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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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zu dem breiten Eingang, der mit Dornenbüschen gefüllt ist, und töten auch dort den Wachtposten, und dann beziehen wir, mit Streitäxten bewaffnet, unsere Stellung – jeder an einer Seite des Pfades, der zum Eingang führt, und der dritte ein paar Schritte vom Eingang entfernt, um die zu töten, die es schaffen, an den beiden am Tor vorbeizukommen. An der Stelle wird der größte Ansturm kommen. Es bleiben sechzehn Mann übrig. Laßt uns diese Männer in zwei Gruppen aufteilen. Mit einer davon sollst du gehen, Macumazahn, und mit einer der ›Betmann‹ (Mr. Mackenzie). Sie sollen, mit Gewehren bewaffnet, auf die Seiten des Kraals gehen; eine Gruppe zur Rechten und eine zur Linken. Und wenn du, Macumazahn, wie ein Ochse brüllst, dann sollen alle aus ihren Gewehren das Feuer auf die schlafenden Masai eröffnen; sie müssen dabei aufpassen, daß sie nicht das kleine Mädchen treffen. Dann soll Bougwan am anderen Ende des Kraals seinen Kriegsschrei ausstoßen, über die Mauer springen und mit seinen zehn Männern die Masai zum Zweikampf stellen. Und es wird so sein, daß die Soldaten, benommen von der Speise und dem Schlaf, verwirrt vom Feuer der Gewehre, vom Fallen der Männer und von den Speeren Bougwans, aufspringen und wie gehetztes Wild auf den dornenbewehrten Eingang zustürzen. Und dann werden von beiden Seiten die Kugeln in sie hineinfahren, und am Eingang stehen Incubu und ich und warten auf jene, die den Feuerhagel überstanden haben und zum Eingang gelangt sind. Das ist mein Plan, Macumazahn; wenn du einen besseren hast, dann nenne ihn!«
    Als er mit der Darlegung seines Plans fertig war, erklärte ich den anderen die Einzelheiten desselben, die sie nicht ganz verstanden hatten. Und einhellig und vorbehaltlos teilten sie meine Bewunderung für diesen klugen, wohldurchdachten Plan, den der alte Zulu da ausgeheckt hatte. Auf seine Art war Umslopogaas sicherlich der vortrefflichste General, den ich je kennengelernt habe. Nach einer kurzen Debatte entschlossen wir uns, den Plan, so wie er stand, zu akzeptieren, da er unter diesen Umständen das einzig Mögliche war und – angesichts der Tatsache, daß wir eigentlich auf verlorenem Posten standen – wenigstens ein Fünkchen Hoffnung auf Erfolg in uns weckte. Eine Hoffnung, die uns in Anbetracht der gewaltigen Übermacht und der Grausamkeit unserer Widersacher ohnehin nur theoretisch zu sein schien.
    »Du alter Löwe«, sagte ich anerkennend zu Umslopogaas, »du verstehst es ebenso, zu beißen, wie auf der Lauer zu liegen. Du weißt genau, wann man zupacken und wann man warten muß.«
    »Ja, ja, Macumazahn«, gab er zur Antwort. »Seit dreißig Jahren bin ich Krieger, und ich habe vieles erlebt. Es wird ein großer Kampf werden. Ich rieche Blut – ich sage dir, ich rieche Blut.«

6
     
    Die Nacht vergeht
     
     
    Wie man sich gewiß vorstellen kann, hatte die gesamte Bewohnerschaft der Missionsstation beim ersten Anzeichen des Auftauchens der Masai im Innern des Steinwalles Zuflucht gesucht. Nun standen sie alle – Männer, Frauen und zahllose Kinder – dicht zusammengedrängt in kleinen Gruppen beieinander, sprachen in ehrfürchtigem Ton von den grausamen Sitten und Bräuchen der Masai und beklagten schon im voraus das schreckliche Los, das ihrer harrte, wenn es diesen blutrünstigen Wilden gelänge, die Mauer zu überwinden.
    Unmittelbar nachdem wir uns auf den Plan, den Umslopogaas vorgeschlagen hatte, geeinigt hatten, schickte Mr. Mackenzie nach vier aufgeweckten Burschen zwischen zwölf und fünfzehn Jahren und beauftragte sie, von verschiedenen Stellen aus das Lager der Masai zu beobachten und in regelmäßigen Abständen zu melden, was sich dort tat. Weitere Jungen, ja sogar Frauen, wurden längs der Mauer in bestimmten Abständen postiert, um uns im Falle eines Überraschungsangriffes frühzeitig warnen zu können.
    Nachdem diese Maßnahmen in die Wege geleitet worden waren, trommelte unser Gastgeber die zwanzig Mann, die seine ganze Streitmacht darstellten, auf dem Innenhof zusammen und hielt eine ernste Ansprache. Es war in der Tat eine beeindruckende Szene – keiner der Anwesenden wird sie so leicht vergessen können. Direkt neben dem mächtigen Stamm des Baumes stand der Missionar, den eckigen Körper mit einem Arm gegen den Stamm gelehnt; den anderen Arm hielt er ausgestreckt empor, während er sprach. Er stand barhäuptig da, und sein offenes, freundliches Gesicht spiegelte deutlich die Seelenqual wider, die er litt. Neben ihm auf einem

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