Allan Quatermain
und daß ich dich immer lieben werde, bis einst der Tod meinen Leib erkalten läßt; ja, und ich glaube, auch dann noch werde ich dich lieben bis in alle Ewigkeit. Ich sage, daß deine Stimme wie Musik in meinen Ohren klingt, und deine Berührung ist wie das Wasser, das auf durstiges Land fällt; wenn du zugegen bist, dann ist die Welt schön, und wenn ich dich nicht sehen kann, dann ist es, als herrsche tiefe Finsternis. Oh, Nylephta, ich werde dich nie verlassen; um deinetwegen will ich mein Volk und meines Vaters Haus vergessen, ja, ich will verzichten auf alles, was mir lieb und teuer war. An deiner Seite will ich leben, Nylephta, und an deiner Seite will ich sterben!«
Er hielt inne und schaute sie mit ernstem Gesicht an. Sie aber ließ ihr Haupt hängen wie eine welke Blume und sagte kein einziges Wort.
»Schau!« rief er und zeigte auf die Statue, die in das silberne Licht des Mondes getaucht war. »Du siehst dort jene engelsgleiche Frau, die ihre Hand auf die Stirn des schlafenden Mannes gelegt hat, und du siehst, wie durch ihre Berührung seine Seele auflodert und durch sein Fleisch hindurchscheint, so wie eine Lampe durch die Berührung des Feuers: so ist es auch mit mir und dir, Nylephta. Du hast meine Seele aus tiefem Schlummer erweckt, und nun, Nylephta, ist sie nicht mehr mein, sondern dein; sie gehört dir, nur dir. Mehr kann ich dir nicht mehr sagen: in deine Hände lege ich mein Leben.« Und dann lehnte er sich zurück gegen den Sockel der Statue. Er sah bleich aus, und seine Augen glänzten feucht, aber er war stolz und schön wie ein Gott.
Und langsam, unendlich langsam, hob sie ihren Kopf und schaute ihn mit ihren wunderbaren Augen, in denen jetzt ihre ganze Leidenschaft erstrahlte, fest und lange an, so als wolle sie direkt in das Innerste seiner Seele blicken. Und schließlich sprach sie, leise zwar, doch mit einer Stimme so klar wie der Klang einer silbernen Glocke.
»Fürwahr, ich bin nur ein schwaches Weib, und ich glaube dir. Schrecklich wird für dich der Tag sein, und auch für mich, an dem der Zufall mich lehren sollte, daß ich einer Lüge geglaubt habe. Und nun höre, was ich dir sage, o Mann, der du hierherkamst aus der Fremde, um mein Herz zu stehlen. So lege ich denn meine Hand auf die deine, und ich, deren Lippen nie zuvor geküßt haben, küsse deine Stirn; und ich schwöre bei dieser meiner Hand, und bei diesem ersten und heiligen Kuß, ja, und beim Wohle meines Volkes und bei meinem Thron, den ich wohl bald deinetwegen verlieren werde – bei dem Namen meines hehren Geschlechtes, bei dem heiligen Stein und bei der ewig währenden Würde der Sonne, daß ich für dich leben und für dich sterben will. Und ich schwöre, daß ich dich, und nur dich, lieben werde bis ins Grab, ja, und noch danach – wenn es, wie du sagst, ein ›Danach‹ gibt. Und dein Wille soll mein Wille sein, und deine Wege sollen auch meine Wege sein!
Oh, siehe, mein Herr! Du weißt nicht, wie demütig die ist, die liebt; ich, die ich eine Königin bin, knie vor dir nieder; zu deinen Füßen liegend bete ich dich an.« Und mit diesen Worten fiel das bezaubernde, in heißer Liebe entbrannte Geschöpf vor ihm auf die Knie, auf den kalten Marmor. Und was danach geschah, weiß ich nicht, denn ich konnte es nicht länger ertragen und stahl mich davon, um mich ein wenig an der Gesellschaft des alten Umslopogaas zu erquicken. Ich wollte die beiden eine Weile mit sich selbst und ihrem Glück allein lassen.
Der alte Krieger stand wie gewöhnlich auf Inkosi-kaas gelehnt und betrachtete die Szene, die sich da vor seinen Augen in dem kleinen vom Lichte des Mondes erhellten Kreis abspielte, mit einem amüsierten Lächeln.
»Ah, Macumazahn«, sagte er, »vielleicht liegt es daran, daß ich alt werde, aber ich glaube nicht, daß ich euch Weiße jemals verstehen werde. Schau doch nur die beiden dort; sie sind ein hübsches Paar Turteltauben, aber warum das ganze Theater, Macumazahn? Er will eine Frau, und sie will einen Mann. Warum zahlt er dann nicht mit seinen Kühen * wie ein Mann und damit basta? Sie könnten sich damit eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen, und wir würden nicht unseren Nachtschlaf versäumen. Aber sie reden und reden und reden, und küssen und küssen und küssen ... Pah!«
Eine gute Dreiviertelstunde später kam das Paar Turteltauben zu uns herübergeschlendert. Curtis machte ein etwas einfältiges Gesicht, und Nylephta bemerkte beiläufig, welche bezaubernden Effekte doch das
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