr die Sache durchziehen wollt, dann müsst ihr natürlich tun, was ihr für das Beste haltet. Ich möchte bloß nicht, dass dir wehgetan wird, Liebling. Ich möchte nicht, dass dir wehgetan wird.«
    Sie drückte ihre Mutter fester. »Das wird nicht geschehen. Ich verspreche es.«
    »Was sollen wir den

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