Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
welche Allan noch nie gehört hatte. Wie sie später erklärte, war es die Sprache der Wüste, die nur Fay und ihre Kriegerinnen kannten. Wie durch Geisterhand erschien vor ihr ein Tor, das an einen Spiegel erinnerte - ein Spiegel mit verschwommenem Bild.
»Folgt mir!« Fay verschwand durch das Tor. Die anderen zögerten, doch dann tat Esary den ersten Schritt, woraufhin Allan ihr folgte. Wenn sie sich in das Ungewisse stürzen konnte, dann konnte er es erst recht. Als Letzte durchschritt Noma die Pforte. Sie fanden sich im Grab der Könige wieder. Allan hatte mit vielem gerechnet, aber mit dem, was sich seinen Augen nun bot, wahrlich nicht. So etwas Prachtvolles hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Es war ein kleiner Raum, dessen Wände mit purem Gold versehen waren. Der Boden bestand aus den wertvollsten Edelsteinen, die Tylonia zu bieten hatte. Es brannte kein Licht, jedoch benötigten sie es auch nicht. Das Gold erleuchtete ihre Umgebung heller als jedes Licht es hätte tun können. Und direkt vor ihnen auf der Erde bot sich der beeindruckende Anblick der Königsgräber. Auch ihre Grabsteine waren aus Gold, welches unbezahlbar schien. Und inmitten dieser Steine befand sich eine unscheinbare Truhe, doch Allan wusste, was sich in ihr befinden würde.
»Allan«, sagte Fay. »Es liegt nun an dir, sie zu öffnen.«
Er atmete tief ein und trat an den Kasten heran. In wenigen Augenblicken würde er das dritte und letzte Schwert in seinen Händen halten und alles würde sich zum Guten wenden. Er öffnete das Schloss und hob den Deckel an. Was ihm dann unter die Augen kam, ließ ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht weichen. Er konnte den Blick nicht mehr abwenden.
»Allan!« Nomas Stimme klang besorgt. »Was ist los?«
Er stand auf, drehte sich langsam um und sagte mit ernster Miene: »Sie ist leer!«
Noma und Fay blickten mit weit aufgerissenen Augen in die Truhe. Sie war tatsächlich leer. Wie konnte das nur passiert sein? Waren die Feinde doch schneller gewesen als sie? Wenn dem wirklich so war, woher hatten sie gewusst, wo sich das dritte Schwert befand? Und wie hatten sie unbemerkt an ihnen vorbeiziehen können? Der schwarze Strahl, welchen sie im Midora-Wald gesehen hatten, hatte mit Sicherheit damit zu tun. Was sollten sie bloß tun? Zwei der Schwerter hatten sie, doch ohne dem letzten hätten sie keine Aussicht auf Tylonias Rettung. Sie mussten sich auf den Weg zum Schloss machen. Vielleicht würde die Prinzessin wissen, was sie unternehmen könnten. Sie verließen das Wüstengrab und Noma und Allan wollten sofort losziehen, als Fay Einwände erhob.
»Vier Personen, zwei Pferde? Der Weg zum Schloss ist lang und beschwerlich. Wir müssen ohnehin in die Richtung der Festung. Dort werde ich uns mit zwei weiteren Pferden ausstatten.«
Allan und Noma nickten, während Esary abwesend wirkte.
Als sie nach über zwei Tagen die Festung erreichten, war es bereits Nacht, also entschlossen sie sich dazu, bis zum Morgengrauen hier zu verweilen. Fay und Noma waren die Ersten, die sich schlafen legten. Allan und Esary hatten somit Zeit, sich ungestört zu unterhalten.
»Bist du wirklich schwanger?«
»Ja.«
Nachdem sie ihm von dem bevorstehenden Nachwuchs erzählt hatte, hatte Allan diesen Gedanken verdrängt. Er hatte sich auf das Wesentliche konzentriert und sich nicht von seinen Gefühlen ablenken lassen. Doch nun, als sie zu zweit am Lagerfeuer saßen, nutzte er die Zeit, um sich Gewissheit zu verschaffen.
»Wie konnte das nur passieren?«, fragte er verzweifelt. Wie sollte er nur für ein Kind aufkommen? Vor allem in der derzeitigen Situation.
»Ich glaube nicht, dass ich dir das erklären muss«, erwiderte Esary.
»Das stimmt. Aber was machen wir denn jetzt?«
»Wie meinst du das?« Ihre Augen strahlten Panik aus. Befürchtete sie, er würde sich nicht um sie kümmern?
»Nun ja ... Meinst du wirklich, dass dies ein guter Zeitpunkt ist, ein Kind in die Welt zu setzen? Ich meine ... in Zeiten wie diesen ... Tylonia ist immer noch in Gefahr. Wie sollen wir ein Kind versorgen?«
»Uns wird wohl kaum etwas Anderes übrig bleiben.«
»Aber es gibt doch diese Mittel ...«
Allan dachte an diese Tränke, von denen er schon mal gehört hatte. Die Frauen würden einen von ihnen zu sich nehmen und das Kind somit verlieren.
»Kommt überhaupt nicht infrage!« Esary schien außer sich zu sein. »Wir bekommen ein Baby und damit ist Ende.«
»Ich meinte ja nur ...«
»Schluss! Ich möchte davon nichts mehr hören.«
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