Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
befand. Dieser Jemand war nicht alleine. Er hatte zwei Pferde bei sich. Es waren Enola und Merelitos´ Reittier. Esary! Es war Esary, die dort vor dem Wüstengrab stand.
»Esary! Was machst du denn hier?«, fragte Allan überrascht.
»Was für eine Begrüßung.« Sie lächelte, doch wirkte es aufgesetzt und unecht. Sie schien noch sauer auf ihn zu sein, wollte es jedoch nicht zeigen. Er würde das, was geschehen war, gerne wieder gutmachen. Aber wie?
»Ich dachte, du würdest dich etwas mehr freuen, eine alte Freundin wiederzusehen.«
Auch wenn Allan es nicht wahrhaben wollte, er empfand etwas für Esary. Nach Merelitos´ Tod hatte sie sich sehr verändert. Doch gab er die Hoffnung nicht auf, dass sie wieder die Alte werden würde - die Frau, die er kennengelernt hatte. Noma hingegen war anscheinend nicht begeistert, sie wiederzusehen.
»Natürlich freu´ ich mich, dich wiederzusehen.« Er ging auf sie zu und umarmte sie. Im ersten Moment bereitete es ihm Unbehagen, schließlich empfand er auch etwas für Noma. Doch Esary war die erste Frau gewesen, die ihm gezeigt hatte, wozu er in der Lage war. Sowohl kämpferischer Natur als auch sexueller. Er hatte es mit beiden Frauen genossen, doch waren die beiden einfach nicht vergleichbar. Sie waren zu verschieden. Allan war verwirrt. Was sollte er nur tun? Einerseits empfand er viel für Noma und wollte sie nicht verletzen, doch andererseits hatte Esary ihn zum Mann gemacht, was sie zu etwas Besonderem machte.
Sie lösten sich wieder voneinander. Er ging zu Enola, streichelte sie und klopfte ihr auf den Rücken. Es freute ihn ungemein, sie endlich wiederzuhaben.
»Wie bist du denn an unsere Pferde gekommen?«
»Ich habe sie uns zurückgeholt.«
»Und wie?«, fragte Noma misstrauisch.
»Das tut doch nichts zur Sache. Wichtig ist nur, dass wir sie wieder haben. Das wird uns die weitere Reise immens erleichtern.«
Allan sah Noma an, dass sie sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben wollte, doch trotzdem hakte sie nicht weiter nach. Esary erblickte Fay und beäugte sie skeptisch. Diese ließ sich nicht lumpen, und ehe die für sie fremde Frau etwas sagen konnte, ging sie auf sie zu und stellte sich vor.
»Wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Fay. Ich bin die Prinzessin dieser Wüste und die Anführerin der Wüstenkriegerinnen.«
»Es ist mir eine Freude, dich kennenzulernen.« Etwas in ihrer Stimme sagte Allan, dass sie log. Was hatte sie gegen Fay? Sie hatte sie doch gerade erst kennengelernt.
»Allan«, wandte Esary sich freudestrahlend ihrem Freund zu. »Ich habe dir übrigens noch etwas mitzuteilen. Etwas sehr Erfreuliches.«
Allan sah sie mit gerunzelter Stirn an. Was konnte dieses Erfreuliche bloß sein? Er sollte es erfahren. Und das würde die Situation für alle verändern.
8
Schwanger? Konnte das wirklich sein? Esary war schwanger und das von Allan? Den Weg in das Wüstengrab beschritt er wie in Trance. Er bekam von dem, was um ihn herum geschah, kaum etwas mit. Sie hatte, nachdem er sie gefragt hatte, woher sie wisse, schwanger zu sein, erklärt, dass eine Frau so was nun einmal wisse. Doch könnte er ihr wirklich glauben? Das alles schien so unwirklich. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
Der Eingang des Wüstengrabs bestand aus einer endlos scheinenden Treppe, die in einen unterirdischen Gang hinabführte. In diesem Gewölbe war es finster wie die Nacht. Doch wie immer in solchen Lagen half ihnen Allans Amulett weiter. Es erhellte mit seinem Leuchten den Weg. Nach einigen Stufen folgte ein endloser, schmaler Gang, den sie hintereinander durchschreiten mussten, Fay allen voran. Sie hatte dieses Grab mit Sicherheit oft besucht, um den Königen vergessener Zeiten zu würdigen. Nur sie kannte den Weg bis zu der Grabkammer. Nach einer langen Wanderung teilte sich der Gang auf einmal.
»Hier entlang!«, sagte Fay und folgte dem rechten Weg. »Nicht mehr weit, dann haben wir es geschafft.«
Der Gang endete in einem Korridor, der durch zwei Fackeln beleuchtet wurde. Die Kraft des Amuletts ließ nach, denn sie konnten dank des Feuers genug sehen. Dieser Korridor war ein leerer Raum, der nichts weiter als kahle Wände vorzuweisen hatte. Keine Tür, keinen Gang, nichts.
»Hier geht es nicht weiter«, stellte Noma fest. »Wo soll denn das Wüstengrab sein?«
»Habt etwas Geduld«, erwiderte Fay. »Gleich haben wir es.«
Sie stellte sich in die Mitte des Raumes und begann, etwas in einer Sprache zu sagen,
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