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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Sinn nach Heirat, ist sie doch wie eine Tasse, deren Inhalt niemand kennt, bevor er nicht aus ihr trinkt. Ich danke dir abermals, Nasta.« Und dann deutete sie mit einer Handbewegung an, daß das Gespräch für sie beendet war.
    Das Gesicht des großen Fürsten lief vor Wut dunkel an, so daß es fast die Farbe seines Bartes hatte; er wußte, daß diese Antwort als endgültige Absage an seinen Heiratsantrag anzusehen war.
    »Der Königin sei Dank für ihre huldvollen Worte«, antwortete er; nur mit Mühe konnte er an sich halten. »Ich werde diese Worte in meinem Herzen bewahren. Und nun bitte ich um eine weitere Gunst, nämlich die, daß ich mich mit Ihrer Majestät huldvoller Erlaubnis zurückziehen darf in meine eigenen armen Städte im Norden. Dort werde ich warten, bis die Königin endlich geruht, sich dazu zu entschließen, meinen Antrag mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Vielleicht«, fügte er mit einem höhnischen Lächeln hinzu, »läßt sich die Königin dazu herab, mir dort einen Besuch abzustatten. Sie kann ja bei der Gelegenheit gleich diese fremden Herren da mitbringen.« Dabei warf er uns einen grollenden Blick zu. »Es ist zwar nur ein armes und rauhes Land, aber wir sind ein tapferes, hartes Bergvolk, und es werden dort dreißigtausend Schwertkämpfer versammelt sein, Ihrer Majestät und ihren Begleitern den Willkommensgruß entgegenzurufen.«
    Auf diese Worte, die fast als eine Erklärung offener Rebellion aufzufassen waren, folgte atemlose Stille. Nylephta stieg die Zornesröte ins Gesicht; sie beugte sich stolz vor und schleuderte Nasta ihre Antwort entgegen.
    »Oh, sei gewiß, Nasta, ich werde kommen, und keine fremden Herren werden in meinem Gefolge sein, und jedem deiner Bergbewohner, der dich einen Prinzen heißt, werde ich zwei aus dem flachen Lande entgegensetzen, die mich eine Königin nennen. Und wir werden sehen, welche Rasse die stärkste ist! Bis dahin – leb wohl.«
    Ein Fanfarenstoß erscholl, die Königinnen erhoben sich, und dann löste sich die Versammlung unter verwirrtem Geraune und Getuschel auf. Ich für mein Teil begab mich in tiefer Nachdenklichkeit zurück in mein Quartier; ein Bürgerkrieg schien unvermeidlich.
    Nach diesem Ereignis herrschte ein paar Wochen Ruhe. Curtis und die Königin trafen sich nicht sehr oft. Sie erlegten sich äußerste Zurückhaltung auf, damit nichts von dem wahren Verhältnis, in dem sie zueinander standen, in die Öffentlichkeit durchsickerte. Aber so verschwiegen und vorsichtig sie auch waren; nach einiger Zeit erhoben sich Gerüchte, die so schwer zu verfolgen waren wie eine umhersummende Fliege in einem dunklen Zimmer, und die doch ebenso deutlich hörbar waren, und schließlich pfiffen es die Spatzen von den Dächern, daß die beiden mehr miteinander verband als Staatsgeschäfte.

17
     
    Der Sturm bricht los
     
     
    Und nun braute sich noch zu allem Überfluß ein anderes Unheil wie eine drohende schwarze Wolke am Horizont zusammen, das schon eine ganze Weile über wie eine zunächst noch kleine Regenwolke am blauen Himmel gelauert hatte: nämlich Sorais' Zuneigung zu Sir Henry. Ich sah förmlich, wie der Sturm näher und näher kam, und schließlich war es dann soweit. Die Liebe einer solch schönen und hochgestellten Frau wäre unter normalen Umständen für jeden normal empfindenden Mann alles andere als ein trauriges Ereignis gewesen, aber für Curtis bedeutete sie, in Anbetracht der Lage, in der sie sich befand, eine bedrückende Last.
    Dazu muß gesagt werden, daß Nylephta, so bezaubernd sie auch war, leider Gottes eine sehr eifersüchtige Person war, die häufig ihren Zorn über die eindeutigen Blicke, mit denen ihre königliche Schwester Curtis bedachte – Alphonse pflegte das als ›bemerkenswerte Consideration‹ zu bezeichnen –, an ihrem armen Geliebten ausließ. Da seine wahre Beziehung zu Nylephta höchster Diskretion unterlag, traute Curtis sich nicht, diesen Anschuldigungen, die, was ihn anbetraf, jeglicher Grundlage entbehrten, ein Ende zu machen oder wenigstens den Versuch dazu zu unternehmen, indem er vielleicht gelegentlich Sorais diskret davon in Kenntnis gesetzt hätte, daß er die Absicht hatte, ihre Schwester zu heiraten. Eine dritte Fliege in Sir Henrys Suppe war die Tatsache, daß er sehr wohl um Goods ernsthafte Zuneigung zu der unheimlichen, aber nichtsdestoweniger höchst attraktiven »Herrin der Nacht«, wie Sorais vom Volk genannt wurde, wußte. Der arme Bougwan hatte sich in der Tat zu einem

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