Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
wer sich einmal in der Wüste verirrt, findet nie wieder aus ihr hinaus.«
Das hatte Allan sich schon gedacht, als er die unendliche Weite der Wüste gesehen hatte.
»Mein Name ist übrigens Fay. Ich bin die Prinzessin von Enwob. Ich führe eine Gruppe von Kriegerinnen an. Mit einigen von ihnen habt ihr schon Bekanntschaft gemacht.« Die holden Damen würde Allan nicht so schnell vergessen. »Ihr braucht keine Angst vor ihnen zu haben. Sie hören allein auf mein Wort, und ich werde ihnen nur befehlen, euch zu köpfen, wenn ihr gelogen habt.«
Welch´ beruhigende Worte. Aber da sie die Wahrheit gesprochen hatten, bräuchten sie nichts zu befürchten.
Als Erstes begab sich Fay mit den beiden in die Waffenkammer, um ihnen ihre Waffen zurückzugeben. Dann zeigte sie ihnen ihre Festung. Sie war beeindruckend. Es handelte sich um eine gedrungene Anlage mit großen Ziegelsteinen und breiten Eingängen, die anscheinend zu weiteren Zellen und den Unterkünften der Kriegerinnen führten. Überall waren unzählige Kontrollposten unterwegs, um die Festung vor unerwünschten Besuchern zu schützen. Fay geleitete die beiden durch eine der Türen. Sie kamen in eine große Halle, in der alle anderen, bis auf jene, die Wache hielten, versammelt waren. Als sie Fay erblickten, fielen sie auf die Knie und verbeugten sich vor ihrer Anführerin.
»Frauen, wie ihr sehen könnt, habe ich Besuch mitgebracht. Dies sind Allan und Noma, von denen ich euch erzählt habe. Sie suchen das Schwert der Weisheit, um Tylonia vor der bevorstehenden Dunkelheit zu retten.«
Die Kriegerinnen standen wieder auf und grüßten die beiden nickend.
Am Abend war ein Lagerfeuer vor den Anlagen entfacht worden und die Wüstenbewohnerinnen bescherten ihnen ein vorzügliches Mahl. Allan und Noma saßen mit Fay zusammen und unterhielten sich mit ihr, als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen.
»Wie kommt es, dass hier nur Frauen leben?«, fragte Noma. Allan rechnete damit, Fay würde sich diskriminiert und gekränkt fühlen, doch das Gegenteil war der Fall.
»Vor vielen Jahrzehnten wurde unsere Festung überfallen und alle Männer umgebracht. Die Frauen hatten sich in den Anlagen verstecken können.« Sie erzählte die Geschichte ohne jegliche Trauer. Wahrscheinlich, weil sie es gewohnt war, nur unter Frauen zu leben. »Nach jenem Angriff hatten sie sich dazu entschlossen, unter ihresgleichen - Frauen - zu leben und sich nie wieder zu verlieben, da ihre gebrochenen Herzen sie beinahe umgebracht hätten.«
»Also lebt ihr seitdem nur noch unter Frauen und hattet nie wieder jeglichen ... Männerbesuch?« Noma schien diese Frage unangenehm zu sein, doch war sie scheinbar zu neugierig, um sie für sich zu behalten. Fay nickte.
»Das könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Den Rest meines Lebens ohne Männer zu verbringen? Niemals!«
Allan war peinlich berührt. Er war ein Mann und Fay sah ihn mit einem kuriosen Blick an, als würde sie fragen wollen, ob sie ein Paar seien. Da hatte sie es auch schon ausgesprochen. Er lief rot an und auf Nomas Lippen machte sich ein Grinsen breit.
»Nein!«, antworteten beide wie aus einem Mund.
»Aber man soll niemals nie sagen.« Fay zwinkerte Noma zu.
Allan räusperte sich. »Um von diesem Thema mal abzukommen ... Wie konnte diese Festung erhalten bleiben? Ich meine so ganz ohne Männer und ... Fortpflanzung?«
»Durch Glück. Hier leben fast alles nur Frauen, die in ihrem Leben etwas Schlimmes erlebt hatten und sich für ihr Recht einsetzen wollen. Ich hingegen bin eine der wenigen Ältesten dieser Festung.«
Erstaunlich. Fay schien älter zu sein als es den Anschein hatte. Dem Aussehen nach zu urteilen, war sie ungefähr im selben Alter wie Esary und Noma.
»Wie alt ...«, begann er seine Frage, erhielt jedoch von Noma einen Hieb in die Seite, die ihn von seiner unbedachten Frage abhielt.
»Ich weiß, was du wissen möchtest. Aber lass dir eins gesagt sein: So etwas fragt man eine Frau nicht.«
Nomas Erläuterung nahm er sich zu Herzen und hielt den Mund.
Die Nacht war weit vorangeschritten, und Allan und Noma saßen immer noch am Lagerfeuer. Sie hatten wohl ein wenig zu viel von dem Wein, der ihnen angeboten worden war, getrunken und unterhielten sich angeheitert. Sie flirteten miteinander und berührten sich immer wieder scheinbar ungewollt. Sie schienen die gemeinsame Zeit zu genießen.
Einige Meter von ihnen entfernt, hinter einem Verschlag versteckt, beobachtete jemand die beiden. Wie
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