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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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schwermütig auf einem Bette liegt. Ein Arm hing nachlässig über den Rand des Bettes, während er den Kopf auf den anderen stützte, wobei die herabwallenden Locken ihn halb verdeckten. Über ihn gebeugt stand eine weibliche Gestalt mit einem reich drapierten Gewand. Ihre Hand ruhte leicht auf seiner Stirn. Diese Frau war von einer solch strahlend weißen Schönheit, daß der Betrachter unwillkürlich den Atem anhielt. Und erst der stille Zauber, der auf ihrem vollendeten Antlitz ruhte – es fehlen mir die Worte, ihn zu beschreiben! Er ruhte auf ihren Zügen wie das Lächeln eines Engels; Macht, Liebe, Göttlichkeit – all dies schien aus ihrem Blick zu sprechen. Sie schaute den schlummernden Jüngling an, und das vielleicht Außergewöhnlichste an diesem Meisterwerk war die frappierende Naturtreue, in der es dem Künstler gelungen war, auf dem erschöpften, sorgenumwölkten Gesicht des Schlafenden den Ausdruck der plötzlich aufkeimenden Hoffnung wiederzugeben, die in dem Augenblick eintritt, da der Zauber in seinem Geiste zu wirken beginnt. Es hatte fast den Anschein, als bräche eine Inspiration in die Dunkelheit seiner Seele, wie die Morgendämmerung über die Dunkelheit der Nacht. Es war in der Tat ein großartiges Meisterwerk der Bildhauerkunst, wie es nur ein wahrer Genius vollendet haben kann.
    Zwischen den schwarzen Marmorsäulen waren ebenfalls Statuen gruppiert; einige von ihnen stellten allegorische Motive dar, andere verstorbene Monarchen und ihre Frauen oder berühmte Männer. Keine dieser Statuen jedoch kam unserer Meinung nach auch nur annähernd jenem großartigen Kunstwerk gleich, das ich hier beschrieben habe, obwohl verschiedene darunter ebenfalls von der Hand des großen Bildhauers und Architekten, König Rademas, sind.
    Im Mittelpunkt der Halle befand sich ein massiver Klotz aus schwarzem Marmor. Er hatte etwa die Größe eines Babystuhls und ähnelte ihm auch ein wenig in der Form. Dieser Marmorblock war, wie wir später noch erfuhren, der heilige Stein dieses bemerkenswerten Volkes. Auf ihn legten die Monarchen nach der Krönungszeremonie ihre Hand und schworen bei der Sonne, das Reich mit allen Mitteln zu schützen und zu verteidigen und seine Gebräuche, Traditionen und Gesetze zu befolgen und zu bewahren. Dieser Stein war allem Anschein nach uralt, und längs seiner Seiten waren lange Linien eingekerbt, was, wie Sir Henry mir erklärte, der Beweis dafür war, daß er einmal vor Urzeiten in der eisernen Umklammerung eines Gletschers gewesen sein mußte. Um diesen Marmorblock, der dem Volksglauben nach von der Sonne gefallen war, rankte sich eine merkwürdige Prophezeiung; nämlich daß, wenn er einst in Stücke zerspränge, ein König, der einer fremden Rasse entstammte, die Herrschaft über das Reich antreten würde. Der Stein sah indessen so bemerkenswert solide aus, daß die angestammten Prinzen wohl eine gute Chance hatten, ihre Herrschaft noch für einige Jahrhunderte zu behalten.
    Am Ende der Halle befand sich ein Podium, welches mit dicken, reich verzierten Teppichen ausgelegt war. Auf diesem Podium standen nebeneinander zwei Thronsessel. Diese Thronsessel, die die Form großer Stühle hatten, bestanden aus massivem Gold. Die Sitzflächen waren dick ausgepolstert, die Rückenlehnen hingegen waren nackt. Auf jeder der beiden Rückenlehnen befand sich ein großes Sonnenemblem, das seine feurigen Strahlen in alle Richtungen aussandte. Als Fußstützen dienten zwei liegende Löwen aus purem Golde, deren Augen aus gelb schimmernden Topasen bestanden.
    Ihr Licht bekam die Halle aus zahlreichen schmalen Fenstern, die ziemlich weit oben in die Wand gebrochen waren. Sie erinnerten ein wenig an Schießscharten, wie man sie in alten Schlössern sieht. Glas hatten sie keines; diesen Werkstoff kannte man hier offensichtlich nicht.
    So also sah die großartige Halle aus, in der wir uns befanden. Die recht ausführliche Beschreibung gründet sich natürlich auf die etwas eingehendere Betrachtung, zu der wir bei späteren Besuchen noch Gelegenheit haben sollten. Im Augenblick jedenfalls hatten wir nur wenig Zeit, uns alles genauer anzusehen, denn als wir die Halle betraten, sahen wir, daß sich eine große Anzahl von Männern vor den zwei Thronsesseln versammelt hatten, die indes noch unbesetzt waren. Einige von ihnen, offenbar ihre Anführer, saßen auf reichlich mit Schnitzwerk geschmückten Holzstühlen, die links und rechts von den Thronsesseln aufgereiht waren, jedoch nicht davor. Sie trugen

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