Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
nun umso mehr anstrengen, um ein paar Antworten von ihnen zu bekommen.
»Warum versteckt ihr euch denn?«, fragte sie mit liebevoller Stimme. »Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich werde euch nichts tun. Ich bin euer Freund und bin nur gekommen, weil ich jemanden suche.«
Einer der Zwerge schien Vertrauen in ihr zu haben und kam aus seinem Haus hinaus. Aus den anderen hörte Esary, wie ihm davon abgeraten wurde, sich mit diesem Riesen zu unterhalten, doch er beachtete sie zu ihrem Glück nicht.
»Wer bist du?«, fragte er mit einer tiefen Stimme.
»Mein Name ist Esary. Ich komme aus dem Sepua-Gebirge und suche jemanden.«
»Wieso meinst du, diesen jemand ausgerechnet hier im Zwergenhort von Gogon zu finden?«
»Weil hier anscheinend etwas Schreckliches vorgefallen ist. Ich glaube, es war derselbe, der mir ebenso Grausames angetan hat.«
»Wer ist es, den du suchst?«
»Seinen Namen kenne ich nicht. Aber seine äußere Gestalt ist unverwechselbar und wer ihn einmal getroffen hat, wird ihn nie wieder vergessen.«
»Meinst du einen alten, eigensinnigen Mann, mit einem finsteren und hinterhältigen Gesichtsausdruck, der jede Menge Gesindel bei sich hat?«
»Genau den.«
»Wieso suchst du diesen Bastard? Was hat er getan?«
»Er hat meinen Vater getötet, und ich will mich an ihm rächen.«
Nun kamen auch die anderen Zwerge aus ihren Häusern heraus.
»Er ist hierhergekommen und hat unser ganzes Dorf verwüstet. Er sprach davon, alle niederträchtigen Kreaturen auszulöschen, wenn sie ihm im Wege stehen würden.« Seine Miene wurde traurig. »Wir haben gegen ihn gekämpft, doch waren er und seine Männer uns überlegen. Sie töteten unseren Ältesten.«
Auch die anderen Zwerge schauten bedrückt drein und stimmten ihm zu.
»Uns blieb nichts anderes übrig als uns zu verstecken, und so lange zu warten, bis sie unser Dorf wieder verlassen hatten.«
»Wann war das?«
»Gestern Abend ist es geschehen.«
»Und in welche Richtung ist er gegangen?«
»Nach Norden.«
»Ich danke dir vielmals, lieber Zwerg.«
Der Zwerg lächelte. Er schien sich zu freuen, ihr geholfen zu haben. Anstatt sich zu verabschieden, zog Esary ihre Axt und jagte sie ihm in den Schädel. Die andern begannen zu schreien und wollten sich auf sie stürzen. Doch sie waren zu langsam und Esary konnte fliehen. Als sie außer Sichtweite war, drehte sie sich um und sah, wie sich die Kleinwüchsigen um den Toten versammelten und zu weinen anfingen. Sie empfand bei diesem Anblick weder Reue noch Mitleid.
7
Was in sie gefahren war, wusste sie nicht, doch hatte es ihr gefallen. Esary hatte es genossen, diesem Zwerg ihre Axt in den Schädel zu rammen. Bald würde sie an Xantos´ Seite über das Land herrschen, was sie kaum noch erwarten konnte. Sie hatte ihm erzählt, dass Allan und Noma auf dem Weg zum Wüstengrab waren, um sich das dritte und letzte Schwert zu holen. Dieser hatte sich sofort auf dem Weg gemacht, um wenigstens das der Wüste sein Eigen nennen zu können.
Am nächsten Tag konnte sie den Ladenbesitzer und seine Männer ausfindig machen. Sie versteckte sich bei den Schattenwesen im Wald und wartete, bis die Dunkelheit hereingebrochen war. Sie wollte sie überfallen und mit ihren Begleitern unschädlich machen. Esary war froh, die Pferde von Allan und ihrem Vater zu sehen. Scheinbar wurden sie nach ihrer Flucht wieder eingefangen. Allan würde sich bestimmt freuen, Enola wieder zu haben. Allmählich machte der Gedanke an ihn sie besessen. Sie wollte nichts Anderes als diesen Mann - abgesehen von der Macht über Tylonia.
Bei Dunkelheit griffen sie an. Die Männer waren unvorbereitet - sie hatten nicht einmal Zeit ihre Schwerter zu zücken. Esary und die Schattenwesen streckten alle nieder. Dann trat der Händler aus seinem Zelt heraus. Sie stürmte nicht gleich auf ihn zu, sondern wollte mit ihm spielen und ihn quälen - so wie er es mit ihrem Vater getan hatte.
»Dich noch einmal wiederzusehen hätte ich nicht gedacht.« Die Schattenwesen schienen ihn nicht zu stören. Er nahm keine Notiz von ihnen.
»Unverhofft kommt oft«, entgegnete Esary.
»Weswegen bist du gekommen?« Er konnte es sich mit Sicherheit denken, warum fragte er dann?
»Um mich für den Tod meines Vaters zu bedanken.«
»Ach, das war mir doch ein Vergnügen. Nicht der Rede wert.«
Es brodelte in Esary. Wieso wagte er es, so herablassend zu
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