Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
sein.
»Ich will nicht lange reden, sondern Taten sprechen lassen.« Sie holte aus und zielte auf seinen Hals. Der alte Mann wich aus und grinste sie an.
»Knapp daneben ist auch vorbei.«
»Das wird mir nicht noch einmal passieren.« Sie griff ihn erneut an und wieder sprang er beiseite. Sein Grinsen wurde breiter. Esary kochte vor Wut.
»Na warte!«
Sie stürzte sich so schnell auf den Mann, dass dieser nicht rechtzeitig ausweichen konnte, und schlug auf ihn ein. Selbst wenn er ihren Vater nicht getötet hätte, würde sie ihn bluten lassen. Sie genoss es, anderen Leid zuzufügen. Immer wieder stach sie auf ihn ein. Er schrie vor Schmerz. Das Blut spritzte in Esarys Gesicht. Es war die reinste Befriedigung für sie. So gut hatte sie sich noch nie gefühlt. Jetzt wusste sie, warum es so viel Böses auf der Welt gab: Weil es einfach gut tat. Die Schattenwesen waren mitgekommen, um ihr bei ihrer Tat zu helfen. Doch nun standen sie da und mussten mit ansehen, wie dieses scheinbar schwache Mädchen den Alten abschlachtete. Am Ende blieb eine blutüberströmte, mit Stichwunden übersäte Leiche übrig. Esary schloss die Augen, atmete tief ein und genoss diesen Augenblick. Sie dachte, die Innigkeit, welche sie mit Allan erlebt hatte, wäre das Schönste gewesen. Doch das hier übertraf einfach alles. Sie hatte Macht und konnte tun und lassen, was sie wollte. Selbst die Schattenwesen waren chancenlos. Der Rausch, in dem sie sich befand, war zu groß für einen Toten. Also drehte sie sich um und tötete eines nach dem anderen. Ihr Körper war überströmt mit dem Lebenssaft ihrer Opfer. So würde sie nur auffallen.
Sie schnappte sich die beiden Pferde und entschloss sich dazu, sich das Blut am nächstgelegenen See abzuwaschen - so ungern sie es auch tat.
»Gibt es nicht doch irgendeine Möglichkeit, wie wir dieser Zeitschleife entrinnen können?«
Wenn sie für immer hier festsitzen würden, würden sie weder hier wegkommen, noch würden sie Tylonia retten können. Allan stand kurz davor die Hoffnung zu verlieren. Aber dann sagte der verrückte Müller zögernd: »Die gibt es vielleicht doch.«
»Und die wäre?«
»Nicht weit von hier liegt der Midora-Wald. Dort lebt Midora, ein kleines, verfluchtes Wesen, welches für den Wind zuständig ist.« Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht weiß es ja, weshalb er stillsteht. Oder vielleicht ist es ja gar selbst dafür verantwortlich.«
»Wieso hast du gezögert, als du uns davon erzählt hast?«, wollte Noma wissen.
»Ach, hab´ ich das?«
»Spiel´ uns nichts vor. Was ist in diesem Wald, was dich so zögerlich machte?«
»Er ist sehr gefährlich.«
»Wir haben genug Gefährliches erlebt«, erklärte Allan. »Wir kennen uns damit gut aus.«
»Auch mit hinterhältigen Fallen? Nur wem es gelingt, ihnen auszuweichen, kann zu Midora vordringen.«
»Hat es schon mal jemand geschafft?«
Der Müller brauchte nicht antworteten, denn er konnte an seinem Blick erkennen, dass die Antwort nein lauten würde.
»Also gut. Uns wird nichts anderes übrig bleiben als uns in den Midora-Wald zu begeben.«
Noma stimmte ihm nickend zu.
»Nun denn.« Der Müller wirkte traurig. »So soll es sein. Aber gebt Acht auf euch! Ihr seid die Einzigen, die sich seit Langem hierher verirrt haben und meine alleinige Hoffnung.«
»Das werden wir«, beruhigte ihn Noma.
»Und wenn ihr es bis Midora geschafft und ihn getroffen habt, dann kommt bitte wieder zu mir und erstattet mir Bericht.«
»Keine Sorge!«, sagte Allan. »Wir werden deine Mühle zum Laufen bringen und du wirst wieder zum Leben erweckt.«
Sie verließen die Mühle und hinterließen einen breit grinsenden Müller. Kurze Zeit später standen sie vor einer kleinen Lichtung, welche in den Midora-Wald führte.
»Also auf ins Ungewisse«, sagte Allan. Er hatte Furcht vor dem, was sie erwarten würde. Jedoch hatte er es schon bis hierher geschafft, dann sollte er die von Midora erwähnten Fallen auch überwinden können. Sie durchschritten die Lichtung und betraten den Wald. Im ersten Moment erschien er ihm wie jeder andere. Vielleicht war es hier doch nicht so gefährlich, wie der Müller es angedeutet hatte. Ohne auf seine Umgebung zu achten ging er weiter. Noma hingegen behielt alles unter Aufsicht.
»Du solltest vorsichtiger sein, Allan!«, mahnte sie ihn.
»Was soll denn schon passieren?«
»Erinnere dich an die Worte des Müllers. Er sagte ...«
»Ich weiß, was er sagte«, erwiderte Allan genervt. »Er sagte
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