Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
fröhlich war. Er war ein Geist und einsam. Vielleicht war er wirklich verrückt.
»So ist es. Meine Aufgabe ist es, den Kreislauf der Zeit unter Kontrolle zu haben, in dem die Mühle ihre Arbeit verrichtet.«
»Aber die Mühle steht still«, bemerkte Noma.
Der Müller nickte. »Und das wird mein Verderben sein, wenn mir nicht jemand helfen wird.« Er blickte die beiden mit Hundeaugen an, als würde er denken, in ihnen seine Retter gefunden zu haben.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte Allan.
»Eines Tages stand die Mühle einfach still. Der Wind hatte aufgehört zu wehen. Ich hatte gehofft, dass er irgendwann wieder einsetzen würde, doch das tat er nicht.« Er blickte traurig zu Boden. »Ich konnte meine Arbeit nicht mehr fortführen. Ich bin von der Mühle abhängig und die Mühle von mir. Stirbt einer von uns, so stirbt auch der andere.«
»Also bist du tot, weil die Mühle nicht mehr arbeitet«, fügte Allan eins und eins zusammen.
»Genau. Aber mein Geist ist hier gefangen, denn wir gehören zusammen ... auch im Tode.«
Noma zögerte, doch dann fragte sie: »Verändert sich die hiesige Umgebung nicht, weil die Mühle stehen geblieben ist?«
»Du hast es erfasst«, antwortete der Müller erfreut. »Die Mühle erhält diese Gegend am Leben, und weil sie nicht funktioniert, funktioniert hier auch nicht die Zeit. Alle, die hierher kommen, sind in einer Zeitschleife gefangen.«
»Aber wenn wir in dieser Zeitschleife gefangen sind, wie kommen wir denn wieder aus ihr heraus?«
»Gar nicht.«
Gar nicht? Das hieße ja, sie könnten ihren Weg nicht fortsetzen und Tylonia wäre dem Untergang geweiht. Allan hoffte, einen Weg finden zu können, die Mühle zum Laufen zu bringen. Wenn nicht ...
Xantos hatte sich Esarys Bitte angehört und einen Augenblick darüber nachgedacht. Dann hatte er geantwortet: »Wenn es dein Wunsch ist und er mir ebenso helfen wird wie dir, dann gehe deinen Weg und befriedige dein Ersehnen. Aber glaube mir ...« Seine Miene hatte sich verfinstert. »Solltest du allerdings nur deine Zeit vertreiben und mir meine rauben, wirst du es bereuen.«
Esary hatte beteuert, sich zu beeilen und ihn nicht zu enttäuschen.
Sie hatte sich mit einigen Schattenwesen aufgemacht, um die Mörder ihres Vaters zu finden. Es war ihr das Bedürfnis gewesen, diesen Männern das anzutun, was sie ihm angetan hatten. Und wenn sie erst einmal tot waren, würde sie sich ihre Pferde schnappen und zu Allan und Noma zurückkehren, um Xantos behilflich zu sein. Sie würden mit ihnen schneller vorankommen, hatte sie erklärt, und somit würde er schneller an seine Macht über Tylonia gelangen. Es interessierte sie nicht, wie lange es dauern würde, bis er der Herrscher über das Land sein würde. Ihr war nur wichtig, diese Bestien bluten zu lassen. Doch um Xantos von ihrem Wunsch zu überzeugen, hatte sie die Pferde mit ins Spiel gebracht.
Die Schattenwesen begleiteten sie im Hintergrund, damit sie nicht auffallen würde, und hielten sich in angrenzenden Wäldern auf. Sie wusste nicht, wo sie den Ladenbesitzer suchen sollte, also erkundigte sie sich in einer Stadt nach der anderen bei den Bewohnern, ob sie den Händler gesehen hatten. Die ersten Tage blieb sie erfolglos. Niemand konnte ihr Auskunft geben und einige sprachen nicht einmal mit ihr. Welch´ unfreundliches Volk! Esary hatte höflich gefragt und diese Wesen hatten keinen Funken Respekt ihr gegenüber. Am liebsten hätte sie ... Das Verlangen, jemandem Leid zuzufügen, keimte immer mehr in ihr auf. Im ersten Moment erschreckte es sie, aber sie machte nun mit Xantos, dem vermeintlichen Vernichter Tylonias, gemeinsame Sache, und somit gehörte das Morden dazu. Sie hatte kein Reuegefühl mehr. Das Böse schien ihre Seele langsam zu zerfressen. Das einzig Gute, was sich noch in ihr befand, war die Liebe zu Allan. Sie liebte ihn von ganzem Herzen und er würde sich irgendwann zu ihr bekennen - auch wenn sie dem ein wenig nachhelfen müsste. Sie war immer noch sauer auf ihn, doch wusste sie, wenn er ihr seine Liebe endlich gestehen würde, würde sie ihm verzeihen können.
Einige Tage später kam sie in ein Zwergendorf. Dieses Dorf schien verwüstet worden zu sein. Irgendetwas in Esary sagte ihr, dass sie hier die Antwort auf ihre Frage finden würde. Die Zwerge sahen sie und versteckten sich in ihren Häusern. Hatte sie wirklich schon ein so beängstigendes Äußeres angenommen? Ihr gefiel es, dass sie Angst und Respekt vor ihr hatten. Doch musste sie sich
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