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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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herum, und ich sah, wie das Messer blitzte, und ich hörte, wie es zustieß. Es war gut für Bougwan, daß er seine Haut aus Eisen trug, sonst hätte die Klinge ihn durchbohrt. Und da sah er zum ersten Mal, wer die Frau war, und ohne ein Wort fuhr er erschrocken zurück. Er hatte die Sprache verloren. Auch sie war erschrocken und sprach nicht, doch plötzlich legte sie ihren Finger auf ihre Lippe – so, wie ich es jetzt mache – und ging auf den Vorhang zu und durch ihn hindurch, und mit ihr ging Bougwan. So nah ging sie an mir vorbei, daß ihr Kleid mich berührte, und ich war nahe daran, sie zu töten, als sie ging. In dem ersten Vorraum sprach sie mit flüsternder Stimme zu Bougwan, und sie rang die Hände – so, wie ich es jetzt mache – und flehte ihn an. Was sie jedoch sagte, weiß ich nicht. Und so gingen sie weiter in den zweiten Vorraum, sie flehte, und er schüttelte den Kopf und sagte immerzu ›nein, nein, nein‹. Und es schien mir, als ob er die Wache rufen wollte, als sie plötzlich zu flehen innehielt und ihn mit großen Augen anschaute. Und ich sah, daß er verhext war von ihrer Schönheit. Dann streckte sie die Hand aus, und er küßte sie, worauf ich mich entschloß, zu ihr zu gehen und sie zu ergreifen, denn ich sah, daß Bougwan nun auch eine Frau geworden war und nicht mehr wußte, was gut war und was böse. Doch siehe da! Sie war fort.«
    »Fort!« entfuhr es mir.
    »Ja, fort, und da stand Bougwan und starrte an die Wand wie einer, der schläft, und dann ging auch er, und ich wartete eine Weile, und dann ging auch ich.«
    »Bist du sicher, Umslopogaas«, fragte ich, »daß du heute nacht nicht geträumt hast?«
    Anstelle einer Antwort öffnete er die linke Hand und zeigte mir ein etwa drei Zoll langes Bruchstück einer Dolchklinge aus feinstem Stahl.
    »Und wenn ich geträumt habe, Macumazahn, dann sieh, was der Traum mir hinterlassen hat. Das Messer zerbrach an Bougwans Busen, und als ich ging, hob ich dies in der Schlummerstätte der Weißen Königin auf.«
     

18
     
    Krieg! Blutiger Krieg!
     
     
    Ich bat Umslopogaas, zu warten, schlüpfte in meine Kleider und ging mit ihm in Sir Henrys Gemach, wo der Zulu seine Geschichte Wort für Wort wiederholte. Sie hätten Curtis' Gesicht sehen müssen, als er Umslopogaas zuhörte.
    »Großer Gott!« rief er. »Da liege ich hier und schlafe, während zur selben Stunde Nylephta fast ermordet wird – und alles auch noch meinetwegen! Diese Sorais muß ja von Furien besessen sein! Es wäre ihr ganz recht geschehen, wenn Umslopogaas sie dabei erschlagen hätte.«
    »Ja«, sagte der alte Zulu. »Keine Angst, ich hätte sie schon rechtzeitig getötet, noch bevor sie hätte zustechen können. Ich habe nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.«
    Ich sagte dazu nichts weiter, aber irgendwie hatte ich die leise Ahnung, daß das Leben vieler tausend Unschuldiger hätte gerettet werden können, wenn der Zulu Sorais das Schicksal hätte zukommen lassen, das sie ihrer Schwester zugedacht hatte. Und, wie die späteren Ereignisse noch beweisen sollten: ich sollte mit meiner Vermutung recht behalten.
    Nachdem Umslopogaas seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, ging er ungerührt sein Frühstück einnehmen. Sir Henry und ich diskutierten hingegen die Situation.
    Er war höchst erbittert über Goods Verhalten und meinte, man dürfe ihm nicht länger vertrauen. Schließlich habe er in voller Absicht Sorais über eine geheime Treppe entkommen lassen, wo es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, sie festzunehmen und der Justiz zu übergeben. Er war in der Tat maßlos in seiner Bitterkeit und Enttäuschung. Ich ließ ihn sich eine Weile austoben, wobei ich im stillen darüber nachdachte, wie leicht es uns doch fällt, uns über die Fehler und Unzulänglichkeiten anderer zu ereifern, und mit welcher Nachsicht wir uns unsere eigenen Schwächen verzeihen.
    »Mein lieber Freund«, sagte ich schließlich, »wenn man dich so reden hört, dann sollte man gar nicht glauben, daß du derselbe Mann bist, der erst gestern noch mit dieser Frau eine lange Unterredung hatte, und der mir hinterher erzählte, wie schwer es ihm gefallen wäre, sich der Faszination dieser Person zu entziehen. Und das, obwohl du eine der schönsten und liebenswertesten Frauen der ganzen Welt liebst! Nun stelle dir doch nur einmal vor, es wäre Nylephta gewesen, die versucht hätte, Sorais zu ermorden, und du hättest sie dabei ertappt, und sie hätte dich angefleht; wärst du dann auch so wild darauf

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