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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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zerrieb einen weißen Fisch zu feinem Mehl und mischte dieses unter Umslopogaas' Haferschleim. Dieser aß fast seine ganze Portion auf, ohne zu wissen, was Alphonse damit angestellt hatte. Zu seinem großen Unglück jedoch konnte der Franzose seine diebische Freude darüber nicht verbergen und scharwenzelte immerzu um den Zulu herum, um zu sehen, ob der etwas merkte. Schließlich schöpfte Umslopogaas, der auf seine Weise ein äußerst kluger Bursche war, Verdacht. Er untersuchte sorgfältig die Reste seines Haferschleims und entdeckte schließlich den »Trick der Büffelkuh«. Seinen daraufhin stattfindenden Rachefeldzug habe ich bereits ausführlich beschrieben. Der kleine Mann konnte wirklich von Glück reden, daß er noch so glimpflich davongekommen war. Ebensogut hätte der Zulu ihm nämlich das Genick brechen können. Es wäre eigentlich anzunehmen gewesen, daß er aus der Episode in der Missionsstation, als der Zulu ihm die Vorstellung mit der Axt geliefert hatte, gelernt hätte, daß Umslopogaas eine höchst ungeeignete Zielscheibe für seine Streiche darstellte.
    Dieser Zwischenfall war für sich genommen eigentlich ziemlich unwichtig; ich schildere ihn jedoch deswegen, weil er ernsthafte Konsequenzen nach sich zog. Sobald Alphonse die Blutungen aus seinen Kratzwunden gestillt und sich gewaschen hatte, machte er sich, noch immer laut fluchend, davon, um seine Wut verrauchen zu lassen. Wie ich aus Erfahrung wußte, dauerte das immer mehrere Tage. Als er fort war, hielt ich Umslopogaas eine lange Gardinenpredigt und sagte ihm, daß ich mich für sein Verhalten schämte.
    »Nun gut, Macumazahn«, erwiderte er. »Du darfst nicht so streng mit mir sein, denn dies ist nicht mein Ort. Ich bin seiner überdrüssig; es langweilt mich zu Tode, immerzu nur zu essen und zu trinken, zu schlafen und von Hochzeiten zu hören. Ich liebe nicht dieses weiche Leben in Steinhäusern, das einem Mann das Herz raubt und seine Kraft zu Wasser macht und sein Fleisch in Fett verwandelt. Ich liebe nicht die weißen Kleider und die eleganten Frauen, den Klang der Fanfaren und die Falkenjagd. Als wir gegen die Masai kämpften, dort, in jenem Kraal, ja, da war es noch wert zu leben; hier jedoch fällt niemals ein Hieb im Zorn, und ich fange schon an zu glauben, daß ich den Weg meiner Väter gehe und niemals mehr Inkosi-kaas erhebe.« Er erhob seine Axt und schaute sie kummervoll an.
    »Aha!« gab ich ihm zur Antwort, »das also quält dich, nicht wahr? Du bist wieder einmal vom Blutrausch ergriffen, oder? Der Specht braucht wieder einen Baum, nicht wahr? Und das in deinem Alter! Du solltest dich schämen, Umslopogaas!«
    »Ja, Macumazahn, mein Geschäft ist ein blutiges, aber dennoch ist es ehrenhafter als manch anderes. Es ist besser, einen Mann im edlen Kampfe zu töten, als ihm das Blut aus dem Herzen zu saugen, indem man kauft und verkauft und ihn durch Wucher zur Strecke bringt, wie ihr Weißen es tut. Manch einen Mann tötete ich, und doch gibt es niemand, dem ich nicht mehr in die Augen schauen könnte. Ja, und viele sind da, die einst Freunde waren, und mit denen ich mit größtem Vergnügen eine gemeinsame Prise Schnupftabak nehmen würde. Aber schau! Du gehst deinen Weg, und ich gehe meinen: jeder geht zu seinem eigenen Volk und an seinen eigenen Ort. Der Ochse aus der Hochsteppe stirbt in dem Land, wo es fettes Gras gibt, und so ist es mit mir, Macumazahn. Ich bin rauh und wild, das weiß ich, und wenn mein Blut heiß ist, dann weiß ich nicht, was ich tu; und doch wirst du bekümmert sein, wenn die Nacht mich verschluckt und ich in der tiefsten Schwärze verloren bin, denn tief in deinem Herzen liebst du mich, mein Vater Macumazahn, der alte Fuchs, wiewohl ich nichts bin als ein alter, zerbrochener Zulukrieger – ein Häuptling, für den es keinen Platz gibt in seinem eigenen Kraal, ein Ausgestoßener, ein Wanderer in einem fremden Land; ja, und ich liebe dich, Macumazahn, denn zusammen sind wir ergraut, und zwischen uns ist etwas, das man nicht sehen kann, und doch ist es zu stark, um zu zerbrechen.« Dann nahm er seine Schnupftabaksdose, eine alte Messingpatrone, aus dem Schlitz in seinem Ohr, wo er sie aufzubewahren pflegte, und reichte sie mir mit der Aufforderung, mich zu bedienen.
    Mit einem Gefühl der Rührung nahm ich die Prise. Er hatte recht; ich hing sehr an dem alten, blutrünstigen Raufbold. Ich weiß auch nicht, was eigentlich seinen Charme ausmachte; jedenfalls hatte er welchen; vielleicht war es seine

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