Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
konnte er nur? Sie hatte ihm ihre Liebe gestanden und ihm fiel nichts anderes ein als sich mit dieser Hure zu vergnügen. Noma wollte mehr als ihn nur bei seiner Reise begleiten, das hatte sie von Anfang an gewusst. Sie hatte es auf ihn abgesehen und nutzte ihre Abwesenheit aus, um sich an ihn ranzumachen. Irgendetwas musste sie sich einfallen lassen, um ihn für sich zu gewinnen. Zur Not würde sie dieses Miststück einfach umbringen. Dann wäre Noma aus dem Weg und Allan hätte nur noch Augen für sie. Esary entfernte sich von ihrem Versteck, stets darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden.
Am Morgen stand Allan verkatert auf, und als er Noma sah, wusste er, dass es ihr nicht anders ging. Er hatte noch nie Wein getrunken und nicht gewusst, wie er es vertragen würde, doch er hatte nicht unfreundlich sein wollen, also hatte er einen Becher nach dem anderen geleert. Nun fühlte er sich so schlecht wie nie zuvor. Sein Kopf pochte und er war müde, als hätte er mehrere Nächte nicht mehr geschlafen.
Die Sonne blendete, als er hinaustrat, und verschlimmerte seine Kopfschmerzen. Wie sollte er so den Tag überstehen? Hätte er sich letzte Nacht doch nur zurückgehalten.
»Seid ihr bereit?« Fay stand vor dem Eingang und wartete auf ihn und Noma. »Oder wollt´ ihr euren Rausch noch etwas ausschlafen?«
Fays Frage war mit Sicherheit nicht ernst, sondern sarkastisch gemeint. Also antwortete Allan erst gar nicht.
»Dann kann es ja losgehen.«
»Ja, das kann es«, erwiderte er. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Solch´ eine Aufregung hatte er noch nie verspürt. Heute war der Tag der Tage, an dem sie das dritte Schwert finden und diese Schattenwesen von der Erdoberfläche verschwinden würden.
»Achtet stets darauf, wo ihr hintretet«, mahnte Fay, als sie die Wüste betraten. »Wenn ihr nicht aufpasst, geratet ihr in Treibsand oder werdet von Skarabäen gefressen.«
Skarabäen? Von solchen Wesen hatte Allan noch nie gehört. Fay schien seine Unwissenheit zu bemerken und erklärte: »Skarabäen sind Pillendreher und unter anderem ein Zeichen für die Sonne. So faszinierend sein Äußeres auch erscheint, so grausam ist der Tod, den sie verursachen.«
Allan riss die Augen auf. Hoffentlich würden sie keinem dieser fleischfressenden Käfer begegnen. Noma hingegen schien keine Angst zu verspüren. Sie war vorsichtig, bei allem was sie tat, doch behielt sie immer die Ruhe. Das bewunderte er an ihr.
Er fragte sich, wie Fay sich in dieser Wüste auskennen konnte. Wie schaffte sie es, sich nicht zu verlaufen? Sie führte sie geradewegs durch die Einöde, ohne die Orientierung zu verlieren. Fay hatte recht behalten. Wäre sie nicht ihre Führerin, würden sie in den unendlichen Weiten verloren gehen. Vermutlich wären sie vom Sand verschluckt oder Skarabäenfutter geworden. Oder gar etwas viel Schlimmeres wäre ihnen zugestoßen. Doch zum Glück war die Prinzessin der Wüste an ihrer Seite. Somit hatten sie nichts zu befürchten.
Es war nach Mittag, die Sonne stand am höchsten Punkt des Himmels und verstärkte Allans Kopfschmerzen noch mehr. Da sah er auf einmal etwas am Horizont. Es war verschwommen, weswegen er nicht erkennen konnte, was sich da vor ihnen aufgetan hatte. Er dachte zuerst, es handle sich um eine Fata Morgana. Doch Fay behielt die Richtung dorthin bei. Nun wusste er, um was es sich in der Ferne handelte: Nicht mehr lange und sie würden das Wüstengrab erreichen.
»Was hat es eigentlich mit dem Wüstengrab auf sich?«, wollte Allan wissen. »Ich meine: Wer liegt dort begraben?«
»Alle Könige Enwobs. Und seit einigen Jahrzehnten auch die Männer, welche die letzten in Enwob gewesen waren.«
»Du meinst jene, die damals getötet worden waren?«
»So ist es.«
»Also befindet sich das Schwert der Weisheit auf einem Friedhof?«, fragte Noma sichtlich entsetzt. Allan ging es nicht anders. Alleine der Gedanke, ein Jahrhunderte altes Grab zu betreten, bereitete ihm Unbehagen.
Er hatte gedacht, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie das Wüstengrab erreichen würden. Allerdings benötigten sie noch gut zwei Tage, ehe sich der verschwommene Horizont in ein klares Gebirge verwandelte. Ein Gebirge mitten in diesen unendlichen, irreführenden Weiten. So wie Fay ihnen erzählt hatte, schien es das einzige zu sein. Ansonsten bestand die Wüste lediglich aus Sand und ihrer Festung.
Sie kamen näher und sahen, dass sich jemand vor dem Eingang zum Wüstengrab, welcher in das Gebirge eingelassen war,
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