Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
Tod in Stein verwandelte.
»Du hast es geschafft!«
Zalir half Allan durch das Fenster hinein und umarmte ihn mit Tränen in den Augen. Er konnte es kaum glauben, dass das Leid, das Morden, das Sterben endlich ein Ende hatte. Sie ließen voneinander ab und spürten die Erde unter sich beben. Ein Blick hinaus zeigte ihnen, wie das verwüstete Land seinen alten Glanz zurückerlangte. Eine unsichtbare Welle der Macht zog über die unendlichen Weiten und zerstörte alles, was Xantos mit sich gebracht hatte. Von hier aus wirkte es, als wäre nie etwas geschehen. Doch das Beben ließ nicht nach, sondern verschlimmerte sich. Allan sah, wie sich die Ziegel vom Dach lösten, wie die Mauersteine zerbrachen und der Boden unter ihnen dünner wurde.
»Das Schloss bricht zusammen«, bemerkte er. Er griff nach Zalirs Hand und lief mit ihr durch das in sich zusammenstürzende Gemäuer. Durch den Ballsaal konnten sie nicht, denn der existierte nicht mehr.
»Hier entlang!« Die Prinzessin zog ihn mit sich den weiterführenden Flur entlang, an dessen Ende ein großer Teppich auf dem Boden lag. Diesen zog sie beiseite und offenbarte eine Geheimtür.
»Das ist unsere einzige Möglichkeit, das Schloss lebend zu verlassen.«
Sie öffnete die Tür und sprang hinein. Allan zögerte. Doch der zerstörerische Anblick, der sich hinter ihm bot, ließ seine Angst und Zweifel verschwinden. Er folgte Zalir und rutschte einen scheinbar nie enden wollenden Gang hinunter. Er war froh, als er endlich am unteren Ende angelangt war. Die Prinzessin wartete auf ihn und half ihm hoch. Als er stand, bemerkte er, dass er sich im Schlossgarten befand, welcher wieder in seiner früheren Pracht strahlte. Das grünste Gras, die farbenfrohsten Blumen, die dichtesten Bäume und Büsche zeigten ihren Glanz und zauberten den beiden ein Lächeln auf die Lippen.
»Komm´ mit!«, riss Zalir Allan aus seiner Starre heraus. »Wir müssen zu den anderen. Wir können später in den Garten zurück.«
Sie hatte recht. Wichtiger als der Garten war, zu wissen, wer noch am Leben war ... und wer nicht. Seine Gedanken kreisten um Noma. Er hatte sie vom Balkon aus gesehen. Dann war er in das Schloss zurückgekehrt und hatte von dem Kampf nichts mehr mitbekommen.
Sie liefen aus dem Garten und um das Schloss herum, bis sie zum Schlachtfeld gelangten. Die Überlebenden feierten anscheinend eine Siegesfeier. Sie lagen sich in den Armen, waren vor Freude am lachen, am weinen und am schreien. Dann bemerkten sie die beiden auf sie Zukommenden und verstummten.
»Unsere Königin und der Erlöser Tylonias!«, rief ein Kanula.
Allan blickte sich um und stellte mit Erschrecken fest, dass mehr Wesen ihr Leben hatten lassen müssen, als er es sich hätte vorstellen können. Dann erblickte er Bengua, den König der Kanula, der mit den anderen Opfern in einer Reihe aufgebahrt worden war. Er ging auf den Kanula zu und sagte: »Es tut mir leid!«
»Was meint Ihr?«
»Es tut mir leid, dass euer König wegen mir sterben musste.« Allan hatte das Gefühl, trotz des jetzigen Friedens versagt zu haben. Hätte er Xantos von Beginn an aufhalten können, wäre es nie zu diesem Kampf gekommen und es hätte nicht so viele Tote gegeben. Der Kanula fasste ihm an die Arme und erwiderte: »Mein junger Freund! Ich spreche wohl im Namen aller Völker Tylonias, wenn ich sage, dass Euch an nichts die Schuld trifft.« Er umarmte ihn. »Es ist so gekommen, wie es kommen musste, und zu keinem Zeitpunkt Eurer Reise hättet Ihr den Verlauf des Schicksals ändern können.«
Allan sah, wie alle Wesen um ihn herum nickten und dem Kanula zustimmten. Als dieser von ihm abließ, entgegnete er: »Ich bin froh, das zu hören. Ihr wisst nicht, welche Vorwürfe ich mir mache, weil ich Xantos nicht an seinem Plan hatte hindern können.«
»Ihr braucht Euch keine Vorwürfe zu machen. Bei jedem Krieg gibt es Tote. Das bleibt leider nicht aus. Genießt den Frieden und den Ruhm, der Euch zusteht.«
Allan wollte etwas erwidern, als er seine zwei Widersacher entdeckte. Xantos lag leblos am Boden und Esary war zu Stein geworden. Er vergaß, was er sagen wollte und ging zu ihnen hinüber. Den Schattenprinzen beachtete er kaum. Er war froh, dass dieses Monster tot war. Seine Aufmerksamkeit galt Esary. Er hatte sich immer gefragt, wie aus dieser liebenswerten, jungen Frau eine solche Bestie hatte werden können. Sie tat ihm unendlich leid. Sobald er das Schloss verlassen hätte, würde er sich auf in das Sepua-Gebirge
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